"Umzingelt von Lärm und Dreck"

PFALZEL. Überragend war sie nicht, die Resonanz auf die Einladung zum TV -Ortsgespräch. Dennoch brachte die rund 20-köpfige Runde sehr deutlich zum Ausdruck, was vielen Pfalzelern unter den Nägeln brennt - vor allem die unerträgliche Belästigung durch Lärm und Luftverschmutzung aus dem Industriegebiet.

 Teilnehmer des TV -Ortsgespräches informieren sich über die Entwicklung ihres Stadtteils.Foto: Christine Cüppers

Teilnehmer des TV -Ortsgespräches informieren sich über die Entwicklung ihres Stadtteils.Foto: Christine Cüppers

Es war Kernthema beim Ortsgespräch vor fast einem Jahr. Auch in den Diskussionen zum Stadtteil-Rahmenplan stand es auf der Prioritätenliste: Das Thema "Belastung durch Lärm und Emissionen aus dem Industrie- und Hafengebiet". Und so nahm der Komplex am Donnerstagabend in dem von Lokalredakteurin Maria Adrian moderierten Stadtteilgespräch den größten Platz ein.Mit der Firma Hochscheider nannte Norbert Dickmann den Hauptverursacher "unzumutbaren Lärms". Dabei dürfe dieses Unternehmen doch nur Schrott lagern, nicht aber damit arbeiten. Deshalb fragte Dickmann Ortsvorsteher Arnold Kohr, ob es denn keinerlei Auflagen für die Firma gibt?"Eingemeinden allein reicht nicht aus"

Dieses Problem ziehe sich wie ein roter Faden durch seine Arbeit, informierte Kohr. Allerdings könne er nur auf Messungen aus dem Jahr 1997 verweisen, wonach "alles im grünen Bereich" sei. Auch Amtsvorgänger Alfred Heß bestätigte, dass in den 20 Jahren zuvor die ordnungsgemäße Einhaltung der Grenzwerte bestätigt worden sei. "Es ist allerdings fraglich, ob vielleicht nur bei Westwind, in den Mittagspausen oder nach Vorwarnung gemessen wurde", stellte Heß in den Raum. "Dennoch liegen berechtigte und sachliche Beschwerden vor", denen nachgegangen werden müsse, betonte Kohr. Nach Durchforsten des Zuständigkeits-Dschungels sei die Gewerbeaufsicht bei der SGD Nord verantwortlich und Ansprechpartner für die Bürger. Dort werde der Ortsbeirat aktuelle Messungen und Auskünfte über die Einhaltung der Richtlinien fordern.Martin Bach verwies auf ein Grundsatz-Problem in Pfalzel, die Mischbebauung: "Das Industriegebiet ist zu dicht an der Wohnbebauung." Da aber in Industriebereichen höhere Grenzwerte für Lärm und Emissionen gelten, komme es fast zwangsläufig zu Belästigungen. Dies wird verstärkt durch die rasante Entwicklung, die das Pfalzeler Industriegebiet in den vergangenen Jahren genommen habe.Der zweite Diskussionspunkt für die Gesprächsteilnehmer war der miserable Zustand der Straßen, der nicht zuletzt durch den Lastverkehr zu den vielen Baustellen verursacht wurde und wird.Jörg Seibert vermutet, dass der kleine Stadtteil "weit weg von der Innenstadt liegt und daher von den Verantwortlichen in der Verwaltung vergessen wird." Nur so sei zu verstehen, dass die Pfalzeler Straßen ein "Teppich aus hunderten von Flicken sind". Dabei habe die Stadt die Verpflichtung, nicht nur einzugemeinden, sondern sich auch um dieses Eigentum zu kümmern. Hierzu führte Alfred Heß aus, dass die heimischen Straßen aus den 50er Jahren stammen und auf Pferde- oder Kuh-Fuhrwerke und höchstens 50 Autos ausgelegt seien. "Jetzt fahren 2000 Autos im Ort, und alles müsste erneuert werden." Verbesserungen aber, so betonte der ehemalige Vorsteher, müssten von den Anliegern maßgeblich bezahlt werden. "Und dann sind die Straßen für die meisten Leute wieder gut genug." Schlechte Straßen, so die einhellige Meinung, haben aber auch eine negative Auswirkung auf das Ortsbild. Werde der Zustand verbessert, ziehe das viele private Initiativen nach sich wie Anstrich von Fassaden und Verschönerung von Vorgärten. Insgesamt müsse die Stadt endlich ein Straßen- Sanierungsprogramm auflegen. Schließlich sei das ja kein Pfalzel-spezifisches Thema, sondern stadtweit brisant.Gefragt, wie eine Prioritätenliste zur Verbesserung von Lebensqualität und Tourismus aussehen würde, waren sich alle einig: Lärm und Emissionen müssten verringert, Straßen erneuert und das Ortsbild an den Zufahrtsstraßen verschönert werden. Am Montag geht es um die Klosterschenke, die schon seit 200 Jahren gastronomisch genutzt wird.

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