Unabhängiges Institut bestätigt: Trier verdient gut an ADAC Rallye

Trier · 1,4 Millionen Euro spült der gigantische Motorsportzirkus der ADAC-Rallye Deutschland in den Wirtschaftskreislauf der Gastronomen, Hoteliers, Einzelhändler und Dienstleister der Stadt Trier. Zum ersten Mal hat ein unabhängiges Institut die wirtschaftlichen Effekte der Rallye untersucht. Das klare Fazit: Trier profitiert enorm vom jährlichen Motorendonner.

 Spektakel vor der Porta Nigra: Laut einem unabhängigen Institut spült die ADAC Deutschland Rallye jährlich etwa 1,4 Millionen Euro in die Kassen von Trierer Hoteliers, Dienstleistern und Einzelhändlern. TV-Foto: Archiv/Funkbild

Spektakel vor der Porta Nigra: Laut einem unabhängigen Institut spült die ADAC Deutschland Rallye jährlich etwa 1,4 Millionen Euro in die Kassen von Trierer Hoteliers, Dienstleistern und Einzelhändlern. TV-Foto: Archiv/Funkbild



Trier. Die Analyse war bis gestern Abend streng geheim. "Noch nicht einmal der ADAC hat eine Kopie bekommen", verriet der Trierer Rallye-Cheforganisator und Abschnittsleiter Manfred Kronenburg. So saß auch er gespannt im Zuschauerraum, als Wirtschaftsdezernent Thomas Egger die Ergebnisse des Instituts Biehl und Partner aus Trier mit seinem Dezernatsausschuss besprach.

Die Methode: Die beiden Institutsleiter Eberhard Biehl und Bert Hallerbach stellten dem Ausschuss die Ergebnisse selbst vor. Biehl und Partner hat während der Rallye 2011 eine Besucherbefragung an vier Standorten in Trier durchgeführt. Die Beherbergungsbetriebe in Trier wurden zu den Effekten befragt, die sie während der Rallye registrieren. Die Rennteams lieferten Aufenthaltsdauer, Budgethöhe und Teilnehmerzahl. Abschließend befragte Biehl und Partner 120 Touristen, die nicht wegen der Rallye nach Trier gekommen sind, ob sie Störungen und Einschränkungen erlebt haben.

Das Ziel: "Die Berechnung der wirtschaftlichen Effekte sollte sich auf die Besucher konzentrieren, die wegen der Rallye nach Trier gekommen sind", erklärte Bert Hallerbach. Daher schloss das Institut von 1138 Befragten die Zuschauer mit einem Wohnsitz in Trier ebenso vom Ergebnis aus wie Besucher, die kein Interesse an der Rallye hatten. Übrig blieben 737 Besucher. Alle Möglichkeiten, als Gast in Trier Geld auszugeben, waren Bestandteile ihrer Befragung - vom Restaurantbesuch bis zur Busfahrt.

Das Ergebnis: Biehl und Partner kam zu dem Schluss, dass die speziell wegen der Rallye nach Trier gereisten mehr als 29.000 Tages- und Übernachtungsgäste während ihres Aufenthalts einen konkreten Umsatz zwischen 1,3 und 1,4 Millionen Euro generieren, der in den Kassen der Trierer Wirtschaft landet. Zudem haben 82 Prozent der Trierer Besucher, die von der Rallye nichts wissen wollten, keine Störungen oder Einschränkungen festgestellt. "Auf der anderen Seite haben viele Besucher der Rallye die Stadt kennengelernt, und ein größerer Teil will aus touristischen Motiven heraus wiederkommen", sagte Hallerbach.

Die Zukunft: Der Stadtrat muss beschließen, ob die Rallye auch in den nächsten Jahren durch die Stadt und die Region Trier rollen wird. Nur die Rallye 2012 ist noch durch den aktuell geltenden Ratsbeschluss aus 2009 gesichert, ab 2013 ist ein neues Votum notwendig. Dezernent Egger dazu: "Der offizielle Antrag für eine Rallye 2013 liegt der Stadt noch nicht vor, deshalb gibt es noch keine Beschlussvorlage."

Meinung


Schluss mit der Mär

Die ADAC-Rallye Deutschland hat in Trier und der umliegenden Region viele Kritiker und Gegner. Manche halten nichts vom Motorsport generell, andere ärgern sich über das Dröhnen der hochgezüchteten Motoren oder über die Sperrungen und Einschränkungen durch den Rennbetrieb. Diese Standpunkte sind alle nachvollziehbar, und auch der größte Rallye-Fan muss und sollte sie akzeptieren. Doch mit einer Mär sollte jetzt Schluss sein: Die Rallye bringe Trier und der Region überhaupt keine Gewinne, das sei ein reines PR-Märchen des ADAC, alle Zahlen seien geschönt und gefälscht. Diese Mär hat ein unabhängiges Institut widerlegt. Die Zahlen liegen auf dem Tisch. Wer die Rallye jetzt noch ablehnt, wird sich dazu bekennen müssen, dass er auch 1,4 Millionen Euro und einem enormen Imagegewinn für verzichtbar hält. Ein besonders für die Entscheider in den Ratsfraktionen wichtiger Punkt, der noch einige heiße Diskussionen prägen wird.

j.pistorius@volksfreund.de

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