Unfälle, Brände und ein Pferd auf der Mauer

Kordel · Mehr als 20 Jahre hat Wehrleiter Peter Heinz die Feuerwehren in der Verbandsgemeinde Trier-Land geführt. In dieser Zeit hat es Tausende von Einsätzen gegeben - Unfälle, Brände, Unwetter, Menschenrettungen. Am Sonntag übergibt Heinz das Amt an seinen Stellvertreter Jürgen Cordie.

Kordel. Würde es in Kordel brennen, dann wäre Peter Heinz vermutlich einer der ersten, der es bemerkt. Von seinem Wohnzimmerfenster kann der Wehrleiter der Verbandsgemeinde Trier-Land den ganzen Ort überblicken. 1974 hat es den Ehranger nach Kordel verschlagen, in jene Verbandsgemeinde, in der er 22 Jahre lang, von 1989 bis 2011, das Ehrenamt des Wehrführers ausgeübt hat. Am kommenden Sonntag (16.30 Uhr, Bürgerhaus Kordel) wird der 62-Jährige feierlich verabschiedet. Den Job übernimmt dann sein bisheriger Stellvertreter Jürgen Cordie aus Zemmer-Rodt, neue Stellvertreter werden Andreas Bauer (Langsur) und Ralf Kinzig (Trierweiler).
Eigenen Kameraden geborgen


Peter Heinz war nie Wehrführer, kommt also nicht von der Basis, was für eine Karriere bei der Feuerwehr eher ungewöhnlich ist. In Kordel trat er erst 1982, acht Jahre nach dem Zuzug, der Wehr bei. "Es gab schon einige, die Vorbehalte hatten", erinnert sich Heinz, "zuerst sollten mal die Kordeler Jungen vor den ‚Friemen\' der Feuerwehr beitreten." Doch dann ging es schnell: 1983 wurde der Eisenbahner, der zuletzt freigestellter Betriebsrat war, Kreisausbilder für Truppführer sowie für Truppmänner und -frauen - ein Lehrgang, den alle Feuerwehrangehörige absolvieren müssen. 1989 wählten ihn dann die Wehrführer von Trier-Land zu ihrem Wehrleiter. Mitkandidaten waren ein Wehrführer und ein weiterer Kreisausbilder.
Wichtig sei es anfangs gewesen, die unwegsame und mit vielen Aussiedlerhöfen besiedelte Verbandsgemeinde mit ihren Straßen und Wegen kennenzulernen, sagt Heinz. Eine Grundvoraussetzung, um Einsätze zu koordinieren. Und von denen kamen Tausende auf den Wehrleiter zu - zahlreiche Unfälle, davon die schwersten auf der B 51, Brände, Überschwemmungen an Mosel, Kyll und Sauer (siehe Extra). Noch gut erinnern kann sich Peter Heinz an die Hochwassereinsätze des Jahres 2003 in Kordel und Ralingen sowie die Großbrände im Lager der Türfabrik Borne und auf einem Bauernhof in Newel. Dass auch schon mal eine Katze auf dem Hausdach oder ein Pferd auf einer Mauer gerettet werden mussten, gehört eher in die Rubrik "Skurriles". Was die Helfer am meisten mitnehme, sagt Heinz, seien die Unfälle mit Schwerverletzten oder Toten. Da hätte es schreckliche Bilder gegeben, die man nicht beschreiben und nur schwer verarbeiten könne. So hätten Wehrmänner in Welschbillig ihren tödlich verunglückten Kameraden aus dem Fahrzeug bergen müssen. "Es ist wichtig, dass wir heute gut ausgebildete Ärzte und Psychologen haben, die sich um die Angehörigen, aber auch um uns Feuerwehrleute kümmern", sagt Heinz. Ein dickes Lob zollt er seiner Truppe, aber auch den Räten: "Da wird zwar öfter geschimpft, wenn\'s ums Geld geht, aber sie tun letztlich alles Notwendige für den Brandschutz." Beispielhaft nennt er den Ausbau der Atemschutzwerkstatt in Kordel. Trotz aller Sparbemühungen müsse man langfristig auch über den Einsatz von hauptamtlichen Feuerwehrleuten nachdenken, und sei es auch nur einer pro Verbandsgemeinde, meint der 62-Jährige. Moderne Fahrzeuge und Atemschutz- und Pumpenwerkstätten stellten mittlerweile eine so große Herausforderung dar, dass sie für Ehrenamtler kaum mehr zu leisten seien. Ein Problem sei auch, dass tagsüber kaum noch Wehrleute in den Orten verfügbar seien. Um genügend Leute zu bekommen, müsse man schon vier, fünf Nachbarwehren gleichzeitig alarmieren.Extra

In der Verbandsgemeinde Trier-Land gibt es 30 freiwillige Feuerwehren mit 631 Aktiven, darunter 46 Frauen. In 13 Jugendwehren werden rund 160 Nachwuchskräfte ausgebildet. Laut Einsatzstatistik, die Wehrführer Peter Heinz seit 1992 führt, rücken die Wehren von Trier-Land im Jahresschnitt zu rund 55 Bränden aus. Technische Hilfe, beispielsweise bei Verkehrsunfällen, wird jährlich rund 300 Mal geleistet. Im Jahr 2000 gab es hier mit 367 Einsätzen den höchsten Wert. alf

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