Nachruf Universität Trier nimmt Abschied von Erwin Faul und Ralph Jätzold

Trier · Betroffenheit und Trauer an der Universität Trier. Mit Erwin Faul und Ralph Jätzold sind kurz vor dem Jahresende zwei hoch angesehene emeritierte Professoren gestorben.

 Ralph Jätzold

Ralph Jätzold

Foto: Trierischer Volksfreund/Mechthild Schneiders (mehi)

Das Fach Politikwissenschaft trauert um Prof. em. Dr. Erwin Faul, der am 27. Dezember im Alter von 97 Jahren verstorben ist. Faul lehrte von 1977 bis zu seiner Emeritierung 1988 an der Universität Trier und hat die Entwicklung des Fachs Politikwissenschaft maßgeblich mitgeprägt. Erwin Faul hat an der Universität Heidelberg Soziologie, Nationalökonomie, Staatsrecht, Psychologie, Philosophie und Geschichte studiert. Später wechselte er zur Politikwissenschaft. 1952 wurde er mit einer Arbeit über „Die Situation des modernen Machiavellismus“ in Heidelberg promoviert. Die Ruhr-Universität Bochum erteilte ihm 1970 einen Ruf zum Professor für Politische Wissenschaft.

Neben seinem Interesse an Machiavelli und dem Machiavellismus hat sich Erwin Faul intensiv mit Themen der Wahl- und Parteienforschung auseinandergesetzt. So war er 1953 bis 1955 Redakteur der Zeitschrift der Deutschen Wählergesellschaft „Der Wähler“ und trat mit Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen zur frühen Wahlforschung und Wählersoziologie in der Bundesrepublik in Erscheinung. 

Erwin Faul hat auch an einem wichtigen Kapitel der deutschen Politikwissenschaft mitgeschrieben. Von 1960 bis 1979 war er Redakteur der Politischen Vierteljahresschrift (PVS), von 1960 bis 1973 als einziger verantwortlicher Redakteur, später auch als Herausgeber. 1983 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft (DGfP).

Der Fachbereich Raum- und Umweltwissenschaften nimmt Abschied von Prof.em. Dr. Ralph Jätzold, einem der Gründerväter der Geografie an der Universität Trier. Er begann seine wissenschaftliche Laufbahn 1958 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Hochschule Karlsruhe und ab 1959 an der Universität Tübingen, an der er sich 1966 habilitierte. Nach einer Anstellung als wissenschaftlicher Rat und Professor für Wirtschaftsgeografie an der Universität Heidelberg (1966-1970) vertrat er die Professur für Biogeografie an der Universität Saarbrücken. Im Wintersemester 1970/1971 erhielt er einen Ruf auf die Professur für Kulturgeografie an die Universität Trier, wo er bis 1999 lehrte.

Das Wirken von Ralph Jätzold hat Generationen von Studierenden der Geografie aus aller Welt in Trier geprägt. Seine große wissenschaftliche Leidenschaft widmete er jedoch Afrika, wo er eine breite Zeitspanne afrikanischer Kulturgeschichte erlebte. Als Agrarexperte erarbeitete er für Tansania erste Handlungsempfehlungen über die mögliche agrarische Nutzung (1963-1966). Es folgten Forschungsjahre in Kenia und damit verbunden das Lebenswerk von Ralph Jätzold, das „Farm Management Handbook of Kenya“, das zwischen 1979 und 1984 in drei Bänden entstanden und zwischen 2005 und 2013 in Zusammenarbeit mit kenianischen Wissenschaftlern und Agrarplanern in einer erweiterten und überarbeiteten Auflage neu erschienen ist.

 Erwin Faul.

Erwin Faul.

Foto: Uni Trier

Es liefert bis heute Entscheidungsträgern wichtige Informationen und Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige agrarische Nutzung. Diese Arbeit gilt als eine wegweisende Studien im Fachgebiet der Geografie an der Uni Trier. Die Forschungsarbeiten von Ralph Jätzold bildeten den Grundstein für das Ostafrika-Archiv der Universität, welches er seit 1980 auf- und ausgebaut hat. Bereits 1974 gründete er die Geografische Gesellschaft Trier. Daneben war er Mitherausgeber der Schriftenreihe „Materialien zur Ostafrika-Forschung“.

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