Unmut bei Gärtnereien

TRIER. Bis Mitte vergangener Woche hatte die Winterkälte die Region fest in ihrem Griff. Die Gärtnereien der Region hatten mit Bodenfrost, Lichtarmut und dem "Mistwetter" zu kämpfen.

 Bunte Stiefmütterchen warten auf die Gartenfreunde. Foto: dpa

Bunte Stiefmütterchen warten auf die Gartenfreunde. Foto: dpa

Vielerorts wurde dieses Jahr vom Deutschen Wetterdienst der kälteste März seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1890 gemessen. Neben Landwirtschaft und Räumdiensten ist auch die Gartenwirtschaft davon direkt betroffen. "In der Eifel ist man darauf eingestellt, dass es länger kalt ist", sagt Horst Dackscheid von der gleichnamigen Gärtnerei in Waxweiler. Anders als in Trier oder der Hochmoselregion, erwartet man hier von vorne herein ein um zwei bis drei Wochen verspätetes Eintreffen des Frühlings. Trotzdem machen sich die ungewöhnlich tiefen Temperaturen auch hier bemerkbar. Dackscheid: "Die Auswirkungen zeigen sich zuerst im Budget: Bei den Heizkosten für die Gewächshäuser." Hubert Bohr von der Gärtnerei Bohr in Daun sieht das ähnlich: "Die Heizkosten sind um fast 30 Prozent gestiegen. Und weil die Gärtner ja noch nichts im Außenbereich machen können, ist der Absatz gleich null." Frühjahrspflanzen wie Narzissen, Primeln und Stiefmütterchen stehen noch komplett eingewintert im Gewächshaus. Die komplette Frühjahrssaison der Gartenwirtschaft könnte für die Gärtnereien weg brechen, bis das Wetter wieder aufgeht. "Es verschiebt sich alles um zwei bis drei Wochen gegenüber dem normalen Jahresablauf. Es ist erschreckend", so Bohr resigniert. Auch im verhältnismäßig warmen Trier spürt man die Auswirkungen des langen Winters. "Ich bin seit 30 Jahren Gärtner, aber eine so lange Winterphase habe ich noch nicht erlebt. Wir hatten große Umsatzverluste im Bereich von Freilandpflanzen und Frühjahrsblühern", sagt Anton Mock, Leiter des Dehner Gartencenters in Trier. Ausschlaggebend war das Schneechaos Anfang März. Mock: "Die letzten Februarwochen waren in Ordnung für diese Jahreszeit, aber dann kam mit brachialer Gewalt der Winter zurück." Noch gravierender würden sich die Einbrüche jedoch auf die eigentlichen Produzenten auswirken "Die Großgärtnereien bleiben auf ihren Produkten sitzen. Es kann sein, dass die ihre Blumen auf den Kompost werfen müssen", so Mock. Was den Einzelhandel angeht, ist er jedoch guter Dinge: "Seit Montag hat sich die Witterung pflanztechnisch in Richtung Frühjahr gedreht. Die Gärtner sitzen in den Startlöchern." Bei der Firma Lambert in Trier-Nord ist die Lage auch nicht wirklich dramatisch. "Die ersten drei Wochen im März - das war schon eine besondere Situation, die ihre Vergleiche in den letzten Jahren sucht. Aber hier bei uns im Tal ist die Lage entspannter, als bei denen, die in der Eifel oder im Hunsrück sitzen", so Mitarbeiter Rudolf Gotters. Minusgrade machen den Dauerpflanzen in der Bösen Pflanzenwelt eigentlich wenig zu schaffen, da sie sowieso in unseren Breitengraden heimisch sind. Mit der gegenwärtigen Situation ist Uwe Bösen aber trotzdem nicht zufrieden: "Der Betrieb wird dahingehend beeinträchtigt, dass sich die Pflanzzeit nach hinten verschiebt." Damit sei die Zeit gemeint, in der die Endkunden Pflanzen kaufen und zuhause im Garten einpflanzen. "Umso hektischer wird es, wenn die Sonne dann erst scheint. Von jetzt auf gleich will dann jeder gleich pflanzen. Die Bewältigung des Arbeitsaufwands wird enorm", so Uwe Bösen von der Bösen Pflanzenwelt in Trier. Noch scheinen die Gärtnereien der Region Ressourcen zu haben. Aus der Frostwelle, die letztes Jahr im März bei zahlreichen Frühlingspflanzen für ein kaltes Ende gesorgt hatte, hat man gelernt. Uwe Bösen sieht es mit Humor: "Ja klar sorgt die Kältewelle für Unmut - es ist mir viel zu kalt."

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