Unprofessionelle Sturheit

Zum Bericht "Zoff um dritte Sprache" über Spanisch am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Trier (TV vom 10. Juli):

Als ehemaliger FWG'ler und jetziger Gymnasiallehrer in Nordrhein-Westfalen verfolge ich mit Interesse die Entwicklung meiner "alten" Schule. Mit großer Verwunderung habe ich gelesen, dass die Schule nicht in der Lage ist, ergänzend zu ihrem Fremdsprachenprofil einem breiten Wunsch von 34 Eltern von Kindern der achten Klassen nachzukommen, Spanisch ab Klasse neun lernen zu können. Die zitierten Äußerungen der Schulleitung drängen die Vermutung auf, dass da etwas mit einer gehörigen Halsstarrigkeit, ja fast Bockigkeit verteidigt werden muss, was keiner Modernisierung ausgesetzt werden darf. Wirkt da noch ein humanistisch altsprachliches Gymnasialdenken weiter? Versteht sich das FWG immer noch mehr als ehrwürdige Lehranstalt statt als moderne Institution, die eine Dienstleistung anzubieten hat? Ich gehörte 1963 der ersten Generation des FWG an, die statt Pflicht-Griechisch auch Französisch wählen durfte. Welch ein Kampf damals, welch ein Quantensprung in die Moderne! Es sollte heute möglich sein, den Lernwilligen Spanisch als dritte Fremdsprache anzubieten, wenigstens in Kooperation mit anderen Schulen. Aber auch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion scheint das nicht zu wollen. Die im Artikel zitierten Sätze verraten eine unprofessionelle Sturheit. Was ist da festgefahren? Ein modernes Schulangebot sollte nicht den Eltern seinen Willen aufdrängen, sondern vielmehr öffentliche Interessen als Dienstleistung integrieren.

Harry Cremer, Oberstudienrat am Engelbert-von-Berg-Gymnasium in Wipperfürth

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