Unrühmliches Comeback

Es ist in vielerlei Hinsicht ein Déjà-vu-Erlebnis: Wieder geht es um kriminelle Machenschaften im Gesundheitsbereich, wieder soll der inzwischen 67-Jährige andere Leute über den Tisch gezogen haben, wieder führt der Angeklagte im Gerichtssaal das große Wort. Und wieder wird Hans-Joachim Doerfert am Ende zu einer Gefängnisstrafe verurteilt; die allerdings zur Bewährung ausgesetzt wird, zudem noch nicht rechtskräftig ist.


Rückblick: Ende der 90er Jahre ist Hans-Joachim Doerfert in Trier eine Lokalgröße mit überregionaler Strahlkraft. Der studierte Jurist aus dem Saarland managt einen großen katholischen Gesundheitskonzern, die Caritas Trägergesellschaft Trier, ist Präsident des örtlichen Fußballclubs Eintracht Trier.
Schon seit längerem kursieren Gerüchte über unsauberes Finanz- und Geschäftsgebaren, als die Staatsanwaltschaft im Herbst 1999 gegen den Gesundheitsmanager ermittelt. Doerfert wird vom damaligen Trierer Bischof Hermann Josef Spital beurlaubt; kurz darauf wird er wegen drohender Fluchtgefahr vor seiner Villa festgenommen und in Untersuchungshaft gesteckt.
Anderthalb Jahre später verurteilt das Koblenzer Landgericht den damals 57-Jährigen wegen Untreue in 58 Fällen zu sieben Jahren und drei Monaten Gefängnis.
Ein halbes Jahr später stockt das Landgericht München die Strafe gegen Doerfert wegen drei Fällen der Bestechlichkeit sogar noch auf: Zehneinhalb Jahre lautet am Ende die Gesamtfreiheitsstrafe. Vor sechs Jahren wird der gebürtige Saarländer wegen guter Führung vorzeitig auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen, zieht später wieder in seine Wahlheimat Trier.
Das berufliche Comeback endet wenig erfolgreich: Eine von Doerfert zum Teil mit alten Weggefährten gemanagte Beratungsfirma im Gesundheitsbereich macht pleite, ebenfalls eine danach aus der Taufe gehobene Folgefirma. Die juristischen Nachwehen bringen Doerfert im August dieses Jahres schließlich eine elfmonatige Bewährungsstrafe ein. "Ein Fehlurteil", meint der Verurteilte und hält im Gerichtssaal demonstrativ einen gleichlautenden Spiegel-Titel in die Höhe.
Da blitzt Hans-Joachim Doerferts Faible für den großen, thea tralischen Auftritt noch einmal kurz auf. Nur die Kulisse ist bescheidener geworden; und selbst der Vorsitzende Richter glaubt, dass es wohl das letzte Comeback der einstigen Lokalgröße war: "Es ist zu erwarten, dass Herr Doerfert jetzt nicht mehr straffällig wird. Er hat ja inzwischen das gewisse Alter erreicht, wo die geschäftlichen Aktivitäten nachlassen." Rolf Seydewitz

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