Unruhe in Trier-Filsch: Im Neubaugebiet sollen Flüchtlinge wohnen

Trier · Der Trierer Stadtrat berät am heutigen Dienstag über die Bereitstellung von Wohnraum für Flüchtlinge im Neubaugebiet BU 14 Ober der Herrnwiese in Trier-Filsch. Der Ortsbeirat hat bereits zugestimmt, fühlt sich aber im Nachhinein nicht richtig informiert. Die Anwohner sind verunsichert.

 Eigentlich für Sozialwohnungsbau bestimmt sind diese Flächen im Neubaugebiet in Trier-Filsch, hier am oberen Bildrand zwischen den beiden Kreiseln zu sehen, Die Sozialwohnungen sollen zwar gebaut, aber zunächst für Flüchtlinge genutzt werden, die für längere Zeit in Trier untergebracht werden müssen. Zur Orientierung: Links im Bild ist die Kohlenstraße zu sehen, zwischen den Kreiseln die Karl-Carstens-Straße.

Eigentlich für Sozialwohnungsbau bestimmt sind diese Flächen im Neubaugebiet in Trier-Filsch, hier am oberen Bildrand zwischen den beiden Kreiseln zu sehen, Die Sozialwohnungen sollen zwar gebaut, aber zunächst für Flüchtlinge genutzt werden, die für längere Zeit in Trier untergebracht werden müssen. Zur Orientierung: Links im Bild ist die Kohlenstraße zu sehen, zwischen den Kreiseln die Karl-Carstens-Straße.

Foto: Portaflug Föhren

Mit einem solchen Aufschrei der Anwohner hat weder die Stadt Trier noch der Ortsbeirat Filsch gerechnet. Seit im Ortsbeirat über eine Beschlussvorlage zur Wohnraumbereitstellung für Flüchtlinge und Asylbegehrende im Baugebiet BU 14 Ober der Herrnwiese abgestimmt wurde, kommt Ortsvorsteher Karl-Josef Gilles nicht mehr zur Ruhe.
Konkret soll eine Fläche von 5366 Quadratmetern - das entspricht sieben Prozent der Nettowohnbaufläche des Baugebiets - für Flüchtlinge bereitgestellt werden. Diese ist laut der Beschlussvorlage "in besonderem Maße geeignet, da sie auf der Grundlage des rechtsverbindlichen Bebauungsplans und der bereits vorhandenen Erschließung sofort bebaut werden" könne. Der Ortsbeirat hatte der Beschlussvorlage nach kurzer Diskussion mit vier Ja-stimmen und drei Enthaltungen zugestimmt. Gilles hatte sich nicht beteiligt. "Das Thema war mir zu heiß", sagt er im Nachhinein.
Schon einen Tag nach der Sitzung erhält der Ortsvorsteher Anrufe von Bürgern aus Neu-Filsch, die von der Beschlussvorlage erfahren haben. Auch bei der Stadt und beim Trierischen Volksfreund gehen Anrufe und E-Mails ein. Die Anwohner machen sich Sorgen: Sie fürchten eine Minderung des Grundstückswertes, wenn in der Nachbarschaft Asylbegehrende einziehen. Außerdem gebe es das Gerücht, dass ausschließlich junge Männer dort untergebracht würden. Viele beklagen mangelnde Transparenz vonseiten der Stadt. "Die Leute wollen einfach wissen, was auf sie zukommt", sagt Gilles. Er hat mittlerweile Oberbürgermeister Wolfram Leibe angeschrieben und darum gebeten, auf der Grundlage konkreterer Informationen noch einmal im Ortsbeirat beraten zu dürfen.

13 Familien aus Neu-Filsch haben sich zusammengetan und ein Schreiben an die Ratsmitglieder verfasst. Darin äußern sie ihr Unverständnis über das Vorgehen der Stadtverwaltung und über den Inhalt der Beschlussvorlage. Sie schicken vorweg, dass sie die Bemühungen um die Asylproblematik begrüßen und anerkennen "auch mit der zur Verfügungstellung von sozialem Wohnraum in unserer Nachbarschaft". Allerdings beklagen sie, nicht miteinbezogen und vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein. Sie fordern Informationen: Sollen Flüchtlinge dauerhaft oder kurzfristig in Filsch untergebracht werden? Außerdem sollten soziale Brennpunkte vermieden werden.
Das sieht auch Leibe so. Deshalb versuche die Stadt, Flüchtlinge dezentral zu verteilen (siehe Extra). Nach städtischer Einschätzung könnten, wenn der Platz optimal genutzt werde, maximal 250 bis 300 Flüchtlinge im BU 14 untergebracht werden. Das hieße nicht, dass tatsächlich so viele dorthin kämen. Zu Zahlen könne er noch nichts Konkretes sagen. Dafür sei es viel zu früh. Erst im Februar soll der Planungsauftrag erteilt werden. Die Bürger seien noch nicht informiert worden, da es noch keine Fakten gebe.
Die Verantwortlichen hätten sich gewundert, als aus Filsch nun ein Entrüstungssturm über sie hereingebrochen sei. "Es hat keinen Sinn, jetzt in Panik auszubrechen", sagt Leibe. Die Stadt werde keine Bretterbuden bauen. Irgendwann lege sich das Flüchtlingsthema wieder, "und dann haben wir Sozialwohnungen für Tarforst und Filsch", sagt er.
Auf die Forderung der Bürger hat die Stadt reagiert: Bürgermeisterin Angelika Birk und Baudezernent Andreas Ludwig informieren heute Nachmittag um 17 Uhr zu Beginn der Stadtratssitzung im Großen Rathaussaal zum Thema. Gäste hätten im Rahmen der Einwohnerfragestunde die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Außerdem soll es am 12. Januar eine Bürgerinformationsveranstaltung geben.

Kommentar

Offen und tolerant - So sehen sich die meisten Menschen gerne, wenn es um die Integration von Flüchtlingen geht. Wenn ihnen aber Fremde direkt vor die Haustür gesetzt werden, wird die Toleranz auf die Probe gestellt. Dann schwirren sie doch auf einmal im Kopf herum, die Vorurteile gegenüber fremden Kulturen. Und die irrationalen Ängste, die vorher nie da waren. So ergeht es wohl den Bürgern in Filsch. Diese Ängste muss die Stadt ernst nehmen und darauf eingehen. Da hilft nur, die Bürger früh mitzunehmen und ausführlich zu informieren. Extra

Mehr als 600 Asylbewerber sind bislang in diesem Jahr der Stadt Trier zugewiesen worden. Die Zahl 700 wird vermutlich noch im Dezember erreicht. Die Stadt hat die meisten von ihnen in Mietwohnungen untergebracht. In Teilen der ehemaligen Jägerkaserne in Trier-West leben derzeit etwa 30 männliche Flüchtlinge. Im Burgunderviertel in Neu-Kürenz sind 130 Frauen, Kinder und Männer untergebracht. In der ehemaligen Geschwister-Scholl-Schule in Trier-Nord werden in diesem Monat nach und nach 140 Menschen einziehen. Die Stadt sucht weiterhin dringend Mietwohnungen für die Unterbringung von Flüchtlingen. Ansprechpartner sind unter folgenden Telefonnummern erreichbar: 0651/718-4589 oder -3537. r.n.

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