Unruhiger Geist mit großen Träumen

Christfried Würfel ist ein unruhiger Geist. In seinem Berufsleben hat der pensionierte Sozialarbeiter und Dezernatsbüro-Leiter in der Stadt Trier viel bewegt. Nun ist er regelmäßig unterwegs in der Region und im Land seiner Vorfahren.

 Hat Trier in sein Herz geschlossen: Christfried Würfel möchte sich auch nach seiner Pensionierung für benachteiligte Menschen in der Stadt engagieren. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Hat Trier in sein Herz geschlossen: Christfried Würfel möchte sich auch nach seiner Pensionierung für benachteiligte Menschen in der Stadt engagieren. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier-Tarforst. Jeden Morgen schnürt Christfried Würfel seine Laufschuhe und startet mit seiner Frau Regina auf die Zehn-Kilometer-Runde. Er laufe, um sich gesund zu erhalten, sagt der 66-Jährige aus Tarforst. "Das tut mir gut!" Genauso wie die gemeinsamen Wandertouren in die Region. Auch das Trierer Modell bewegt ihn noch, obwohl er vor fast zwei Jahren als Leiter des Dezernatsbüros III - Soziales - in Ruhestand ging. Ein Modell, das Ende der 60er Jahre die Sozialverwaltung revolutionierte: "Jeder Betroffene hatte in Trier nur eine Bezugsperson, die sich um all seine Belange kümmerte. Das hat sich bewährt!" Zuvor hätten Mitarbeiter aus den verschiedenen Ämtern die unterschiedlichen Probleme eines Antragstellers bearbeitet. "Wir waren zuständig für ungewollte Schwangerschaften bis hin zum Sterbegeld."

Um das Trierer Modell kennenzulernen, sei er Anfang der 70er Jahre nach Trier gekommen, erinnert sich Würfel. Denn der Ruf des damaligen Sozialdezernenten und späteren Bürgermeisters Paul Kreutzer habe bis nach Braunschweig gereicht, wo er Sozialarbeit studierte. "Wer damals was auf sich hielt, ging nach Trier." Er sei eher "aus Versehen" an die Mosel geraten, sagt Würfel und lacht - man hatte im Rathaus vergessen, seine abgelehnte Bewerbung fürs Anerkennungsjahr zurückzuschicken. "Danach war mir klar: Ich muss wieder zurück nach Trier!" So wechselte er 1972 in die Stadtverwaltung, zuerst als Sozialarbeiter in der Einzelfallhilfe, 1984 als stellvertretender Amtsleiter des Sozial- und Jugendamts, das er 1988 übernahm, 1994 als Dezernatsbüro-Leiter.

Wenn sich Würfel an die Welle der Botschaftsflüchtlinge, Asylbewerber, Aussiedler, die Arbeitslosigkeit und die Öffnung der innerdeutschen Grenze erinnert, als plötzlich 1500 Weimarer auf Einladung von OB Helmut Schröer in Trier standen, wird der Mann lebhaft, der die Treffen organisierte, von der Unterbringung über Verpflegung bis zur Auszahlung des Begrüßungsgelds. "Das waren ungeheure Dinge, die da in Kürze auf unser Amt zukamen", sagt Würfel. "Wir haben ein Stück Geschichte mitgeprägt." Immer wieder dieses "wir", seine Mitarbeiter, die er stets miteinbezieht. Was er erreicht habe? "Das sehe ich, wenn mich die Leute auf der Straße erkennen und von sich erzählen." Stolz wirkt Würfel, als er fortfährt: "Dann kann die Arbeit nicht umsonst gewesen sein." Inzwischen habe diese ihn etwas losgelassen. Nun nutze er jede Gelegenheit, nach Niederschlesien zu reisen - auf Spurensuche nach seinen Wurzeln: ein Kindheitstraum. Ein anderer Traum ist es, auch nach seiner Pensionierung seine knapp 50-jährige Erfahrung im Rathaus einzubringen. Gerne würde er Projekte wie Familienpass oder Behindertenbeirat ehrenamtlich begleiten. Noch sei er nicht angefragt worden: "Dass man dieses Wissen weggibt, ist mir zuwider."

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