Unsterblich?

Ich habe erfahren, dass es inzwischen Defibrillatoren in Kneipen und für den privaten Gebrauch geben soll. Das sind diese Geräte, mit denen man durch gezielte Stromstöße etwa Herzrhythmusstörungen beenden kann.

Otto Normalverbraucher wird per Sprachanweisung zum Handeln geführt. Frei nach dem Motto: Gerät auf den Brustkorb legen, Enter-Taste drücken, Herzstillstand verhindern. Für einen medizinischen Laien wie mich klingt das ziemlich abgefahren. Schließlich bin ich kein Kardiologe oder Notarzt. Ein Defibrillator für jedermann als Lebensretter auf Knopfdruck? Steckt dahinter letztlich die Sehnsucht nach Unsterblichkeit? Damit man an jedem Ort auf alles gefasst ist und notfalls auch auf Herzprobleme in der Kneipe reagieren kann? Damit wir uns richtig verstehen: Ich würde in solch kritischen Situationen sofort den Notarzt rufen. Dem vertraue ich. Aber ich weiß auch, Leben ist nicht verfügbar. Der Tod ist so nicht aus dem Leben zu verbannen.

An Ostern feiern Christen den Sieg des Lebens über den Tod. Aber Jesus musste auch erst sterben, ehe die Jünger erfreut ausrufen konnten: Er ist auferstanden! Der Tod hat also nicht mehr das letzte Wort im Leben. Jesus hat den gnadenlosen Automatismus des Sterbens aufgebrochen. Das kann kein Defibrillator, auch keiner mit Sprachanweisung. Österlicher Glaube bedeutet: Jesus gibt mir Grund genug, auf ein Leben nach dem Tod zu hoffen. Schon jetzt. Denn immer wenn jemand gegen Passivität, Bequemlichkeit oder Resignation aufsteht, bricht er die Gesetzmäßigkeit des Todes auf. Dann kommt die Wirklichkeit der Auferstehung ans Tageslicht. Und die ist wirklich unsterblich.

Pfarrer Jörg Weber, Evangelischer Kirchenkreis Trier, oeffentlichkeitsarbeit@ekkt.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort