Unternehmerfrauen machen Lehrlinge fit

TRIER. Mit einer Offensive der besonderen Art will die Handwerkskammer (HWK) Trier sowohl gegen den Lehrstellen- als auch gegen den Lehrlingsmangel vorgehen. Lehrlingsmangel? Den gibt es tatsächlich: Mangel an geeigneten Ausbildungswilligen.

Sie wollen aufklären und umfassend informieren: Rund 20 Mitglieder der "Unternehmerfrauen im Handwerk" (UFH) werden vor allem bei Berufsinformationsveranstaltungen und Elternabenden besonders in allgemein bildenden Schulen auftreten und Informationen über Berufe, Ausbildung und Zukunftsaussichten aus erster Hand vermitteln. Hintergrund des ehrgeizigen Vorhabens ist unter anderem das Missverhältnis zwischen den vielen Bewerbern und den nur wenigen handwerklichen Modeberufen, in die sie streben - bei männlichen Ausbildungswilligen sind es besonders die Bereiche Kraftfahrzeug, Holzbearbeitung und Elektro, während für die Schulabgängerinnen der Beruf der Friseurin übermäßig große Anziehungskraft besitzt. Zwangsläufig bleiben im Vorfeld der Berufswahl viele Jugendliche auf der Strecke.Zielgruppe sind auch Eltern

An diesem Punkt setzen die Unternehmerfrauen an: Sie wollen in persönlichen Kontakten sehr praxisnah über die Anforderungen der jeweiligen Berufsausbildung informieren, beispielsweise am 1. Oktober beim "Schüler- und Elterntag". Zielgruppe sind nicht nur die Jugendlichen, sondern auch die Eltern, deren private "Berufsberatung" oft kaum den echten Marktchancen und den Fähigkeiten der "Kinder" entspricht als vielmehr ihren eigenen Erfahrungen und Wünschen, die letztlich in dem hinreichend bekannten Wunsch gipfeln: "Mein Kind soll es einmal besser haben". Dass sich hinter dieser Aussage viel zu oft falsche Vorstellungen von vermeintlich minderwertigen handwerklichen Berufen und größeren gesellschaftlichen Chancen in so genannten Weiße-Kragen-Berufen verbirgt, führt in Verbindung mit oft mangelnder Eignung letzten Endes nicht selten zu Misserfolgen bei der Suche nach Ausbildungsplätzen oder Enttäuschungen für die jungen Leute. Dabei kann eine abgeschlossene handwerkliche Ausbildung durchaus auch zum begehrten "weißen Kragen" führen: Mit dem Erwerb des Meistertitels ist der Anspruch auf einen Studienplatz gesichert.Praktika vermitteln realistische Einblicke

Um Jugendlichen (und Ausbildungsbetrieben) diese Erfahrung zu ersparen, plädieren die Unternehmerfrauen deshalb für die Teilnahme an Praktika, weil nur diese realistische Einblicke in die erstrebten Berufe vermitteln können. Einhellige Meinung bei der Vorstellung des Programms am Dienstag in der Handwerkskammer Trier: "Die jungen Leute lernen kennen, worauf sie sich einlassen - und wir auch. Bei den Schulnoten müssen es nicht immer Einser und Zweier sein, oft genügt auch eine Drei, wenn das Engagement stimmt." Die Unternehmerfrauen sehen sich für die selbstgewählte Aufgabe besonders prädestiniert, weil sie, so deren Landesvorsitzende Eugenie Müller (Pluwig), "auf Grund ihrer Managementaufgaben im Betrieb sehr praxisnah über die Anforderung einer Ausbildung informieren können". Sie seien aber auch "meist die erste Anlaufstelle, wenn es um persönliche oder betriebliche Probleme der Jugendlichen im Verlauf der Ausbildung" gehe. Der Zusammenschluss hat im Kammerbezirk Trier rund 130 Mitglieder. HWK-Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks verwies auf die Bedeutung der handwerklichen Ausbildung im Handwerk der Region Trier. 2006 seien (Stand: 31. August) 1254 neue Lehrverträge abgeschlossen worden, seine Prognose lautete: Es werden vermutlich rund 1600 Verträge werden. Derzeit bestünden im Kammerbereich 4350 Ausbildungsverhältnisse in insgesamt 1800 Ausbildungsbetrieben. Bei der Suche nach freien Ausbildungsplätzen hilft auch das Internet unter der Adresse www.hwk-trier.de

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