Vandalismus gefährdet Kunstaktion

Trier · Enttäuschung an der Gartenfeldbrücke: Unbekannte haben nachts Dutzende Kunstwerke zerstört. Die Geschädigten reagieren - mit Kunst.

 Die Initiatorinnen Marion Poma (links) und Annamalt zeigen die zerstörte Kunst auf der Gartenfeldbrücke. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Die Initiatorinnen Marion Poma (links) und Annamalt zeigen die zerstörte Kunst auf der Gartenfeldbrücke. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Trier Bunte Richtungsschilder mit aufgemalten Wünschen, Zielen und Sehnsuchtsorten verzieren seit Anfang September die einst trist-graue Gartenfeldfeldbrücke. Sie ist inzwischen zur "Kunstbrücke" geworden. Und die vom Verein menschMITmensch initiierte Aktion "Richtungen" der Künstlergruppe "Zinkflug" bleibt nicht unbemerkt. Ständig halten auf der Brücke zufällige Passanten inne und betrachten die Schilder und ihre Inschriften. Viele ziehen Smartphone oder Kamera aus der Tasche, um die besonderen Eindrücke festzuhalten.
Eigentlich ein Grund zur Freude für die rund 70 jungen Amateurkünstler, die in Workshops von "Zinkflug" rund 150 Werke erdacht und realisiert hatten. Bei den Akteuren handelte es sich um jugendliche Flüchtlinge, um einheimische Jugendliche aus den Berufshilfekursen des Vereins Palais und um beeinträchtige Jugendliche der Integrationsdienste von Caritas und Don Bosco. Freuen könnten sich auch Marion Poma vom Trägerverein und die Föhrener Künstlerin, die sich Annamalt nennt. Sie begleitet das Projekt für "Zinkflug".
Doch die Stimmung ist getrübt. Seit einiger Zeit macht sich nächtlicher Vandalismus rund um die "Kunstbrücke" breit. Das traurige Ergebnis haben Poma und Annamalt auf dem Brückenrand ausgelegt: Dutzende heruntergerissene und dann zerbrochene Richtungsschilder. "Das ist nur ein Teil des Verlustes. Viele Schilder wurden auch einfach weggeschleppt oder herunter auf die Bahngleise geworfen", sagt Annamalt. Begonnen habe das etwa zwei Wochen nach Beginn der Aktion auf der "Kunstbrücke". Marion Poma: "Das passiert meistens in der Nacht zum Samstag oder Sonntag."
Die Frauen denken, dass sich die nächtliche Zerstörungswut nicht gezielt gegen die Kunst auf der Brücke richtet. Dafür spreche, dass in den Tatnächten auch regelmäßig eine nahegelegene Baustelle heimgesucht werde. Regelmäßig stoßen die Randalierer dort das Dixiklo um oder entfernen und verschleppen Baustellenschilder. Hinzu kommen zerschlagene Bierflaschen, deren Scherben morgens auf der Brücke liegen.
Der Trägerverein hat inzwischen Anzeige gegen Unbekannt wegen Sachbeschädigung erstattet, aber mit dürftigem Erfolg. Poma: "Die Täter seien nicht feststellbar, hat uns die Polizei erklärt."
Dennoch wollen der Verein und die Künstlervereinigung die Zerstörungen nicht unkommentiert stehen lassen.
So wurden an die Stellen der verschwundenen oder beschädigten Schilder symbolische Wundverbände installiert, die "blutdurchtränkt" auf die Schandtaten hinweisen sollen. Sozusagen eine Kunstaktion in der Kunstaktion, bei der die Schäden zum Teil des Gesamtkonzepts wurden. Die größte Sorge der Initiatorinnen ist, dass "die beteiligten Künstler langsam die Lust an den Kunstbrücken-Projekten verlieren, denn "welcher Künstler investiert schon auf Dauer Zeit, Arbeit und Kosten in Projekte, die so offensichtlich vom Vandalismus bedroht sind?" Annamalt: "Wir können nur hoffen, dass sich die Künstler dennoch nicht abschrecken lassen und weiterhin am Thema ,Kunstbrücke' mitarbeiten wollen."KommentarMeinung

Mal genauer hinschauen
Sobald jemand im öffentlich zugänglichen Raum Akzente setzen will, kommen auch die Hirnlosen, die bei Nacht und Nebel ihre Kräfte daran auslassen müssen. Vandalismus trifft die Kunstaktion ebenso wie den von privater Hand im Vorgarten oder vor dem Geschäft arrangierten Blumenschmuck. Politisch motiviert sind die Gartenfeldtäter sicher nicht. Sie kennen wahrscheinlich nicht einmal den Hintergrund der Kunstaktion. Die Motivation entspringt eher dem zu viel inhalierten Bierflascheninhalt. Was tun? Hier wären verstärkt Polizei und Ordnungsamt gefragt, zumal bekannt ist, wann die Täter bevorzugt ihr Unwesen treiben. Es sind genau jene Abende, an denen es in Trier an vielen Ecken "rappelt", was wieder kein spezifisch Trierer Problem ist. Vielleicht wäre eine verstärkte Polizeipräsenz im Umfeld der Gartenfeldbrücke an den nächsten Freitag- und Samstagabenden zu bestimmten Uhrzeiten hilfreich. Es käme auf einen Versuch an. trier@volksfreund.de

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