Verbindungen knüpfen

TRIER. Irgendwie kölsch, irgendwie halbseiden - das verbinden die meisten Menschen mit dem Begriff "Klüngel". Dahinter verbirgt sich eine persönliche Vernetzungsstrategie, die anregend, sinnvoll und oft notwendig ist, um berufliche oder private Ziele zu erreichen. Einen Einblick ins Klüngeln gewannen die 71 Teilnehmerinnen des ersten Trierer Klüngelabends für Frauen.

Eingeladen hatte der Arbeitskreis "Frauen und Arbeit" im regionalen Verbundsystem zur Arbeitsmarktintegration Benachteiligter. Darin wirken diverse Institutionen und Gleichstellungsbeauftragte der Region zusammen, die auch am Klüngelabend vertreten waren. Unterstützt vom Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend sowie der VHS Trier, wurde ein Forum geschaffen, miteinander ins Gespräch zu kommen und möglicherweise geschäftliche oder berufliche Kontakte zu knüpfen. Ganz neu ist die Idee nicht, denn seit Diplom-Betriebswirtin und Vernetzungsexpertin Anni Hausladen ihr Buch "Die Kunst des Klüngelns" herausgab, fanden schon viele Veranstaltungen dieser Art im Bundesgebiet statt.Nach einem Aachener Vorbild

Ute Hemmerich-Bukowski und Beate Stoff, beide Unternehmerinnen aus Trier, lernten eine solche Veranstaltung in Aachen kennen. Begeistert initiierten sie daraufhin den Abend in Trier, den sie auch zusammen moderierten. Dabei erfuhren die Teilnehmerinnen, dass sich das Wort Klüngeln aus dem mittelhochdeutschen Begriff für "kleines Knäuel" ableitet. Wie die Fäden eines Knäuels sollten die Frauen Verbindungen knüpfen und dazu in einer "Aufwärmrunde" das Mittel des Smalltalks einsetzen. Schon bald zeigte sich, dass "das Dorf Trier" ein idealer Nährboden fürs Klüngeln ist, denn irgendwie kannte jede jemanden, die wieder eine kannte, die sie auch kannte. Dabei stammten 51 Prozent der Frauen aus dem Umland (Eifel, Mosel, Hunsrück). Insgesamt 33 Unternehmerinnen aus verschiedenen Branchen, acht Teilselbstständige und 30, die im Moment angestellt, gründungsinteressiert oder arbeitslos sind, bildeten eine heterogene Gruppe. Angeregt und mit viel Spaß wurden persönliche und berufliche Erfahrungen ausgetauscht. Für das leibliche Wohl sorgten ein hervorragendes Büfett der Arbeitslosen-Initiative EVA und Wein der ebenfalls teilnehmenden Winzerin Maria Willems aus Oberemmel. "Hier ist ein Rahmen geschaffen worden, in dem frau sich frei bewegen und wohlfühlen kann", meinte einen Teilnehmerin, "das ist auch nötig, denn im Vergleich zu Männern haben Frauen immer noch viel weniger öffentliche Foren, in denen sie zweckdienliche Kontakte knüpfen können." Die Auswertung eines Fragebogens, den immerhin 72 Prozent der Teilnehmerinnen ausfüllten, ergab, dass die Ziele "Miteinander ins Gespräch kommen" und "Informationen und Anregungen sammeln" erreicht wurden. "Jetzt kenne ich mal die Gesichter hinter den Namen und wüsste, wen ich in Spezialfragen ansprechen könnte", bilanziert eine der Frauen. Obwohl die Teilnehmerinnen an einem Informationstisch und mit Hilfe einer Tombola ihre Produkte und Dienstleistungen vorstellen konnten, waren nur knapp die Hälfte von ihnen (46 Prozent) voll bis überwiegend überzeugt, neue geschäftliche und berufliche Kontakte geknüpft zu haben. Sie schlossen mittel- bis langfristige Effekte aber nicht aus. Fast alle Frauen wünschten sich jedoch eine regelmäßige Wiederholung. Beate Stoff wertet den Klüngelabend als großen Erfolg: "Damit ist ein sehr guter Anfang gemacht worden, auf dem sich zukünftig aufbauen lässt."

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