"Verbraucher sind total verunsichert"
Untätigkeit wirft die CDU im Kreisausschuss dem Mainzer Umweltministerium vor. Die SPD dagegen nimmt Ministerin Margit Conrad (SPD) in Schutz und bezichtigte die Christdemokraten bei der Debatte um schadstoffbelastete Moselfische der Panikmache.
Trier. Die Debatte im Kreisausschuss zum Thema Schadstoffbelastung in Moselfischen (der TV berichtete) war sehr emotionsgeladen. Bekanntlich hatte Frankreich im April letzten Jahres ein Verzehrverbot für Moselfische ausgesprochen, während es Luxemburg und Deutschland bei Verzehrempfehlungen belassen haben. Danach kann Weißfisch aus dem Mosel-Saar-Einzugsraum noch bis zu zweimal wöchentlich (je 230 Gramm) auf den Tisch kommen; auf Aal sollte ganz verzichtet werden.
Wie berichtet, haben stichprobenartige Untersuchungen des Instituts für Lebensmittelchemie in Speyer bei Barben und Brassen aus der Mosel ein Mehrfaches der erlaubten Schadstoffmenge ergeben. Nun seien die Verbraucher total verunsichert, sagte Arnold Schmitt (CDU); auch Anglerverbände und Berufsfischer wüssten nicht mehr, wo sie dran seien. Dem Umweltministerium, das jetzt umfangreichere Fischuntersuchungen veranlasst hat, warf Schmitt jahrelange Untätigkeit und eine "unprofessionelle Informationspolitik" vor.
Solange keine ausreichende Datengrundlage vorliege, gebe es gute Gründe, die bestehenden Verzehrempfehlungen nicht zu ändern, sagte Alfons Maximini (SPD). Andernfalls verunsichere man Berufsfischer und Verbraucher. Der CDU warf Maximini Polemik und Panikmache vor.
Laut Kreisveterenär Ludwig Roth sind die Schadstoffwerte der jetzigen Untersuchung geringer als die aus dem Jahr 2005. Dioxine in Sedimenten habe es immer schon gegeben, sie kämen auch in der Natur vor.
Grüne: Ableitungen der Industrie verantwortlich
Industrielle Ableitungen machte Heide von Schütz (Grüne) für die mit Schwermetallen und PCB belasteten Fische in der Mosel verantwortlich. "Man sollte die Verbraucher warnen", so ihre Empfehlung. Das sei nicht Aufgabe des Kreises, sondern des Ministeriums, sagte Landrat Günther Schartz, und kündigte an, in Mainz den Zeitplan der Fischuntersuchungen zu erfragen. Eine Pressemitteilung zu den Speyerer Untersuchungsergebnissen hatte die Kreisverwaltung schon vorbereitet, war aber von Mainz zurückgepfiffen worden.
Meinung
Mosel-Region braucht Klarheit
Dass fast ein Jahr nach dem französischen Verzehrverbot für Moselfische immer noch die Emotionen hochkochen, ist nicht verwunderlich. Schadstoffbelastung in Fischen - das ist ein hochsensibles Thema, und die Politik hat es bis heute nicht "entschärft", sprich für Klarheit gesorgt. Nicht nur Angler und Berufsfischer, ja wir alle als Konsumenten sind verunsichert. Warum gibt es keine einheitliche europäische Verzehr-Richtlinie, und warum gibt das Mainzer Umweltministerium erst auf Druck der Angler-Lobby Untersuchungen in Auftrag? Im fernen Mainz hat man offensichtlich nicht begriffen, was hier für den Moselraum auf dem Spiel steht. Nicht nur die Berufsfischer haben eine Existenz zu verlieren, auch die Gastronomie, ja der ganze Fremdenverkehrssektor sind betroffen. a.follmann@volksfreund.de