Veredelt mit Gold, Myrrhe und Taube

Aufgereiht stehen sie in der Glasvitrine, einen halben Meter lang, vier Zentimeter breit und festlich geschmückt mit viel Gold: Kommunionkerzen. Lucky besucht die Wachswarenfabrik Hamacher in Trier. Die Leseratte will wissen, wie diese Kerzen entstehen und wie sie ihr feierliches Aussehen erhalten. Denn am Wochenende ist Weißer Sonntag, und dann werden einige von euch zur Erstkommunion kommen.

Trier. Ein durchdringender Wachsgeruch liegt in der Luft. Denn in der Manufaktur Hamacher in Trier-Nord werden - wie der Name sagt - Kerzen in Handarbeit gemacht. Das fängt schon bei der Herstellung der Rohlinge, der ungeschmückten weißen Kerzen, an. Lange schmale wie die für die Kommunion werden in der Trierer Wachswarenfabrik im Ziehverfahren hergestellt - auf einer Zugmaschine. Die besteht aus zwei etwa 1,5 Meter großen Rollen, ähnlich wie Trommeln für Gartenschläuche. Auf die wird ein Dochtstrang gewickelt. Ganze 400 Meter ist der lang; das entspricht einer Runde um den Sportplatz. Zwischen den Trommeln steht eine lange Wanne mit heißem, flüssigem Paraffinwachs.

Nun wird der Docht immer wieder durch das Wachsbad gezogen. Dabei bleibt jedes Mal Kerzenmasse haften - Schicht um Schicht, die auf dem weiteren Rundlauf abkühlt. Gut zwei Stunden dauert es, bis die Kerzen dick genug sind. Wer beim Abbrennen ganz genau hinschaut, kann noch die einzelnen Wachsschichten erkennen. Dann wird die 400 Meter lange "Kerze" in 50 Zentimeter lange Stücke geschnitten. Diese werden in ein 70 Grad heißes Wachsbad getaucht, bis sie ihre endgültige Dicke von vier Zentimetern erreicht haben. Jetzt wird noch die Spitze geformt - fertig ist die weiße Kerzengrundlage. Nun wird sie dekoriert. Das passiert im Verzier-Zimmer. Dort kümmern sich Cornelia Hamm und Hiltrud Collet um den passenden Schmuck. "Wir machen alles selbst, mit unseren Händen", sagt Cornelia Hamm. Die Wachsplatten, aus denen Verzierungen herausgeschnitten werden, stellen die beiden selbst her. Dazu legen sie Spezialpapier in buntes Wachs. "Große Ornamente wie die Muster von Osterkerzen gießen wir hier in Formen", - fast wie beim Kuchenbacken. Auch die vergoldete Wachsplatte, aus der Hamm das Kreuz auf der Kerze gestaltet, ist selbst gefertigt. Das einzige, was zugekauft wird, sind kleinere Ornamente wie Kelche, Bilder, Regenbögen, Bordüren und die Schrift. Lucky schaut sich alle Teile genau an. Als Verzierung für Kommunionkerzen werden gerne Zeichen des Glaubens wie "Pax" (lateinisch für "Frieden"), Kreuz, Alpha- und Omegazeichen - für Anfang und Ende, die Taube - Symbol des heiligen Geistes, Brot und Fische, aber auch der Regenbogen gewählt. Den schneidet Cornelia Hamm auseinander. "Sonst bricht er durch", weiß die 51-Jährige. Vorsichtig legt sie Streifen neben Streifen, bis der Regenbogen wieder komplett ist. Dann kommen eine Taube und einen Kelch hinzu, die Hamm noch mit Goldfarbe bemalt.

Eine andere Kerze erhält ein Kreuz, Myrrhe-Schmuck und ebenfalls eine Taube mit gemalten goldenen Flügeln. Gut 15 Minuten arbeitet Cornelia Hamm an einer Kerze, 20 fertigt sie mit ihrer Kollegin am Tag. Jetzt fehlen nur noch der Vorname des Kindes und das Datum der Erstkommunion. Eine Arbeit, die Geduld und Fingerspitzengefühl erfordert. Denn alle Buchstaben und Zahlen müssen einzeln und in gleichen Abständen auf die Kerze aufgebracht werden.

"Oft haben wir Eltern, die die Taufkerze ihres Kindes zu uns bringen", erzählt die Chefin Hannelore Hamacher. Denn es sei der Sinn dieser Kerze, den Menschen von Taufe über Erstkommunion bis zur Hochzeit zu begleiten. "Manchmal bekommen wir sie zurück, da ist die Kerze 30 Jahre alt." Eine lange Geschichte, die solch eine Lebenskerze erzählen kann. "Wir frischen sie hier auf", sagt die 52-Jährige, "erneuern die Muster, die schadhaft sind, und schreiben das neue Datum dazu."

Zurzeit herrscht Hochbetrieb in der Kerzenfabrik. Denn für den Weißen Sonntag müssen die 500 Kerzen gefertigt sein für die Kinder, die in den kommenden Sonntagen zur Erstkommunion kommen.

ExtraDie Kommunionkerzen bringen die Kinder mit in den Festgottesdienst zur Erneuerung des Taufversprechens. Sie wird an der Osterkerze entzündet. Wie einst die Taufkerze soll auch sie daran erinnern, dass Jesus das Licht ist, das in besonderer Weise im Leben des Kommunionkindes leuchtet. (mehi)

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