Vereine klagen über Gema-Gebühren - 2013 neue Tarife geplant

Schweich/Osburg/Newel · Die Gebühren, die Veranstalter von Dorffesten oder Konzerten für das öffentliche Abspielen von Musik zahlen müssen, sollen ab April 2013 sinken und überschaubarer werden. Darauf hoffen viele Ortsvereine und Festveranstalter im Trierer Umland. Denn bisher stöhnen sie über Aufwand und Gebührenlast.

Schweich/Osburg/Newel. Wenn die Rede auf die Gema kommt, verfinstern sich oft die Mienen von Vereinsvorsitzenden oder Ortsbürgermeistern. Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) fordert Geld für die Aufführungsrechte der Werke von Komponisten oder Textdichtern - und ist daher nicht besonders beliebt. Die Gebühr sehen vor allem viele kleinere Veranstalter als notwendiges Übel an. Sie beklagen unverhältnismäßig hohe Kosten und einen großen Zeitaufwand.
In der Region sind deshalb schon Veranstaltungen ausgefallen - etwa das Saarweinfest im Konzer Tälchen und die Veranstaltungsreihe "Kultur pur" in Reinsfeld. "Die Gema beschert bei jeder Veranstaltung einen enormen Arbeitsaufwand", begründet etwa Rainer Spies, Ortsbürgermeister in Reinsfeld, das Aus der Kulturreihe. Die beteiligten Orchester und Chöre hätten für jeden Auftritt Listen der gespielten Musikstücke einreichen müssen - sogar mit korrekter Reihenfolge der Titel. Dazu kämen dann noch die Gebühren.
Auch in den Verbandsgemeinden Trier-Land, Schweich und Ruwer werden die Gema-Forderungen als Belastung empfunden. "Es steckt schon ein großer Aufwand dahinter", sagt Tobias Bales, Kassenwart der Winzerkapelle Waldrach, die 2012 unter anderem die Laurentiuskirmes in Waldrach veranstaltet hat. Dort seien gleich mehrere Musikvereine aufgetreten: "Die mussten alle Listen ausfüllen, da läuft man schon dem ein oder anderen hinterher." Die Kosten seien mit 150 Euro "noch nicht so dramatisch".
Berechnet werden die Gema-Gebühren anhand der Veranstaltungsfläche/Hallengröße, der Besucherzahl und der Höhe der Eintrittspreise (siehe Extra). Ab April 2013 gelten neue Tarife, die laut Gema vor allem bei kleineren Veranstaltungen für geringere Gebühren sorgen sollen. Für große Events mit höherem Eintritt kann es jedoch deutlich teurer werden.
Frank-Stefan Meyer vom Verein Ruwer-Riesling, der in Waldrach die Weinprobenparty Wine Time organisiert, hofft auf eine deutliche Gebührensenkung. Wegen der geringen Größe des Rathaussaals sei die niedrige dreistellige Gebühr "noch tragbar. Sie frisst aber etwa 30 Prozent des Veranstaltungsgewinns auf". Den Künstlern stehe das Geld zwar zu, aber es fehle "für den Erhalt der Weinkulturlandschaft". Zudem sei zu fragen, ob die Höhe der Abgabe "angemessen" sei.
Mehr Eintritt erhöht Gebühr


Auch Martin Fischer, Leiter der Katholischen Jugend Butzweiler (KJB), würde geringere Abgaben begrüßen. Die KJB organisiert seit 22 Jahren das Benefizkonzert "Rock für Ruanda". Dessen Erlös fließt an das ostafrikanische Land. 2011 waren es 2500 Euro. "Für uns ist klar, dass Gebühren anfallen", sagt Fischer. "Aber ohne sie könnten wir mehr Geld für Ruanda herausholen." Seiner Meinung nach sollte zumindest bei Benefizaktionen die Gebühr wegfallen - oder einfach direkt gespendet werden.
Für das Osburger Dorf- und Heimatfest mit viertägiger Zeltkirmes fallen laut Ortsbürgermeister Hubert Rommelfanger etwa 1200 Euro Gema-Gebühren an. Dies habe etwa Folgen für die Bandauswahl. "Je besser die Musiker, desto mehr Eintritt und Gema-Gebühr fallen an", erläutert der Ortschef. Dies müsse auch bei den ab 2013 geltenden Tarifen bedacht werden. "Will man etwas Höherwertiges, wird es schnell teuer." Vor allem wegen des "ehrenamtlichen Engagements" der beteiligten Vereine dürfe aber "am Ende kein Minus stehen".
Etwa 1000 Euro fließen jährlich für das Fest der Römischen Weinstraße in Schweich an die Gema. "Für uns ist das eine bekannte Größe", sagt Organisator Sven Thiesen von der Schweicher Tourist-Information. Das Geld stehe den Rechteinhabern zu. Er kann jedoch verstehen, dass kleinere Vereine darüber klagen: "Deren Gewinne werden ja immer geringer, da schmerzen solche Posten natürlich."
Zuständig für Veranstaltungen im Kreis Trier-Saarburg ist die Gema-Bezirksdirektion in Wiesbaden, erreichbar unter Telefon 0611/79050.
Extra

Der Veranstalter eines Sommerfestes mit 300 Quadratmetern Fläche und drei Euro Eintritt zahlt künftig 90 statt 192,80 Euro. Selbst bei 700 Quadratmetern und sieben Euro Eintritt fallen nur 490 statt 668,90 Euro an. Eine Gala-Veranstaltung mit Livemusik in einem 1500 Quadratmeter großen Ballsaal kostete bislang bei 60 Euro Eintritt 1470,70 Euro. Ab April 2013 werden es 9000 Euro sein, errechnet aus dem geschätzten eingenommenen Eintrittsgeld von 90 000 Euro. Weitere Informationen und Antworten auf häufige Fragen unter www.gema.de. Der Landesmusikverband informiert zum selben Thema unter www.lmv-rlp.de/Service/Download/Gema. dothExtra

Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) wurde am 28. September 1933 gegründet. Sie verwaltet als staatlich anerkannte Treuhänderin nach eigenen Angaben die Rechte von mehr als 64 000 Mitgliedern sowie über zwei Millionen ausländischer Berechtigter. Die Gema macht nach eigenen Angaben selbst keine Gewinne, sondern schüttet die Einnahmen nach Abzug ihrer Verwaltungskosten an die Rechteinhaber aus. Neben der Gema gibt es zahlreiche weitere Verwertungsgesellschaften wie etwa die VG Wort, die Rechte von Journalisten und Buchautoren wahrnimmt. red

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