Verkäuferin mit Pfiff

Pluwig-Geizenburg · Als "Eis-Annachen" hat sich Anna Erzig aus Pluwig-Geizenburg in der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer einen Namen gemacht. Generationen von Menschen hat sie im Sommer mit Eis aus dem Kofferraum ihres ersten eigenen Autos versorgt. Jahrzehntelang ist die heute 85-Jährige als fahrende Verkäuferin durch das Ruwertal getingelt - und hat nebenbei eine große Familie versorgt.

 „Eis-Annachen“ Anna Erzig vor der Grotte in ihrem Garten in Geizenburg. Die Grotte hat sie selbst aus Dankbarkeit für die Geburt ihrer jüngsten Tochter errichtet. TV-Foto: Anja Fait

„Eis-Annachen“ Anna Erzig vor der Grotte in ihrem Garten in Geizenburg. Die Grotte hat sie selbst aus Dankbarkeit für die Geburt ihrer jüngsten Tochter errichtet. TV-Foto: Anja Fait

Pluwig-Geizenburg. Zeit ihres Lebens war Anna Erzig, besser bekannt als "Eis-Annachen", eine bekannte Geschäftsfrau in der Verbandsgemeinde Ruwer. Wie man es so weit schafft, hat der heute 85-Jährigen aus dem Pluwiger Ortsteil Geizenburg niemand gezeigt. "Annachen", wie sie noch heute von den Leuten genannt wird, hat es einfach gemacht.
Es gibt kaum etwas, woraus die gebürtige Schöndorferin kein Geld gemacht hat. Lebensmittel, Kupferdraht, Schuhe oder Schmuck - zu Fuß oder mit einem weißen Ponygespann ist Erzig durch die Dörfer der VG Ruwer getingelt, um ihre Waren zu verkaufen. Später war sie mit Auto und Bus unterwegs. Auch die Familie kam dabei nicht zu kurz: Fünf Kinder hat Anna Erzig groß- gezogen. Nebenher führte sie eine Gastwirtschaft mit Hähnchengrill, das Geizenburger Stübchen, außerdem Lebensmittelgeschäfte in Schöndorf und Geizenburg. Noch heute wird Erzig ganz nervös, "wenn jemand kein Geschick hat. Wenn ich so jemanden an einem Verkaufsstand sehe, denke ich immer: Du würdest mir das besser geben", sagt die ältere Dame und lächelt.
Als junges Mädchen sei sie oft zu Fuß mit 30 Pfund Fleisch auf dem Rücken von Schöndorf bis zur Mertesdorfer Mühle gelaufen, berichtet Erzig. Auch habe sie "säckeweise Löwenzahn und Heidelbeeren" geerntet und zum Verkauf angeboten. Später waren es Fische. "Ich habe mir einen Anhänger gebastelt und hinter mein Pony gespannt." Damit sei sie dann zur Romika ins Gusterather Tal hinuntergefahren: "Hering! Hering! So dick wie der Göring! (der NS-Politiker Hermann Göring) habe ich immer gerufen."
Mit Eis auf dem Motorrad


Einen Namen in der gesamten VG Ruwer hat sich Erzig aber vor allem als "Eis-Annachen" gemacht. Ihr erstes selbst gemachtes Eis verkaufte sie auf der Kirmes in Holzerath. Selbst die Tatsache, dass sie damals noch kein eigenes Auto hatte, konnte sie nicht von ihrem Vorhaben abbringen. "Ich bin samt Eisbehälter und Hörnchen bei einem jungen Soldaten auf dem Motorrad mitgefahren", berichtet Erzig. "Auf der Kirmes waren so viele Menschen, da musste ich doch irgendwie hin." Damals habe sie gerufen: "Eis! Eis! Wer einmal leckt, der weiß wie\'s schmeckt, der leckt den ganzen Karren weg!" Generationen hat sie mit dem Spruch erreicht.
Auch wenn es nach dem Tod ihrer "großen Liebe", Ehemann Alois, der sie in allem stets unterstützt habe, ruhiger geworden ist um Eis-Annachen: "Durch das Geschäft kenne ich so viele Leute." Sie könne heute noch "jeden Tag auf Achse gehen". "Die schönste Zeit meines Lebens hatte ich, als ich noch geschafft, geschuftet und gespart habe."
Bei ihren langjährigen Wegbegleitern möchte sich Anna Erzig bedanken: "Hallo liebe Menschen aus nah und fern! Ich möchte mich ganz herzlich bedanken für die Liebe und Freude, die ihr mir in den vergangenen Jahren geschenkt habt. Euer Eis-Annachen."

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