Verkehr Bauen auf der A 64: „Das will kein Schwein mehr machen“

Wasserbillig/Trier · Die Baustelle auf der Sauertalbrücke der A 64  regt derzeit viele Verkehrsteilnehmer auf. Über das Thema hat der Trierische Volksfreund bereits mehrfach berichtet. Wie darüber in Luxemburg diskutiert wird, zeigt ein Beitrag des Luxemburger Tageblatts. Der Autor pendelt selber täglich zwischen Deutschland und Luxemburg.

 Derzeit Alltag auf dem Weg von Luxemburg nach Deutschland. Bereits vor der Sauertalbrücke staut sich der Verkehr.

Derzeit Alltag auf dem Weg von Luxemburg nach Deutschland. Bereits vor der Sauertalbrücke staut sich der Verkehr.

Foto: Frank Goebel

Die Luxemburger A 1 vor der deutschen Grenze im Sommer 2017: Auf der vielbefahrenen Strecke in Richtung Luxemburg-Stadt geht es nur langsam voran. Der Grund: eine Baustelle. Auf einer Länge von 8,5 Kilometern bringen Arbeiter der Luxemburger Straßenbauverwaltung zwischen dem Viadukt bei Wasserbillig und der Ausfahrt Potaschberg eine neue Deckschicht auf die Fahrbahn. Die Arbeiten dauern zehn Tage.

Die deutsche A 64 vor der Luxemburger Grenze im Frühling 2018. Auf der vielbefahrenen Strecke in Richtung Luxemburg-Stadt geht es nur langsam voran. Der Grund: eine Baustelle. Auf einer Länge von einem Kilometer bringen Arbeiter eines Bauunternehmens im Auftrag der rheinland-pfälzischen Straßenbauverwaltung auf der Sauertalbrücke eine neue Deckschicht auf die Fahrbahn. Die Arbeiten dauern acht Wochen.

Wie kommt es zu diesem Unterschied? Ralph Di Marco von der Luxemburger Straßenbauverwaltung sagt: „Dass es in Luxemburg schneller geht, liegt insbesondere daran, dass wir – im Gegensatz zu den deutschen Kollegen – auf solchen Baustellen auch nachts arbeiten.“ Für die Arbeiten auf deutscher Seite seien zwei Wochen angesetzt, würden die Luxemburger ein Wochenende brauchen – also 72 Stunden. Di Marco betont: „Wir brauchen nicht weniger Zeit als die deutschen Kollegen, wir teilen uns die Arbeit eben so ein, dass die Gesamtdauer der Baustellen bei uns geringer ist.“

Nachtarbeiten gibt es in Luxemburg nur dann, wenn es keine Sicherheitsbedenken (zum Beispiel durch schlechte Sichtverhältnisse) gäbe – und wenn das nächste Wohngebiet wegen des Lärms weit genug entfernt ist.

Und in Deutschland? Ulrich Neuroth ist Direktor des Landesbetriebs Mobilität (LBM) in Montabaur, der für die A 64 zuständig ist. Er sagt, warum auf der Sauertalbrücke nicht nachts gearbeitet wird. „Nachtarbeit geht nur, wenn die Baufirma eine Anlage hat, die eine Genehmigung hat, nachts Asphalt zu mischen.“ Diese Konzessionen seien rar gesät. Zudem schreibe der LBM nur Nachtarbeit aus, wenn absehbar sei, dass die Bauarbeiten an einem Wochenende gemacht werden können. „Das ist bei der Sauertalbrücke nicht der Fall”, sagt Neuroth. „Wir müssen erst sehen, was unter der Deckschicht ist.“

Und dann gebe es noch einen psychologischen Faktor. Denn offenbar ist die A 64 bei Bauunternehmen nicht gerade beliebt. „Die Bauaufträge werden ausgeschrieben und dann von Privatunternehmen ausgeführt“, sagt Neuroth. „Beim Bieterverfahren für die Baustelle auf der A 64 hatten wir nur einen Interessenten.“ Er ist froh, dass jemand wenigstens tagsüber auf der Autobahn arbeite. Die Firmen sträubten sich mittlerweile, auf Straßen im Raum Trier zu arbeiten. Das läge zum einen daran, dass dort „nicht die ganz großen Summen“ umgesetzt würden.

Zum anderen stehen Bauarbeiter und Bauverwaltung auf den Autobahnen im Raum Trier offenbar unter Dauerbeschuss: „Uns stehen die Nackenhaare, wenn es heißt: A64“, sagt Neuroth. Denn zwischen Luxemburg und Trier würden Verwaltung und Arbeiter ständig von den Verkehrsteilnehmern beschimpft. Neuroth: „Das will kein Schwein mehr machen.“ Er selbst wurde auf einer Autobahn bei Trier schon mit einer Bierflasche beworfen. Hunderte von Briefen und E-Mails würden bei ihm eintrudeln, sobald sein Betrieb Barken auf einer Autobahn bei Trier aufbaue. „Das macht uns schwer zu schaffen“, klagt der Straßenbauer. Wenn sich die Situation noch weiter verschärfe, würde bald überhaupt keine Baufirma mehr nach Trier kommen. „Die Unternehmen sagen: Lasst uns in Ruhe mit der A 64.“ Und bei der derzeitigen Auftragslage könnten sich die Unternehmen die Baustellen „fast aussuchen“.

Die Sauertalbrücke sei in vielerlei Hinsicht ein Sonderfall. Die Spuren nacheinander zu sanieren funktioniere laut Neuroth nicht, weil die Sicherheitsabstände zwischen Verkehr und Baustelle zu klein würden.

Hinzu kommt, dass die Stahlleitwände, die derzeit den Standstreifen blockieren, nur mit immensem Aufwand entfernt werden können. Zudem gäbe es gerade im Randbereich der Brücke „Unsicherheiten“, es wäre nicht sinnvoll LKW darüber fahren zu lassen. Und: Die Bauarbeiten hätten eigentlich bereits im vergangenen Herbst beginnen sollen, mussten aber verlegt werden. Jetzt wird es höchste Zeit. „Wir können das nicht mehr schieben – der Fahrbahnbelag hält nicht mehr.“

Bis zu fünf Kilometer lang staut sich der Verkehr in den beiden täglichen Stoßzeiten vor der Sauertalbrücke. 45 000 Fahrzeuge fahren jeden Tag über das Bauwerk. Neuroth erwartet aber, dass sich die Situation in den kommenden Tagen entschärft, da sich die Pendler an das Hindernis gewöhnen.

Der Straßenbauer hat für Luxemburg-Pendler aber noch eine Hiobsbotschaft: „Die A 64 ist 30 bis 40 Jahre alt und erst einmal erneuert worden“, sagt er. In den kommenden Jahren müsse die komplette Strecke saniert werden. Dann ist auch die Sauertalbrücke noch einmal dran. „Das dauert dann mindestens neun Monate“, sagt der LBM-Mann.

Für dann erwägen die Straßenbauarbeiter eine wechselnde Verkehrsführung, bei der es je nach Stoßrichtung des Berufsverkehrs es mehr Spuren in die entsprechende Richtung gibt.

Tobias Senzig ist Redakteur beim Luxemburger Tageblatt.

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