Verkehrsgeplagte Gartenfeldbewohner

Trier · Beschlüsse standen nicht auf dem Plan der jüngsten Ortsbeiratssitzung Trier-Mitte-Gartenfeld. Stattdessen konnten die Bewohner von Trier-Ost im ortsnahen Versammlungsort Café Momo ihrer Meinung freien Lauf lassen - wovon die Besucher reichlich Gebrauch machten.

 Typisches Bild im Gartenfeld: Kaum ein Zentimeter Platz bleibt von den täglichen Dauerparkern ungenutzt. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Typisches Bild im Gartenfeld: Kaum ein Zentimeter Platz bleibt von den täglichen Dauerparkern ungenutzt. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Trier. Wenn der Ortsbeirat in direkter Anliegerumgebung seine Zelte aufschlägt und nach der Meinung der Bewohner fragt, stehen die örtlichen Probleme natürlich im Vordergrund. Dennoch nutzen die zahlreichen Besucher die umfangreiche Einwohnerfragestunde im Gartenfeld, um auch allgemeine Trierer Innenstadtprobleme anzusprechen. Den Fragen stellt sich Triers Baudezernent Andreas Ludwig.
Die Umgestaltung des Pferdemarktes und ihre Folgen sind etwa ein Kritikpunkt: So verleitet dort die neue Mittelinsel nach wie vor Autofahrer zur ordnungswidrigen Abkürzung von der Oeren-/Deutschherrenstraße in Richtung Kutzbachstraße/Simeonstiftplatz. Außerdem wird die für Fußgänger und Radfahrer reservierte Fläche von Besuchern der angrenzenden Gastronomiebetriebe als Kurzzeitparkplätze genutzt.Zweckentfremdete Mittelinsel


Das Problem sei der Stadt laut Baudezernent Ludwig bekannt und von den Planern geahnt worden, weshalb man die Mittelinsel zunächst komplett mit "Spargelstangen" habe absperren wollen. Eine optisch katastrophale Lösung, die weder der zuständige Ausschuss noch die Anwohner wollten. Nun werde eine bessere Lösung gesucht. Ortsvorsteher Dominik Heinrich schlägt vor, für den Pferdemarkt einen Studentenwettbewerb zu initiieren. Davon erwarte der Ortsbeirat Vorschläge zu einer attraktiveren Gestaltung der Mittelinsel - etwa durch gestaltete Sitzelemente - die Autos zuverlässig fernhalten könnten.
Über unerlaubtes Parken und Raserei auf dem Domfreihof und in der Frauenstraße klagt ein anderer Besucher. Warum dort nicht besonders an den Wochenenden stärker kontrolliert werde? Antwort des städtischen Vertreters Ludwig: "Wir haben das Personal zur Falschparkerüberwachung erhöht und werden demnächst eigene Tempokontrollen einführen können." Dennoch werde das Park- und Tempoproblem auf dem Domfreihof in der Verwaltung unterschiedlich beurteilt. Die Beschwerden gingen jedenfalls nun an das zuständige Amt.
Parken und Durchgangsverkehr im Gartenfeld sind seit Jahren Dauerprobleme für die Bewohner. Für Unmut bei vielen Anrainern sorgt auch die Lärmentwicklung durch das dort noch weitverbreitete Kopfsteinpflaster. Auch könnte sicher das Parkplatzangebot intelligenter gelöst werden - vielleicht durch Quartiersgaragen oder Mehrfachbelegungen per Absprache unter den Autohaltern. Geklagt wird auch über den starken Busverkehr im Gartenfeld und das oft zu hohe Tempo der Busse. Könnte, so eine Anwohnerin, hier eine andere Linienführung helfen? Für die Linienführung sind laut Dezernent Ludwig die Stadtwerke Trier (SWT) zuständig. Wie Ortsvorsteher Heinrich dazu mitteilt, habe er die SWT gebeten, mit noch geringerer Geschwindigkeit als vorgeschrieben durch die engen Straßen zu fahren. Grundsätzlich sei aber das dichte Liniennetz zu begrüßen, da es kurze Wege zu den Haltestellen garantiere - ein Anreiz zur ÖPNV-Nutzung.
Das Verkehrskonzept Gartenfeld werde laut Dezernent Ludwig bei einer geplanten Bürgerinformation im ersten Quartal 2016 erneut angesprochen.
Ludwig: "Im Dezernatsausschuss wurden die Probleme und mögliche Schlussfolgerungen der Verwaltung vorgestellt. Allerdings müssen bei der Einführung einer Gartenfeld-Anwohnerparkzone und eines neuen Verkehrskonzepts die Vorgaben der Straßenverkehrsordnung beachtet werden."
Im Klartext heiße dies: Der Wegfall zahlreicher freier Stellplätze an Engpässen und Kurven, die derzeit von der Verwaltung noch geduldet würden. Dazu erklärt Ortsvorsteher Heinrich, dass das Gartenfeld der noch einzige innerstädtische Bereich mit kostenfreien und zeitlich unbeschränkten Abstellmöglichkeiten sei. Dies ziehe - wie täglich erkennbar sei - auswärtige Tagesdauerparker verstärkt ins Gartenfeld. Für die Anwohner ein auf Dauer unhaltbarer Zustand.Meinung

Dauerparken auf Anwohnerkosten
Geplagte Bewohner von kleinen Seitenstraßen der Trierer Fußgängerzone hatten vor 20 und mehr Jahren noch täglich mit demselben Problem zu kämpfen: Kaum fuhren sie am Morgen aus der Parklücke in ihrer Wohnstraße, wartete schon ein Auswärtiger, um den Platz ganztägig und kostenlos zu besetzen. Danach mal kurz heimfahren in der Mittagspause oder Ausladen nach dem Großeinkauf? Pusteblume für die Anwohner! Bitte erst nach 19 Uhr zurückkommen! Doch Dank Anwohnerparkzonen und Überwachung derselben hat sich die Lage in den letzten Jahren spürbar entspannt. Nur noch nicht im Gartenfeld, das nach wie vor als Geheimtipp für kostenbewusste Tagesdauerparker aus dem Umland gilt. Ein Zustand, der im Interesse der Bewohner nach Abhilfe ruft. trier@volksfreund.deExtra

Um den Erhalt der Egbert-Schule, die wegen Baumängeln geschlossen werden musste, sorgen sich viele Gartenfeldbewohner. In der Ortsbeiratssitzung wurden die von Architekt Alfons Leitl (1909-1975) als "Schule im Grünen" gestalteten Gebäude als "wichtiges Denkmal der 1950er-Jahre-Architektur" bezeichnet. Dieser Aspekt müsse in der Diskussion um den Erhalt berücksichtigt werden. Laut Baudezernent Andreas Ludwig habe die Verwaltung zum Für und Wider Erhalt ein neues Gutachten in Auftrag gegeben. Es werde zum Ende des Jahres den städtischen Gremien zur Beratung vorliegen. f.k.

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