Verkehrsprobleme auf dem Petrisberg: Statt Parkhaus Parkdeck in der Planung

Trier. · Der Petrisberg wird kein Parkhaus bekommen. Die Stadt Trier will das Parkplatzproblem in Triers Vorzeigequartier lösen, indem sie Fremd- und Falschparker buchstäblich in die Schranken weist. Die neue Vision: ein Parkdeck mit 100 Plätzen. Außerdem kommen die Busse der Linie 4 ab Dezember alle 15 statt alle 30 Minuten.

 185 Firmen sitzen im Wissenschaftspark. Vor allem das Ärztehaus und die Augenklinik ziehen täglich Hunderte Patienten an. Viele parken, wo sie Platz finden.

185 Firmen sitzen im Wissenschaftspark. Vor allem das Ärztehaus und die Augenklinik ziehen täglich Hunderte Patienten an. Viele parken, wo sie Platz finden.

Foto: Friedemann Vetter


Ein viergeschossiges neues Parkhaus statt zugeparkter Gehwege, Strafzettel und jeder Menge Frust aller Beteiligten - das war der Plan, der die Lage im Umfeld des Wissenschaftsparks, seiner Kronengebäude und des Ärztehauses auf dem Petrisberg beruhigen sollte. Nach Monaten der Beratung und Analyse (volksfreund.de berichtete mehrmals) ist die Idee seit dieser Woche vom Tisch: zu teuer, nicht effizient, von den Anwohnern abgelehnt. Doch es gibt einen Plan B.

Der neue Plan: Statt pauschal viele neue Parkplätze für alle zu schaffen, will die Stadt Trier dafür sorgen, dass die bereits vorhandenen Plätze tatsächlich denen zugute kommen, die sie dringend brauchen - den Mitarbeitern des Wissenschaftsparks, den Kunden der dort sitzenden Unternehmen und den Patienten der Mediziner im Ärztehaus.

Die Entscheider: Triers Baudezernent Andreas Ludwig (CDU) hat die Federführung übernommen. Die neue Lösung entstand in Zusammenarbeit mit der Entwicklungsgesellschaft EGP, die ab der Landesgartenschau 2004 die Regie bei der Umwandlung des Petrisbergs führte. Mit im Boot sitzt auch der Besitzer der Bürogebäude im Wissenschaftspark: der dänische Konzern Kristensen Properties.

Die neuen Regeln: Die Parklätze am Monte Petris und am Ärztehaus und die Flächen entlang der Max-Planck-Straße werden durch Schranken und Parkautomaten bewirtschaftet. Damit wollen die Entscheider sicherstellen, dass diese 165 Plätze in Zukunft nur noch Kunden, Besuchern und Patienten als Kurzzeitstellplätze stundenweise zur Verfügung stehen - "mit entsprechenden moderaten Parkgebühren", heißt es in der Planung.
Die Parkplätze vor den bunten Kronengebäuden sollen ausschließlich für Mieter und Unternehmer reserviert und durch Schranken oder Schilder abgesperrt oder gekennzeichnet werden.

Die Busverbindung: Zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember wird die Linie 4 nicht mehr nur alle 30 Minuten, sondern alle 15 Minuten zum Petrisberg fahren. Aber Vorsicht: Dieser Fahrplan gilt nur während der Semester an der benachbarten Uni.

Das Parkdeck: Die Entscheider waren sich offenbar darüber im Klaren, dass eine Lösung des Parkproblems völlig ohne neue Plätze nur äußerst schwer zu kommunizieren sein dürfte. Deshalb enthält der Plan auch eine Vision für die Zukunft: ein eingeschossiges Parkdeck im Innenbereich der Kronengebäude mit 100 neuen Plätzen. Auch diese sollen Arbeitnehmern und Unternehmern im Wissenschaftspark angeboten werden.
Kristensen Properties hat das dafür benötigte Grundstück zur Verfügung gestellt und will nach TV-Informationen sogar den Bau bezahlen. Den Betrieb will der Konzern jedoch nicht übernehmen, daher laufen zurzeit Gespräche mit potenziellen Betreiberfirmen.
Bis zum Sommer soll ein fertiger Plan vorliegen, anschließend folgt die Phase der Bürgerbeteiligung. Das Parkdeck soll "städtebaulich und optisch gut integriert" sein, sagt die Planung.Meinung

Der Berg braucht mehr Plätze
Die Lage ist total verfahren, wir müssen jetzt das Beste daraus machen - das war die Ausgangslage des Entscheiderteams um den Baudezernenten Andreas Ludwig. Der Petrisberg hat viel zu wenig Parkplätze, diesen krassen Entwicklungsfehler kann heute niemand so einfach beheben. Aber es ist reines Wunschdenken, das Parkchaos mit einer Bewirtschaftung und Umverteilung der vorhandenen Plätze in den Griff bekommen zu wollen. Ohne neuen Parkraum auf Triers gefragtestem Berg geht nichts. Ein eingeschossiges Parkdeck ist natürlich eine gute Idee, doch als solche galt auch das jetzt abmoderierte Parkhaus, und zwar über viele Monate hinweg. Deshalb sollte sich niemand wundern, wenn Arbeitnehmer, Unternehmer, Patienten und Anwohner dem neuen Plan mit Misstrauen begegnen. Sie brauchen keine neue lange Diskussion, sondern eine schnell umsetzbare und realistische Lösung.
j.pistorius@volksfreund.de Hintergrund

Wissenschaftspark
Die Landesgartenschau 2004 war der Startschuss: Der Petrisberg, bis 1999 die Heimat des französischen Artilleriebataillons 61 und damit militärisches Sperrgebiet, verwandelte sich in eines der gefragtesten Quartiere der Stadt Trier. Ungewöhnliche und experimentelle Wohnformen sprachen private Bauherren an. Die Kronengebäude, frühere Kasernen des französischen Militärs, wurden zu farbenfrohen und gefragten Firmensitzen. Der Wissenschaftspark auf dem Petrisberg ist heute der Sitz von 185 Unternehmen mit 1350 Mitarbeitern. Die Entwicklung weckte das Interesse der dänischen Gesellschaft Kristensen Properties. Der auf Immobilienentwicklung und Fondsmanagement spezialisierte Konzern kaufte 2007 die Bürogebäude im Wissenschaftspark für 26 Millionen Euro. Es war der größte Immobiliendeal in der neueren Trierer Geschichte. jp

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