Verkehrsserie, Teil 10: Blitzen - Unfallprävention oder einfach nur Abzocke?

Trier · Hier wird es teuer: am Moselufer, an der Uni Trier und in der Luxemburger Straße. Dort hat die Stadtverwaltung im April laut Mitteilungen der WhatsApp-Blitzergruppe des TV und der Vorab-Meldungen des Ordnungsamts am meisten kontrolliert. Warum gerade diese Standorte häufig gewählt werden, zeigt ein Blick in die Unfallstatistik der Unfallkommission von 2015.

Die Blitzerstandorte sind vor allem am Moselufer zu finden, wo es häufig zu Auffahrunfällen aufgrund von überhöhter Geschwindigkeit und zu geringem Abstand kommt. Wie die Statistik der Polizei zeigt, gab es im Jahr 2015 insgesamt 33 Unfälle alleine an der Kreuzung St.-Barbara-Ufer/Südallee. Die Unfallhäufungsstellen sind insbesondere die Straßen zwischen der Kaiser-Wilhelm-Brücke und der Konrad-Adenauer-Brücke. Hier wurden laut Aufzeichnungen aus der TV-WhatsApp-Blitzergruppe und den Meldungen des Ordnungsamtes auch besonders viele Blitzer aufgestellt (siehe Grafik).

Am Moselufer wurden alleine im April insgesamt 15 Blitzer installiert. Im gesamten Jahr 2015 gab es dort auch die meisten Verkehrsunfälle. Seit die Polizei im Januar die Zuständigkeit für die Geschwindigkeitskontrollen in Trier an die Stadtverwaltung übergeben hat, hat die Stadt bis zum 31. Mai nach Angaben von Pressesprecher Ralf Frühauf insgesamt 33.000 Verkehrsverstöße registriert, die normal ein Verwarnungsgeld nach sich ziehen. In 1550 Fällen wurde ein Bußgeldbescheid verschickt. 220-mal waren Fahrer mehr als 31 km/h zu schnell, so dass ein Fahrverbot fällig wurde. Das galt auch für einen Temposünder am St.-Barbara-Ufer: Der Autofahrer wurde mit 97 km/h (nach Abzug der üblichen Toleranz von 3 km/h) geblitzt, erlaubt sind in dieser Straße 50 km/h. Über die Gesamthöhe des Verwarn- und Bußgelds gebe es "derzeit keine belegbaren Daten". Bei Bürgern kommt immer wieder die Diskussion auf: Sind die Blitzer notwendige, der Sicherheit dienende Maßnahmen zur Unfallprävention? Oder handelt es sich, wie Kritiker meinen, um "Abzocke", die die Kassen füllen soll?

Hohes Verkehrsaufkommen

Bei der Auswertung vom April fällt das hohe Verkehrsaufkommen aller Straßen auf, an denen häufig die Geschwindigkeit kontrolliert wird. Die überwachten Straßen befinden sich vornehmlich an den Knotenpunkten der Stadt und sind dadurch vor allem von Pendlern stark befahren. Wie Frühauf deutlich macht, unterliege die Universität besonders häufig der Überwachung, da es dort sehr viele Ampelanlagen und Fußgängerüberwege gebe, die einer Kontrolle bedürften. Das unerwünschte Überqueren der Straße an der Fußgängerbrücke stelle ein Risiko dar, das überwacht werden müsse. Im Bereich der Ostallee/Weimarer Allee hingegen wolle man zum einen die Schüler schützen, die an der Bushaltestelle An der Schellenmauer warten. Zum anderen wolle die Stadt im Bereich des Landesmuseums den von Fußgängern benutzten Pfad überwachen und den Verkehrslärm verringern, erklärt Frühauf.

Tempo-30-Zonen

Ein Viertel aller Kontrollen im April wurden laut Frühauf in "unmittelbarer räumlicher Nähe zu einer Schule, einem Kindergarten oder einem Seniorenheim" aufgebaut. Wie zum Beispiel am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in der Olewiger Straße/Charlottenstraße mit drei Blitzern im April, wo zudem eine Tempo-30-Zone eingerichtet ist. Oder etwa in der St.-Anna-Straße in Olewig, in der sich ein Kindergarten und eine 30er-Zone befinden. Das Moselufer, die Kreuzung St.-Barbara-Ufer/Südallee im Besonderen, ist in Trier seit Jahren der Unfallschwerpunkt schlechthin. Ob dieser durch kontinuierliche Verkehrsüberwachung entschärft werden kann, wird sich erst mit den nächsten Statistiken zeigen. Die Unfallhäufungsstellen sollen laut Aussagen der Stadt auch durch größere Rotsignal-Leuchten sicherer werden, um das Risiko des Übersehens von roten Ampeln zu minimieren. Auswertungen nach Herkunft, Geschlecht und Alter der geblitzten Fahrzeughalter sind nicht möglich. Laut Verwaltung gibt es nach bisherigen Erfahrungen keine auffälligen Häufungen bei bestimmten Gruppen.
Extra Das sagt der Dezernent

Thomas Egger, Dezernent der Stadt Trier, sagt auf TV-Anfrage: "Aufgrund der kurzen Zeit seit Start der Kommunalen Geschwindigkeitsüberwachung (KGÜ) ist es noch zu früh, Ergebnisse zu werten oder zu kommentieren. Die hohe Zahl der festgestellten Verstöße zeigt jedoch, dass der Bedarf an häufigen und regelmäßigen Geschwindigkeitsmessungen gegeben ist. Die Arbeit der KGÜ wird in der Bevölkerung durchaus positiv aufgenommen und bewertet. Vielfach wird davon berichtet, dass nach subjektivem Empfinden ein Umdenken bei vielen Verkehrsteilnehmern eingesetzt hat. Neben den erwarteten negativen Reaktionen, die deutlich hinter dem erwarteten Maß zurückgeblieben sind, erfahren die Mitarbeiter auch immer wieder positive Rückmeldungen, zum Beispiel von Anwohnern oder Mitarbeiterinnen von Kindergärten. Auch wenn die Zahl der gemessenen Verkehrsverstöße nach wie vor auf relativ konstantem Niveau verharrt, so gibt es einen Indikator, der als Fingerzeig auf eine Verbesserung der Verkehrsmoral deuten kann. Zu Beginn des Jahres lag die Zahl der zu schnell fahrenden Fahrzeuge noch bei über 12 Prozent aller gemessenen Fahrzeuge. Im Mai 2016 ist dieser Anteil bereits auf acht Prozent gesunken." red

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