Vernarrt in Fasching, Heimat und Frankreich

Trier-Nord · Er ist ein Wieweler durch und durch: 50 Jahre schon sorgt Hans-Karl "Männi" Meunier bei den Karnevalisten aus Zurlauben mit humoristischen Reden, flotten Sprüchen und voller Energie für Unterhaltung. Heute feiert der KG-Präsident seinen 70. Geburtstag - und am Montag eröffnet er mit den Zalawener Duckentcher die Session.

Trier-Nord. Das Französischbuch liegt aufgeschlagen auf dem Tisch. "Unsere große Liebe gehört Frankreich", erklärt Hans-Karl "Männi" Meunier, weshalb er und seine Frau Ingrid fleißig Vokabeln büffeln. "Wir fahren immer wieder gerne dorthin. In einer speziellen Ecke an der Côte d\'Azur sind wir so gut wie zuhause", sagt er. "Und dann verlaufen wir uns gerne an der Ardèche", ergänzt sie und erzählt lachend, wie sie dort einen Pfad verpasst und über Umwege wieder zurückgefunden haben.
Zielstrebiger ist Meunier, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, wenn es um die Narretei geht. Seine karnevalistische Karriere begann 1959 bei der KG Trier-Süd, in der der Vater Sitzungspräsident war.
Menschen ganz nah


Im Norden Triers aufgewachsen, habe er sich gedacht: "Ich kann bei den Wiewelern eine Heimat finden - und ich habe sie gefunden", sagt Meunier, der im Haus seiner Großeltern lebt: "Ich bin an die Scholle gebunden." Seit 1963 ist Männi Meunier bei der KG M\'r wieweln noch en Zalawen, erst im Elferrat, dann im Vorstand, seit 2010 als Präsident und gerade für drei weitere Jahre wiedergewählt. Als solcher organisiert er gemeinsam mit dem Männergesangverein auch das Moselfest Zurlauben.
Gern erinnert er sich an die Auftritte mit Marlene Munzert als "Biewak und Struppes". "Dafür haben wir 1971 den Verdienstorden der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK) erhalten." Von 1977 an hält er als Till Eulenspiegel elf Jahre lang den Trierern den (kommunal-)politischen Spiegel vor. Im Jubiläumsjahr 2011 schlüpft er erneut in diese Rolle - auch vor 1600 Menschen in Triers größter Karnevalssitzung in der Arena.
Ebenfalls ein Dauerbrenner: die humoristische Liaison mit Jürgen Jakobs als Trips und Trilles (Meunier). Außerdem steht er - immer Motto-gerecht - solo in der Bütt.
Ob als "Phönix aus\'m Äschenaamer" oder "Perdsengel Gabriel" - Meunier schreibt seine Reden selbst und in Trierer Mundart. Seine Erfahrung gibt er seit 30 Jahren an den Nachwuchs weiter. So viel Narretei wird mit dem BDK-Orden in Gold und 2004 der höchsten Auszeichnung der Wieweler belohnt: dem Orden "Gegen den Trierischen Ernst".
Und in diesem Jahr erhielt das karnevalistische Schwergewicht den "Oskar des Karnevals", den Zinnhannes Kulturpreis der Rheinischen Karnevals-Korporationen in der Kategorie "Lebenswerk".
Meunier ist nicht nur bei den Wiewelern aktiv. Er führte bei den AWO-Seniorensitzungen durchs Programm, spielte bei der Schauspielgruppe des DGB mit und ist - obwohl "völlig unmusikalisch" - Schatzmeister beim Blasorchester Flügelrad, gegründet 1951 von Mitarbeitern der Bahn, bei der Meunier bis 1998 arbeitete.
Apropos unmusikalisch: Als Rüdiger Bechtel ihm erzählte, dass er ein bisschen Gitarre spielen könne, habe er gesagt: "Eine gute Idee, ich kann ein bisschen texten": 1978 gründeten die beiden die Gesangsgruppe Zalawener Duckentcher. Sie läutet am Montag, 11. November, ab 10.30 Uhr auf dem Kornmarkt die neue Session ein.
Meuniers Liebe zum Nachbarland hat übrigens nur gefühlt etwas mit seinem französischen Namen (zu Deutsch: Müller) zu tun. "Ich weiß nicht, woher er stammt." Doch das Nachbarland und seine Geschichte faszinieren ihn. Im Karneval kann er seine drei Passionen verbinden: als "Monsieur Adam" oder "letzter Franzuus vun Trier" in der Bütt.

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