Verregnete Premiere

Mit gut zehn Stunden Livemusik hat der Abend der Liedermacher mit acht Akustik-Bands sowie zahlreichen Künstlern auf der offenen Bühne in den Innenhof des Trierer Exhauses gelockt.

Trier. Das "Live & Unplugged"-Festival machte seinem Namen alle Ehre, denn beinahe ohne Verstärker und mit abgespecktem Schlagzeug mussten "The Shanes" auskommen, nachdem ein kräftiger Regenschauer Musiker und Publikum ins Exhaus-Café jagte.

Der Innenhof des Exhauses liegt verlassen im Sommer-Regen. Nur ein Pärchen harrt aus im strömenden Regen, aneinandergeschmiegt unter einem Schirm. Uwe Heil, begleitet von Bassist Carsten Söns und Daniel Bukowski (Cajon) - "wir spielen heute in kleiner Besetzung" -, trotzt den Unbilden des Wetters und singt gegen die klatschenden Regentropfen an.

Kein Programm für die Massen



Die rund 120 Zuschauer - mit handgemachter Musik und selbstgetexteten Liedern lassen sich wohl keine Massen ziehen - haben sich derweil unter das schützende Dach des Exhauses zurückgezogen. Das Wetter hat dem fünften "Live & Unplugged"-Festival - erstmals Open Air - einen Strich durch die Rechnung gemacht. Kurzerhand packen "The Shanes" ihre Instrumente und machen - "total unplugged" - im Exhaus-Café weiter, bevor sie das improvisierte Podium für spielwütige Musiker freigeben. Hard-Polka unter verschärften Bedingungen. Markus Schu hat einen Koffer als Bassdrum umfunktioniert, dazu ein Becken und die Snare. Mehr braucht der Drummer nicht, um den treibenden Rhythmus vorzugeben. Im proppevollen Raum haben nur wenige Platz zum Tanzen. Eng gedrängt stehen und wippen die Zuhörer im Takt der wilden Klänge.

Dabei hat am frühen Nachmittag, als die ersten Musiker die "offene Bühne" betraten, die Sonne geschienen. Da war der Exhaus-Innenhof noch recht leer, blieb es auch bei den ersten Bands "Chopsticks" und "The Orange Indies" aus Trier. Ein angenehmer Kontrast zu der ansonsten gitarrenlastigen Akustikmusik: das junge Duo "Mihai Curteanu" - gleichzeitig auch Mitorganisator des Festivals - und Sabine Glimpel aus Trier alias "Bee's Blues".

Ihre Stücke leben von dem Mit- und Gegeneinander von Curteanus Gitarre und Glimpels Violine, seiner warmen, tiefen Stimme und ihrem glasklaren, hellen Gesang, der an Irisch-Folk erinnert. Zwei Typen, zwei Gitarren, zwei Stimmen, tiefsinnige Texte mit allerlei Humorigem, dazu eingängige Melodien: Bastian Palmersheim und Christof Schmitz, zusammen das "PS Gitarrenduo" aus Bonn, bringen mit ihren Liedern von Liebe, Lüge, Leidenschaft beste Laune unter das Publikum.

Nachdenklicher stimmen die leicht melancholischen Songs von Ewald Dieser. Der Trierer Singer/Songwriter braucht nur seine Gitarren. Sein ein dringlicher Gesang zieht die Zuhörer in seinen Bann. Die Songs des Stuttgarters Sascha Santorineos erinnern an Rio Reiser, Green Day und Bob Dylan. Letzterem huldigt auch Uwe Heil mit seiner Band mit "Like A Rolling Stone" - während Regentropfen vom Bühnendach tropfen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort