Verschiedenheit und Recht und Freiheit

TRIER. Es begann mit dem ersten bekannt gewordenen Aufbegehren von Homosexuellen und anderen sexuellen Minderheiten gegen Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street in Greenwich Village am 27. Juni 1969. Heute ist der Christopher Street Day gleichzeitig Fete und Demonstration gegen Diskriminierung und Ausgrenzung – auch in Trier.

Es hat wenig Sinn, darum herumzureden: Trier ist weder New York noch San Francisco - wo der "gay pride" (schwuler Stolz) zur städtischen Gesellschaftsstruktur gehört. Die Universitäts- und Bischofsstadt tut sich schwer mit solchen Themen. Die jährliche Erotik-Messe (hetero) ist auch eher eine Randerscheinung, mit der offiziell niemand näher zu tun haben will. Zumindest wurde dabei noch nie der Stadtvorstand beim normalerweise obligatorischen Rundgang zur Messeeröffnung beobachtet. Und jetzt kommt der Christopher Street Day in die Römerstadt, und das bereits zum vierten Mal. Da steckt doch was dahinter, könnte man vermuten. Und so ist es auch. Die 1993 gegründete "Schwule MännerInitiative Trier", kurz Schmit genannt und seit 2005 als Schmit-Z zentraler Dachverband für Trierer Schwule und Lesben, hat bereits ein gesellschaftliches Phänomen geschaffen. Die "rosa Sitzung" in der Tufa läuft vielen Karnevals-Gala-Prunksitzungen der Region in Sachen Witz und Ironie den Rang ab und ist schon lange Kult - auch für ein Hetero-Publikum. Und da man sich am Samstag den Kornmarkt zum Zelebrieren des Christopher Street Day, Version Trier, ausgesucht hatte, mussten die Trierer und ihre Gäste von der Sache Notiz nehmen. Der Toleranz-Level war hoch, was wohl auch und gerade auf die Arbeit des Schmit-Z zurückzuführen ist. Auch Senioren und Familien ließen sich auf Gespräche mit Repräsentanten der Szene gerne ein.Lautstarkes und witziges Bühnenprogramm

Revue, Musik und Diskussionen spielten sich auf der Bühne ab. Gelegentlich lautstark wie die "Magiras", ein nur aus Frauen bestehendes Rock-Quintett aus Stuttgart. Gelegentlich witzig wie die Lottis, zwei KölnerInnen (hier ist diese normalerweise unsägliche Schreibweise berechtigt), deren Chansons, Kommentare und Beobachtungen an die bereits erwähnte kultige "rosa Sitzung" erinnerten. In diesen Kontext passte auch die Schmit-Z Family, die Theater- und Comedytruppe des Trierer Schwulen- und Lesbenzentrums. Das Motto des Christopher Street Day 2006 lautete "Einig unterm Regenbogen - Farbe bekennen". Die notwendige Ernsthaftigkeit eines solchen Tages fiel nicht unter den Tisch. Das Schmit-Z machte die Bühne zur Talkrunde, es gab Diskussionen über gesellschaftliche und politische Akzeptanz, Gefahr durch Aids, Reformen. Am Abend wanderte der Christopher Street Day vom Kornmarkt in die Tufa. Es sollen auch Heteros dort gesehen worden sein.

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