Verschnaufpause über den Dächern

Seit rund vierzig Jahren pendelt sein Leben zwischen Tresen und Wissenschaft: Bernd Krier ist Betreiber des Szenetreffs Zapotex und Psychologe der Bundeswehr. Der 55-Jährige liebt es, Dinge auch mal von oben zu betrachten. In unserer Serie berichtet er von seinem Lieblingsplatz an der Sickingenstraße und seinem Faible für den Pferdemarkt.

 Die Geschichte Triers auf einen Blick: Bernd Krier liebt den Aussichtspunkt an der Sickingenstraße. TV-Foto: Katja Bernardy

Die Geschichte Triers auf einen Blick: Bernd Krier liebt den Aussichtspunkt an der Sickingenstraße. TV-Foto: Katja Bernardy

E s ist reizvoll, hin und wieder aus dem Alltag in der Stadt auszusteigen und in die Höhe zu gehen. Die Sickingenstraße führt vom Amphitheater direkt zum Petrisberg. Vor dem letzten Anstieg liegt einer meiner Lieblingsplätze: Von dort aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt. Die antiken Gebäude springen sofort ins Auge: Kaiserthermen, der imposante Domkomplex, das Amphitheater, um nur einige zu nennen. Die jahrtausendealte Geschichte Triers im weiten Moseltal liegt einem zu Füßen. Aus dieser Perspektive relativiert sich einiges und mir wird bewusst: Auch ich bin ein Teil dieser Geschichte.

Ich bin in Pfalzel aufgewachsen, habe das Max-Planck-Gymnasium besucht und Psychologie an der Uni Trier studiert. Viele Trierer kennen mich aus der Gastronomie. Meinen ersten gastronomischen Einsatz hatte ich 1971 im 3-Tonnen-Club, wo jetzt das Penta-Hotel steht. Danach habe ich im Schirm am Pferdemarkt gearbeitet. In dieser Lokalität spielt sich bis heute ein Teil meines Lebens ab.

Der Studentenszene immer noch verbunden



Als ein Studienkollege Anfang der 80er Jahre keine Lust mehr hatte, die Kneipe weiter zu betreiben, haben zehn Studenten, darunter ich, das Ruder übernommen. Wir machten aus dem Schirm das Backwahn, einen Treffpunkt vor allem für Studenten. Sechs Jahre später wurde aus dem Backwahn das Zapotex. Die Umbenennung hatte nur einen Grund: Die Livemusikveranstaltungen waren des Öfteren so laut, dass die Anwohner sich beschwerten. Mit dem Namen Zapo wollten wir nur eins: weg von diesem schlechten Image. Einige Jahre war ich auch Mitpächter des Walderdorffs.

Zurück zur Zapo-Szene: Sie hat sich in den letzten Jahren etwas verändert. Die Bachelor- und Masterstudiengänge machen sich bemerkbar. Die Studenten studieren nicht nur strukturierter, sie gehen auch strukturierter aus. Seit zwei Jahren stehe ich nur noch in Ausnahmefällen hinter dem Tresen. Mein Beruf als Psychologe, ich berate und wähle Wehrpflichtige und Zeitsoldaten aus, nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Doch nach wie vor bin ich gerne am Pferdemarkt. Ich liebe diesen Fleck Triers, weil er ursprünglich ist und intim, da er nicht im Blickfeld der Touristen ist. Und er ist Durchgangs- und Partyzone mit einem hohen Schüleranteil. Leider wird dieser Bereich von der Stadt sehr vernachlässigt.

Abgesehen von diesem Ärgernis ist Trier eine lebens- und liebenswerte Stadt. Die Trierer sind herzlich, knuffig und manchmal ein bisschen schräg.

Wein gehört einfach dazu



So, wie ich die Menschen in Deutschlands ältester Stadt schätze, so mag ich auch ihre Weine. Ein Moselriesling gehörte früher in unserer Familie unweigerlich zum Sonntagsessen dazu. Und ich habe bis heute schon etliche edle Tropfen ausgeschenkt und selbst gekostet. Heute freue ich mich einmal im Monat auf unseren Weinstammtisch mit Freunden. Und einen Spaziergang entlang des Weinlehrpfads kann ich zu jeder Jahrszeit nur empfehlen. In Trier gibt es eben viel zu entdecken.

Aufgezeichnet von Katja Bernardy

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