Versprochen ist versprochen?

TRIER-KÜRENZ. Kollegium und Elternschaft der Keune-Grundschule bangen: Sollte die versprochene Tarforster Grundschule gebaut werden, könnte das Konzept ihrer eigenen Schule gefährdet sein. An einem Runden Tisch schlugen die Vertreter der Schulbehörden vor, mit Ganztagsschulbetrieb und Hochbegabtenzweig dem potenziellen Attraktivitätsverlust entgegen zu wirken.

Der seit Jahren geplante und versprochene Schulneubau in Tarforst ist noch nicht in trockenen Tüchern. Denn städtisches Schulamt und die übergeordnete Schulbehörde, die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), sind sich über die Zahl der potenziellen künftigen Schüler nicht einig (der TV berichtete). Während Schuldezernent Ulrich Holkenbrink mit den neuen Baugebieten rund um die Universität ausreichend viele Grundschüler für eine zweizügige neue Schule prognostiziert, ist ADD-Präsident Josef-Peter Mertes skeptisch: "In den frühen 70ern bin ich selbst in ein Neubaugebiet gezogen. Erst waren viele Kinder im gleichen Alter da, die allerdings auch alle gleichzeitig aus dem Grundschulalter heraus waren. Neue Kinder kamen kaum nach", berichtete er am Runden Tisch, zu dem die Leitung der Keune-Grundschule in Neu-Kürenz eingeladen hatte. Der ADD-Chef, der über die Landeszuschüsse zu Schulbauten entscheidet, betonte allerdings auch: "Wir wollen die vom Schulamt vorgelegten Zahlen ganz klar mit dem Ziel prüfen, die Schule bauen zu können. Aber der Bedarf dazu muss auch tatsächlich da sein." Am 7. April wollen sich Mertes und Holkenbrink treffen, um ihre Berechnungen abzugleichen. Die Entscheidung, ob die Schule gebaut werde, könne allerdings erst im Sommer fallen, zerstörte Mertes alle Träume der Neu-Tarforster von einem Spatenstich im Mai. Die Keune-Grundschule hatte zum Runden Tisch eingeladen, weil Kollegium und Eltern fürchten, mit dem Neubau in Tarforst könnte die Zahl der Keune-Kinder zurückgehen. Damit sei das integrative Konzept, das die Schule über zwei Jahrzehnte erfolgreich entwickelt hat, gefährdet: Zur Zeit besuchen Kinder sowohl aus dem Weidengraben als auch aus Tarforst und dem Neubaugebiet auf dem Petrisberg die Schule. Die soziale Heterogenität der Klassen wird durch die Integration körperlich und geistig behinderter Schüler verstärkt. "Solche gemischten Klassen können nur funktionieren, wenn eine gute Durchmischung gegeben ist", sagte Peter Aymanns vom Trierer Integrationsverein "Gemeinsam leben - gemeinsam lernen". Auch Schulleiterin Birgit Hagelauer bangt: "Kommt die neue Schule, werden viele Petrisberg-Eltern einen Weg finden, ihre Kinder dorthin zu schicken, man könnte uns reduzieren auf Weidengraben-Kinder und die beeinträchtigten Kinder. Unser Konzept würde dann nicht mehr greifen." Sowohl Mertes als auch Holkenbrink lobten die bekannt gute Arbeit der Schule, die von vielen Migranten-Kindern besucht wird. "Die Schule hat ein hervorragendes Profil, alleine deshalb wird es nicht dazu kommen, dass sie ausblutet", sagte Holkenbrink und argumentierte auch mit den Schulbezirken, nach denen zum Einzugsbereich der Keune-Schule schließlich das gesamte Petrisberg-Baugebiet gehöre.Kein Ganztagsbetrieb für Tarforst?

"Wenn Eltern ihr Kind auf eine andere Schule schicken wollen, dann schaffen sie das auch", hielt Gi Reiff, Sprecherin des Schulelternbeirats, dagegen. Mit Anträgen, aus denen hervorgehe, dass das Kind am Nachmittag eine Betreuung in einem anderen Schulbezirk habe, ließen sich die Bezirksgrenzen leicht überspringen. Um das Angebot der Keune-Schule noch attraktiver zu machen, empfahl Holkenbrink dem Kollegium, einen Antrag auf Ganztagsschulbetrieb zu stellen. Damit könnten Abwanderungen an die potenzielle Tarforster-Schule, die am Donnerstag vom Stadtrat vorab als Ganztagsschule (GTS) ins Auge gefasst werden soll, verhindert werden. Dass die Tarforster Schule eine GTS werden solle, sah Mertes wiederum skeptisch. Zusammen mit der Egbert-Grundschule wären das drei GTS auf engem Raum. Man müsse daher überlegen, ob die Tarforster Schule tatsächlich als GTS geplant werden solle. Und noch einen Trumpf zog Mertes aus der Tasche, mit der die Keune-Grundschule in Neu-Kürenz gegenüber einer potenziellen neuen Schule in Tarforst konkurrieren könne: "Wir haben vom Land die Zusage, in Trier einen Hochbegabtenzweig an einer Grundschule einrichten zu können. Dafür wäre die Keune-Grundschule sehr geeignet."

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