Versteigerung bewahrt vor der Vernichtung
Trier · Fast 300 Werke des Trierer Malers und Bildhauers Jupp Zimmer (1919-1995) kommen am Samstag, 12. März, in der Europäischen Kunstakademie unter den Hammer. Der Erlös dient dazu, die Kosten für die Unterbringung seiner Witwe Elfriede (90) in einem Konzer Pflegeheim zu zahlen.
Trier. Jupp Zimmer ist seit mehr als 20 Jahren tot, doch in seiner Wahlheimat Trier ist er immer noch allgegenwärtig. Die Stahlplastik "Der Wächter" vor dem ehemaligen Polizeipräsidium, die Europa mit dem Stier neben St. Maximin, die eiserne Kreuzformation auf dem Hauptfriedhof stammen ebenso von dem gebürtigen Graacher wie die steinerne Gedenkstele für die 1983 ermordete japanische Studentin Mutsuko Ayano.
Nun rückt der im November 1995 dem Herztod erlegene freischaffende Künstler auf völlig unübliche Weise in den Blickpunkt: Am Samstag, 12. März, kommt sein künstlerischer Nachlass in der Europäischen Kunstakademie (EKA) unter den Hammer. Eingelagert waren die 290 Werke - Gemälde, Aquarelle und Kleinplastiken - in den vergangenen zehn Jahren bei einer Kunstspedition in Köln. Mehr als 50 000 Euro hat die Aufbewahrung gekostet. Die finanzielle Hinterlassenschaft ist jetzt aufgezehrt, auch, weil davon die Kosten für die Heimunterbringung von Zimmers hochgradig pflegebedürftiger Witwe Elfriede (90), genannt "Möhrchen", in Konz bezahlt wurde.
Kein Geld, keine Einlagerung: Anfang nächster Woche kehrt die Zimmer-Kunst zurück nach Trier. Weil im Verwandtenkreis der (kinderlosen) Zimmers und auch bei Galerien kein Interesse an einer Übernahme besteht, gab es nur zwei Möglichkeiten: "Entweder die dokumentierte Vernichtung der Kunstwerke - oder eben die : Versteigerung", erläutert Monika Woitke, gerichtlich bestellte ehrenamtliche Betreuerin von Elfriede Zimmer.
Für Elisabeth Dühr, Chefin des Stadtmuseums Simeonstift, war es "Ehrensache", organisatorische Hilfe in Sachen Auktion zu leisten: "Jupp Zimmer war als Künstler bedeutend für Trier. Es darf nicht sein, dass sein Nachlass zerstört wird. Ich bin guter Dinge, dass viele Kunstfreunde die Gelegenheit nutzen werden, sich Zimmer-Werke zuzulegen.
Die Auktion am Samstag, 12. März, in der Halle der EKA (Aachener Straße 63) beginnt um 18 Uhr und wird geleitet von Thomas Vatheuer. Vorbesichtigungen und Abgabe von Angeboten sind am kommenden Freitag und Samstag, jeweils von 14 bis 18 Uhr möglich. Die Mindestgebote sollen bei 100 Euro für Gemälde und 50 Euro für Skulpturen liegen. Betreuerin Woitke: "Der komplette Reinerlös wird zur Finanzierung der Heimunterbringung von Frau Zimmer verwendet."Meinung
Ein Jammer und doch ein Trost
Jupp Zimmer, Winzersohn aus Graach, war Künstler durch und durch. Er lebte für seine Kunst und von seiner Kunst, und das nicht schlecht. Doch er hat es versäumt, für die Zeit nach seinem Ableben Nägel mit Köpfen zu machen. Nun wartet eine ganze LKW-Ladung seiner Werke auf neue Besitzer - durchaus ein Trost. Denn die dokumentierte Vernichtung kann keine Alternative sein für das Werk eines Künstlers, dessen Wahlheimat Trier ihn 1986 für sein Lebenswerk mit dem Ramboux-Preis ausgezeichnet hat. Auch anderes Ungemach bleibt erspart. Während der Nachlass des Trierer Malers Reinhard Heß (1904-1998) bei Ebay verschleudert wurde, weil sich die Erben nicht einigen konnten, besteht im Fall Jupp Zimmer die Hoffnung, dass seine Werke wirklich interessierte Abnehmer finden. r.morgen@volksfreund.de