(Video/Fotos) Grabung auf Gelände des Deutschen Hofs in Trier gewährt spannende Einblicke in die Entwicklung der antiken Stadt

Trier-Süd · Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Das "Rom des Nordens" ebenfalls nicht, wie die archäologische Grabung an der Südallee eindrucksvoll zeigt. Ein Profilschnitt durch die auf dem Gelände des Hotels Deutscher Hof entdeckte Süd-Nord-Straße zeigt, wie die Fahrbahn und damit im Lauf von vier Jahrhunderten die Stadt um gut drei Meter in die Höhe wuchs.

 Landesmuseums-Mitarbeiter und Funde vom Grabungsgelände am Deutschen Hof: Bruno Kremer im vorzüglich erhaltenen Wasserkanal. Rechts Peter Bühning am Profilschnitt der römischen Straße, der Fahrbahnniveaus aus vier Jahrhunderten zeigt. Foto Kanal: Landesmuseum/Thomas Zühmer; TV-Foto: Roland Morgen

Landesmuseums-Mitarbeiter und Funde vom Grabungsgelände am Deutschen Hof: Bruno Kremer im vorzüglich erhaltenen Wasserkanal. Rechts Peter Bühning am Profilschnitt der römischen Straße, der Fahrbahnniveaus aus vier Jahrhunderten zeigt. Foto Kanal: Landesmuseum/Thomas Zühmer; TV-Foto: Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.), Thomas Zuehmer ("TV-Upload morgen"

Wer aufmerksam über den Viehmarkt geht, erkennt eine im Bodenbelag sichtbar gemachte Kreuzung zweier römischer Straßen, die einst dort verliefen. Ein nette Reminiszenz an die Zeiten, da Trier römische Metropole war. Ein Abschnitt der Straße Richtung Süden ist samt "Drumherum" nun im Original gefunden worden bei den Grabungen auf dem Gelände des Hotels Deutscher Hof. Die Experten des Rheinischen Landesmuseums jubeln über ihre Entdeckung: "Wir werden hier wichtige Erkenntnisse zur Stadtentwicklung in der Antike gewinnen", erklärt Grabungsleiter Joachim Hupe (51).

Anschaulich macht diese Entwicklung ein Profilschnitt. Knapp über der Sohle der gut drei Meter tiefen Grube zeichnet sich die älteste Fahrbahnschicht ab, angelegt vor 2000 Jahren. Schichtweise geht es weiter nach oben. Hupe: "Hier sind der Aufbau und die Nutzungsphasen dieser wichtigen innerstädtischen Straße abzulesen."

Das Bodenniveau der um 17. v. Chr. gegründeten Augusta Treverorum, Stadt des Kaisers Augustus im Trevererland, wuchs in die Höhe. Jede Epoche baute auf dem Schutt der vorangegangenen auf. Im vierten Jahrhundert - die Stadt hieß nun Treveris - spielte sich alles drei Meter höher ab als zur Gründungszeit. Dieses vierte Jahrhundert hatte es mächtig in sich, wie es sich eben für eine frisch gebackene Kaiserstadt gehört. Die stark genutzte Straße, die ihrerseits drei Meter unter der heutigen Oberfläche liegt, bekam vor 17 Jahrhunderten einen Belag aus wuchtigen und tonnenschweren Kalksteinplatten. Die waren zwar absolut nicht vonnöten, aber gut für das Image der Residenz von Konstantin & Co.

Clou des zwölf Meter breiten Prachtboulevards, der schnurstracks zum Forum, seit jeher Zentrum der Stadt, führte und von überdachten Bürgersteigen flankiert war: In der Fahrbahnmitte verlief ein gemauerter Wasserkanal mit einem einprozentigen Gefälle Richtung Norden. Dieser Kanal - zwei römische Fuß (60 Zentimeter) breit und 1,05 Meter hoch - ist auf dem Grabungsareal bestens erhalten.Guter Stoff für Doktorarbeit

(Video/Fotos) Grabung auf Gelände des Deutschen Hofs in Trier gewährt spannende Einblicke in die Entwicklung der antiken Stadt
Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Der technische Grabungsleiter Bruno Kremer (50) ist hineingegangen, kam etwa 30 Meter weit - und mit einer erstaunlichen Entdeckung zurück: Unter der Hotelzufahrt macht das Gemäuer einen Knick. Kremer: "Es wurde quasi ein Bypass angelegt, um den Kanal an einen parallel geführten zweiten Strang anzuschließen." Etwa, um einen beschädigtem Kanalabschnitt zu umgehen? Eine Frage, die vielleicht Florian Tanz (Uni Trier) beantworten kann, der gerade in Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum seine Doktorarbeit über "Wasserver- und -entsorgung im römischen Trier" schreibt und auf dem Areal des Deutschen Hofs viel frisches Forschungsfutter finden dürfte.

Kuriosum am Rande: Mit seinen Grabungen ist das Landesmuseum einer illegalen Entsorgungsmethode auf die Spur gekommen. Wohl zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat die bis 1962 auf dem Grabungsgelände stehende Gerberei Pies den Römerkanal in einer geheimen Aktion "reaktiviert". Über einen eigens gebauten Einlaufschacht ließ sie belastetes Abwasser unterirdisch verschwinden.

Auch jenseits der Straße erweist sich das 725 Quadratmeter große Grabungsareal als reichhaltige Fundgrube. So deckten das Grabungsteam imposante Überreste einer rund fünf Meter breiten Toreinfahrt auf und daneben einen gemauerten Keller auf. Beides gehörte wohl zu einem stattlichen Wirtschafts- und Lagergebäude. Noch bis zum 10. Februar gräbt das Landesmuseum dort, wo der Hotel Deutscher Hof anschließend eine Tiefgarage baut und die Wasserleitung integrieren will . Grabungsleiter Hupe ist sicher: "Das wird sehr spannend weitergehen."

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