Viel Angebot trotz wenig Personal

MARIAHOF. Seit 1995 engagiert sich der Verein für Kinder- und Jugendarbeit für junge Mariahofer. Im vergangenen Jahr wurde den Kindern und Jugendlichen des Stadtteils ihr neuer Treffpunkt in den Grundschul-Räumen übergeben. Nun soll das Konzept der offenen Jugendarbeit mit mehr Inhalten gefüllt werden.

 Entstanden aus Eigeninitiative und mit viel Engagement geführt: Der Jugendtreff ist ein Mariahofer Vorzeige-Projekt.Foto: Cordula Fischer

Entstanden aus Eigeninitiative und mit viel Engagement geführt: Der Jugendtreff ist ein Mariahofer Vorzeige-Projekt.Foto: Cordula Fischer

"VieleKinder verbringen mehr Zeit im Jugendtreff als zu Hause", weißDiplom-Pädagogin Gabi Balter. Jungen und Mädchen im Alterzwischen sechs und 18 Jahren kommen regelmäßig, meist sogartäglich in den Jugendtreff, wo sie ihre Freizeit sinnvollgestalten oder einfach nur zusammen sein und reden können.Während sich zuvor zwei Fachkräfte im Rahmen eines ABM-Projektesum die Kids kümmerten, kann seit Juli 2002 nur noch Gabi Baltermit einer festen Stelle, die durch einen Personal- undSachkostenzuschuss der Stadt finanziert wird, weiterbeschäftigtwerden. Oft interessiert die Eltern nicht, was ihre Kinder machen. Ebenso schwierig ist es, sie für die Mitarbeit in Verein und Jugendtreff zu motivieren.

Jugendtreff für den Stadtteil ein Glücksfall

Dabei bräuchte Gabi Balter dringend Unterstützung. Gerade bei der Hausaufgabenbetreuung, die acht bis zehn Kinder täglich besuchen, zeigen sich massive Defizite, die von einer Betreuerin allein nicht aufgefangen werden können. Zwar fragen Studenten an, die ein Praktikum machen wollen, aber "wir brauchen Menschen, die hier kontinuierlich über längere Zeiträume mitarbeiten", erklärt der Vereinsvorsitzende Jürgen Plunien. Das zeigt auch die Erfahrung aus den Anfangsjahren des Vereins. "Nachdem das Uni-Projekt Kinder- und Jugendarbeit Mariahof unter Leitung von Professor Heinz Ries 1995 ausgelaufen war, vermissten die Kinder die Studenten. Die hatten schließlich ein Jahr lang mit ihnen gearbeitet", berichtet Vereins-Vize Uwe Hillen.

Trotz der personellen Probleme ist Gabi Balter bestrebt, das Angebot ständig zu erweitern. Den Schwerpunkt legt sie derzeit auf die Altersgruppe bis 14 Jahre. Sportliche Aktivitäten, Computer- und Gitarrenkurse sowie Werk- und Bastelprojektgruppen stehen auf dem Programm. Die intensive Mädchenarbeit mit Inhalten im ökologischen und sozialen Bereich befindet sich im Aufbau. "Ich verspreche mir davon, dass die Kinder auf diese Weise lernen, auch selbst Verantwortung zu übernehmen", sagt die Pädagogin.

Die älteren Jugendlichen können einmal wöchentlich die Sportanlage der Grundschule zum Basketball- und Fußballspielen nutzen, bekommen Hilfestellung bei der Berufswahl und beim Schreiben von Bewerbungen. Außerdem finden Film- und Discoabende statt, an denen auch schon mal das strenge Alkohol- und Rauchverbot gelockert wird. Trotzdem fühlen sich einige vernachlässigt: "Für uns gibt es nicht so viele Angebote wie für die Jüngeren."

Sie wünschen sich längere Öffnungszeiten und dass sie auch am Sonntag in den Jugendtreff kommen können, denn "dann ist es immer besonders langweilig". Manche Forderungen scheitern allerdings daran, dass die Jugendlichen selbst selten aktiv werden. "An Ideen und Vorschlägen mangelt es nicht, aber wenn es darum geht, selbst mit anzupacken, zu organisieren und Verantwortung zu übernehmen, hilft niemand mit", bedauert die Betreuerin.

Alles in allem ist der Jugendtreff für Mariahof aber ein Glücksfall, der aus Eigeninitiative entstanden ist, die in vielen anderen Stadtteilen fehlt. "Wir wollen den Kindern Werte, Toleranz und gegenseitiges Verständnis vermitteln und gute Grundlagen für ihr späteres Leben mitgeben", sagt Gabi Balter.

Morgen in der Stadtteil-Serie: Neues Leben in einem fremden Land - zwei Frauen aus der ehemaligen Sowjetunion haben auf Mariahof eine neue Heimat gefunden.

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