Viel Humor und Winnetous Tod

Trier · Vier grundverschiedene Vorleser, mehr als 50 Zuhörer und eine fast vierstündige "Vorlesung" in der Buchhandlung Mayersche Interbook: "Trier liest … bis in die Nacht" war ein voller Erfolg, auch für den Verein zur Leseförderung.

Trier. Ihrem Motto machte die Veranstaltung alle Ehre. Mosel-Gebietsweinkönigin Maria Steffes klappte exakt um 23.51 Uhr ihr Buch "Die Welt ist nicht immer Freitag" zu. "Trier liest … bis in die Nacht" endete in der Buchhandlung Mayersche Interbook am Trierer Kornmarkt nach dreieinhalb Stunden mit tosendem Beifall für Steffes und ihr Buch über den liebenswerten, aber tollpatschigen Horst aus Berlin. Steffes lieferte den krönenden Abschluss, nachdem zuvor Theaterschauspieler Christian Miedreich, "Nestwärme"-Gründerin Petra Moske und TBB-Trainer Henrik Rödl die etwa 50 Zuhörer mit ihren Vorlesungen für den guten Zweck begeistert hatten.
Alle Einnahmen aus der Veranstaltung werden an den Verein zur Leseförderung gespendet. Dessen Vorsitzender Horst Schreiber, Vorstandsvorsitzender Volksbank Trier, bedankte sich bei den Machern von "Trier liest" und den Vorlesern und erklärte: "Lesen ist eine Grundbildung. Jede Investition ins Lesen ist eine Investition in die Zukunft."
Alle vier Vorleser bekannten in ihren Vorstellungsrunden, dass sie mindestens "Vielleser" seien. "Am liebsten lese ich auf der Bank im Garten", sagte Miedreich, der zudem um Unterschriften für die Petition zugunsten des Drei-Sparten-Theaters in Trier warb. Er las aus dem "Knochenmann", einer tiefschwarzen Geschichte über einen Hähnchengrill in der Steiermark, wo sich plötzlich Menschenknochen in der Knochenmühle befanden.
Im Gegensatz zu dieser Brise schwarzen Humor bewies Petra Moske bei ihrer Buchauswahl geistigen Tiefgang und hielt zunächst ein Plädoyer für mehr Respekt mit dem gleichnamigen Buch der Österreicherin Ingrid Strobl. "Ich bin ein echter Bücherwurm, der davon träumt, einmal nachts in einer Buchhandlung eingeschlossen zu werden, um in Ruhe zu stöbern", bekannte Moske, die sich in ihrem zweiten Buch mit dem TV-Aufmacherthema von Mittwoch, der Prostitution, widmete - mit Paolo Coelhos Buch "11 Minuten".
Nach einer vom Winzer Helmut Plunien vom Weingut Vols in Ayl persönlich moderierten Verkostung von zwei Weinen und vor der "Lese" der Weinkönigin führte TBB-Trainer Henrik Rödl die Zuhörer in die Welt des Wilden Westens. "Ich habe 60 Karl-May-Bände zu Hause, und jedes Jahr wenn ich mit meinen Eltern in Urlaub nach Korsika fuhr, gab es vier dazu", bekannte der frühere Basketball-Europameister. Ausgerechnet "Winnetou III" fehlte in dieser Sammlung - somit kaufte Rödl das Buch für "Trier liest", hat aber auch seinem Sohn schon daraus vorgelesen - inklusive der tragischen Szene, als Winnetou stirbt.
Steffes sagte, dass sie eigentlich keine Weinbücher, sondern lieber "ernste Literatur und Krimis" liest und ohne Buch nicht einschlafen kann. Eingeschlafen war bis kurz vor Mitternacht niemand - als Interbook-Geschäftsführerin Barbara Hammes aufgrund des abwechslungsreichen und kurzweiligen Abends schon eine Wiederholung von "Trier liest…bis in die Nacht" im Jahr 2014 ankündigte.

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