Viel Neues zu erleben in alten Gemäuern

Trier · Gut 1800 Jahre alt ist die Porta Nigra - und in puncto Besucherfreundlichkeit endlich im 21. Jahrhundert angekommen. Über das Römergemäuer, das als Sehenswürdigkeit bisher für sich selbst sprechen musste, informiert neuerdings moderne Technik. Auch für die Barbarathermen gibt es eine Neupräsentation.

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier. Heute kaum mehr vorstellbar: Die Porta gab's in Triers römischen Glanzzeiten quasi vier Mal. Die im späten zweiten Jahrhundert erbaute, fast sechseinhalb Kilometer lange Stadtmauer, verfügte nebst vier Dutzend Türmen und zahlreichen kleinen Toren auch über vier repräsentative Torburgen.
Überdauert hat nur das einstige Nordtor. Brückentor, Südtor und die etwas kleinere Porta Alba (in Heiligkreuz) verschwanden im Mittelalter von der Bildfläche. Sie dienten als Steinbruch. Dass dieses Abriss-Schicksal der Porta Nigra erspart blieb, ist vor allem einem Mann zu verdanken: Simeon von Syrakus.
Der Mönch ließ sich Ende 1030 in einer Zelle im Porta-Ostturm für den Rest seines Lebens einschließen. Nach Simeons Tod am 1. Juni 1035 ließ Erzbischof Poppo seine guten Beziehungen nach Rom spielen. Es folgte die zweitschnellste Heiligsprechung der Kirchengeschichte. Zum Gedenken an den Heiligen Simeon ließ Poppo die Porta zur Kirche umfunktionieren und das Simeonstift anbauen.
Stadttor war die Porta Nigra gut zwei Jahrhunderte, aber viermal so lange - bis 1802 - war sie Gotteshaus. Darüber und über Simeon haben Porta-Besucher bislang allenfalls im Rahmen einer Erlebnisführung erfahren - oder wenn sie sich durch das Kleingedruckte auf antiquierten Infotafeln mühten.
Damit ist jetzt Schluss: Seit gestern ist eine multimediale Installation in der Simeonsklause in Betrieb. "Endlich", sagt Thomas Metz (60), Chef der Mainzer Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE), und gesteht, dass ihm die bisherige Präsentation "einiges an Bauchschmerzen" bereitet habe. Aber nun seien sie endlich vorbei, die Zeiten, "in denen für viele Leute das attraktivste an der Porta der Blick nach draußen war".
Die "Inszenierung der Simeonsklause" hat die GDKE dem Basler Designer Christoph Stratenwerth (60) anvertraut. Resultat: eine mulitmediale Installation, die sieben Minuten lang in Wort und (aufs antike Gestein projizierte) Bild berichtet, wie das antike Stadttor im Mittelalter zum Ort der Heiligenverehrung wurde.
Die Inbetriebnahme war eines der beiden Highlights zum Abschluss der 2014 gestarteten Attraktivitätssteigerungs-Offensive, in deren Zuge auch die Kaiserthermen ein neues Infozentrum erhalten haben. Neben der Porta-Klause standen gestern die Barbarathermen im Blickpunkt. Über die Ruinenlandschaft des lange Zeit größten antiken Wellnesszentrums außerhalb Roms führt nun ein eintitts- und barrierefrei zugänglicher, mehr als 100 Meter langer Besuchersteg, ausgestattet mit neun Infostationen und ausgehend von einem Vorplatz, der dank dort ausgestellter Architekturfragmente wie ein Mini-Freilichtmuseum wirkt.
Ebenfalls neu: Antiken-Wein



Der von der Firma Trappen-Gerüstbau errichtete Steg und die von der Trierer Architektin Sabine Reiser (52) gestalteten Stationen und der Vorplatz werden wohl zum Dauerprovisorium. Eine Sanierung der Thermen-Reste plant Mainz aus finanziellen Gründen vorläufig nicht.
Immerhin gibt es nun und eine neue Einnahmequelle: GDKE und die Staatsweinbaudomäne Avelsbach haben einen neuen Antiken-Wein kreiert. Als "Aurea" (Die Goldene) wird der feinherbe Avelsbacher-Hammerstein-Riesling unter anderem bei der Tourist-Information und den Shops der Römerbauten und des Landesmuseums verkauft. Preis je Flasche: 6,60 Euro.