Viel Verkehr, viel Grün und liebe Nachbarn

Welche Themen liegen Ihnen in Kürenz am Herzen? Das haben wir die TV-Leser im Rahmen der neuen Serie TV-Stadtteiltour gefragt. Zwei Leserreaktionen hatten wir bereits im Blatt - heute folgen zwei weitere. Sie zeigen, wie intensiv sich die beiden Leser mit ihrem Stadtteil auseinandersetzen - in komplett unterschiedlichen Perspektiven. Josef Malat ist begeisterter Kürenzer und verfolgt das Geschehen im Stadtteil genau mit. Christel Maximini dagegen ist wegen der Verkehrsprobleme enttäuscht und denkt sogar an den Weggzug. Morgen folgt zum Abschluss der Stadtteiltour noch eine Bilderseite mit den schönsten Ecken des Stadtteils.

 Die Avelsbacher Straße in Trier-Kürenz ist für ihr hohes Verkehrsaufkommen bekannt. TV-Foto: Friedemann Vetter

Die Avelsbacher Straße in Trier-Kürenz ist für ihr hohes Verkehrsaufkommen bekannt. TV-Foto: Friedemann Vetter

Ich bin ja hier ein Zugezogener, obwohl ich nun schon 26 Jahre in meinem alten aber doch behaglichen Haus in Kürenz lebe. Unter anderem deshalb gehöre ich nicht zu den eigentlichen Insidern. Dennoch sind die Menschen, ich meine im Besonderen die Nachbarn, sehr freundlich zu mir, sie scheinen mich angenommen zu haben. Ein gutes Gefühl! Meine Nachbarin zur linken Seite, Frau Maria Erz wird in diesem Jahr schon 89 Jahre alt, und immer, wenn wir uns im Garten treffen, werkelt sie ein wenig gegen das Unkraut. Wir sprechen dann über den Zaun hinweg miteinander und dabei habe ich sie noch niemals jammernd oder gar mürrisch erlebt.Soziale Gemeinschaft ist stark

Im Gegenteil, bei jedem Treffen fällt irgendwann der Satz. "Ist das schön, dass wir das alles erleben dürfen." Obwohl ich das schon so oft gehört habe, bin ich dabei jedes Mal aufs Neue erfreut und beeindruckt. Eine wirklich positive Einstellung zum Leben! Und dieses Erlebnis steht stellvertretend für das nachbarschaftliche Verhältnis hier in der mittleren Domänenstraße. Ich kenne keine großen Geschichten, aber diese kleinen nachbarschaftlichen Gesten machen das Wohnen hier lebenswert.

Es ist etwas ruhiger hier geworden. Damit meine ich nicht den Verkehr, dazu später. Ich schreibe vom Gemeindeleben im (ehemaligen?) Pfarrheim und Jugendheim. Als ich vor 26 Jahren hierhin zog, war an Freitag- oder Samstagabenden nicht nur in diesem Jugendheim, sondern auch auf der Straße die "Hölle" los. (Aber eine fröhliche Hölle!) Neben den kleinen Ausschreitungen, die es manchmal infolge des Alkohols gab, hat mir das alles aber doch gefallen. Hier ging die Party ab, und die Jugend hatte einen Platz, wo sie sich austollen konnte.
Hauptproblem in Kürenz bleibt natürlich der Verkehr.

n den 90er Jahren habe ich selbst die erste Bürgerinitiative für eine Verkehrsberuhigung mitgegründet. Ohne Erfolg, wie wir alle wissen. Ich war damals auch sehr von den Verantwortlichen der Stadt enttäuscht, und ich erinnere mich, dass meine Wut über die Ignoranz der Problematik bei einer der doch zahlreichen Bürgerversammlungen, die wir zu diesem Thema organisiert haben und bei der auch hochrangige Vertreter der Stadt anwesend waren, derart anschwoll, dass ich die Versammlung vorzeitig mit folgenden lauten Worten verlassen habe: "Ihr wollt doch nur schönreden, ihr wollt doch gar nichts verändern." Damit habe ich natürlich auch nichts erreicht und irgendwann habe ich mich dann auch "resigniert" zurückgezogen.

Selbst mein Vorschlag, geschwindigkeitsanzeigende Bildschirme dauerhaft zu installieren (wie heute in beinahe jeder Gemeinde in Luxemburg oder Frankreich), wurde mit Kostenargumenten abgeschmettert. Und selbst dann, als ich mich bereitfand, private Sammlungen zu organisieren, um solche Geräte zu finanzieren, wurde ich mit Argumenten, an die ich mich heute nicht mehr erinnere, regelrecht abgewürgt. Dennoch muss ich sagen, dass durch unsere Initiative ein paar kleine Verbesserungen erreicht worden sind.Risse in den Wänden

Es gibt praktisch keinen Schwerlastverkehr mehr (die Domänenstraße hat keinen für einen Schwerlastverkehr ausgelegten Untergrund ). Das Zittern in den Häusern kann jeder spüren, selbst dann, wenn die Stadtbusse nicht selten mit mehr als 50 Kilometern pro Stunde hierdurchbrausen. Von den Rissen in den Wänden ganz zu schweigen. Hätte einer der entscheidenden Herren (Frauen waren keine dabei) in dieser Straße gewohnt, hätte sich sicher was geändert. Auch das versetzte Parken in der oberen Domänenstraße hat sich positiv ausgewirkt. Und nicht zuletzt die beiden Verengungen vor der Kirche haben das Tempo ein wenig gedrosselt.

In der unteren Domänenstraße befindet sich ein einsamer rot-weißer Markierungspfosten am Rande des dortigen schmalen Bürgersteigs. Die Pfosten können nicht viel kosten und wären sicher noch an vielen anderen Stellen hilfreich. Der größte Fehler, den ich noch als Mitglied des Ortsbeirats gemacht habe, war, dass ich nicht der Lösung der kleinen Umgehungsstraße von der Unterführung Wasserweg direkt an der Bahn und an der ehemaligen Backstube der Bäckerei entlang zum Aveler Tal hin zugestimmt habe.

Dieser Vorschlag kam damals im Rahmen der Vorbereitung der Landesgartenschau von der Stadt und wäre relativ schnell und bezahlbar durchzuführen gewesen. Ein paar Häuser wären davon tangiert gewesen, sicherlich bitter für die Betroffenen, aber ohne diese Lösung ist ein ganzer Stadtteil mit vielen Häusern und Menschen betroffen. Aber diese kleine Lösung wollten die Kürenzer nicht, jedenfalls nicht die Mehrheit im Ortsbeirat, und eine perfekte Lösung wird es nicht geben, jedenfalls nicht solange ich lebe. Diese Weitsicht fehlte damals, jedenfalls mir.

Die Diskussion um den Schulentwicklungsplan habe ich im TV aufmerksam verfolgt. Das Gebäude der Ambrosiusschule ist wirklich toll geworden. Dennoch bin ich über den Ablauf der Entscheidungsgeschichte empört, wenn er so abgelaufen sein sollte, wie es sich mir darstellt. Dieses riesige Gebäude war praktisch schon fertig saniert, als es um die Entscheidung der Zusammenlegung der Ambrosius-Grundschule mit der Kürenzer Grundschule - und auch die Martin Schule war ja noch im Gespräch - ging.

Das kann ja wohl kein wirklich entscheidungsfreier Prozess sein, wenn vorher durch dieses große sanierte Gebäude die entsprechenden Sachzwänge geschaffen worden sind. Auf mein Nachfragen in dieser Sache ist mir gesagt worden, dass diesbezüglich zwei unterschiedliche Dezernate zuständig sind. Gleich wie dem sei, diese Sache ist nicht richtig gelaufen. Dass Schulen zusammengelegt werden müssen, dafür kann man Argumente aufbringen. Aber dass die Kürenzer Grundschule daran glauben musste, obwohl sie in den Jahren davor aufwendig renoviert worden war, ist auch so eine Geldverschwendung und ist im Angesicht der Verschuldung unserer Stadt nicht zu begreifen. Solche Entscheidungsfindungen kann ein steuerzahlender Bürger nicht nachvollziehen, ich jedenfalls nicht. Ich hoffe nur, dass dieses Gebäude einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden kann.

Wie ich höre, gibt es mehr Bewerbungen auf Kitaplätze, als die Stadt anbieten kann. Eine Kita könnte ich mir in diesem Gebäude gut vorstellen. Und noch ein Wort zur Auflösung der Grundschule in Altkürenz. Wie kann man diese Entscheidung treffen, ohne an den Schulweg zu denken. Oder welche Lösung ist dafür anvisiert worden? Kinder zu Fuß dort hinzuschicken, wäre mehr als unverantwortlich. Ich empfehle Ihnen bei Ihrer Stadtteiltour den möglichen Schulweg einmal zu gehen. Ein Erwachsener ist schon froh, wenn er diesen relativ langen Tunnel passiert hat. Und Kinder in diesem Alter funktionieren nicht so, wie sich das Erwachsene wünschen oder wie sie es planen. Dieser Schulweg ist eine Katastrophe und ich weiß nicht, ob es Vergleichbares in Trier gibt. Ich hoffe, es wird eine befriedigende Lösung gefunden. Josef Malat

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