Viele Damen verderben den Brei

Trier · Vorsicht ist geboten bei gut gemeinten Beziehungstipps. Wie leicht Dinge außer Kontrolle geraten können, wenn man nur auf den ersten Anschein achtet, zeigt das neue Stück der "Spökes"-Theatergruppe der Volkshochschule. Am Samstag hatte "Hilfe Haremszone" aus der Feder von Leandra Chytra Premiere.

 Noch sind Liddi (Vicky Ueberholz) und Sweet Sunshine (Stephanie Erne, von links) gerührt von den männlichen Taktiken.

Noch sind Liddi (Vicky Ueberholz) und Sweet Sunshine (Stephanie Erne, von links) gerührt von den männlichen Taktiken.

Foto: (h_st )

Trier. Bei Aileen und Kevin kriselt es ganz gewaltig. Am Ende eines weiteren harten Arbeitstages kommt Aileen nach Hause und findet ihren arbeitslosen Mann Kevin in der halb verwahrlosten Wohnung wieder. Da bricht sich die Wut Bahn. Doch Aileens hysterisches Toben, energisch verkörpert von Rebecca Bläsing, dringt zu Kevin (Alexander Schlag) nicht durch - wichtiger als Haushaltsführung ist ihm seine Musik.
Voll guter Absichten greift eine ganze Schar Damen ins Geschehen ein, der titelgebende Harem ist rasch versammelt. Aileens Mutter predigt Liebe statt Krieg, immerhin ist sie Alt-Hippie. Wobei, das mit dem "Alt" hört sie gar nicht gerne und auch Bärbel möchte sie nicht genannt werden, sondern "Sweet Sunshine". Liebenswert, aber ein bisschen naiv - Stephanie Erne verleiht dieser Figur Charakter.
Bei der Einmischung der Mutter bleibt es nicht. So taucht Aileens Studienfreundin Liddi auf, der niemand übertriebene Zurückhaltung vorwerfen kann. Während sie in der einen Minute noch heult wie ein Schlosshund - sie hat sich gerade von ihrem Freund getrennt - strahlt sie in der nächsten über das ganze Gesicht. Liddi hat eine Präsenz, an der man kaum vorbeikommt. Vicky Ueberholz gibt der Rolle den nötigen Schwung und bringt sich auch bei einigen Gesangseinlagen voll ein.
Die Lage eskaliert, als die Truppe Hilfe für das Haushaltschaos bei der russischen Reinigungsfachkraft Olga (Tatjana Schlag) sucht. Denn nun dringt die Handlung auf die Straße.
Dort versammelt sich regelmäßig eine illustre Gruppe, allen voran die ehemalige Kommissarin Leni (Elli Körfer). Die ist zwar pensioniert, kann aber das Schnüffeln nicht lassen. Hellhörig schnappt sie Teile eines Gesprächs zwischen Olga und Liddi auf und zieht fatal falsche Schlüsse. Glaubt sie doch, einem Ring von Waffenschmugglern auf der Spur zu sein. Der Rest der Straßencrew trägt nicht zur Beruhigung bei. Die affektierte Ulrike von Bergmacher (Kirstin Mannhardt) weiß offenbar alles besser, sorgt aber keineswegs für Erhellung. Und vor dem Obdachlosenduo July (Katja Pavel) und Bolli (Bianca Ball) muss sich sogar das Publikum in Acht nehmen.
So wird der Zuschauer auf allerlei falsche Fährten gelockt. Beim überraschenden Finale haben selbst die Nachbarn (Pauline Tonner, Sandra Bettencourt, France de Chaignon) einen unerwarteten Auftritt. Die Premiere ist in doppeltem Sinne gelungen: Für viele der Darsteller war es nämlich ihre erste Bühnenvorführung überhaupt. ten
Extra

 Gegen Ende des Stücks gerät die Lage allerdings endgültig außer Kontrolle. Etliche Fraktionen mischen sich mit Waffengewalt ins Geschehen ein. TV-Fotos (2): Martin Recktenwald

Gegen Ende des Stücks gerät die Lage allerdings endgültig außer Kontrolle. Etliche Fraktionen mischen sich mit Waffengewalt ins Geschehen ein. TV-Fotos (2): Martin Recktenwald

Foto: (h_st )

Weitere Aufführungen von "Hilfe Haremszone" finden an den Samstagen 27. Februar, 12. und 19. März sowie 2. April statt, jeweils ab 20 Uhr im Raum 005 der Volkshochschule (VHS) am Domfreihof in Trier. ten

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