Viele Mauern und ein Todesfall

Fundgrube Herz-Jesu-Gelände: Dort, wo sich der Park des Krankenhauses befand, fördern Archäologen des Rheinischen Landesmuseums bei Ausgrabungen spannende Zeugnisse aus der Römerzeit zu Tage.

Trier-Süd. Die Reise in die Vergangenheit führt zurück bis in die Anfangsphase Triers. Eine Gewandspange und eine aus dem zweiten vorchristlichen Jahrzehnt stammende Bronzemünze sind die ältesten Fundstücke, die bislang auf dem Herz-Jesu-Gelände zutage kamen. Beides "augusteisch", also aus der Zeit des Kaisers Augustus, auf den die Gründung der Augusta Treverorum um 17 vor Christus zurückgeht. Dort, wo Ende des 19. Jahrhunderts das Herz-Jesu-Krankenhaus entstand, wohnten also schon römische "Ur-Trierer". Dieser Nachweis ist aber nur eine von vielen spannenden Erkenntnissen, die das Archäologenteam des Rheinischen Landesmuseums auf dem Ex-Klinik-Areal gewonnen hat. Gegraben wird dort bis Dezember mit finanzieller Unterstützung der Wohnungsbau und Treuhand AG (gbt), bevor deren "Herz-Jesu-Garten"-Projekt mit dem Bau von Reihen- und Mehrfamilienhäusern startet.Die gbt knüpft da an, wo die Römer vor 16 Jahrhunderten aufhörten. Seit dem Ende der Kaiserstadt Trier um das Jahr 400 "wohnte" niemand mehr auf dem Gelände zwischen Herz-Jesu-Kirche und Weidegasse. "Zum Glück für uns", freut sich Archäologe Joachim Hupe (42) über weitgehend unberührte Kulturschichten, aus denen sich die römische Siedlungskontinuität des Areals gut ablesen lässt. Bauten die ersten Trierer noch in Fachwerk-Ausführung, so folgte um 50 n. Chr. die aufwendigere Steinbebauung. Besonders eindrucksvoll sind die Reste eines Kellers aus dem 2. Jahrhundert, der immer noch über sein Gewölbe verfügt.

Skelett im Estrich gibt Rätsel auf

Um das Jahr 300 wurde kräftig um-, ausgebaut und neu gebaut - Folge des Aufstiegs Triers zur Kaiserstadt. "Die neuen Bewohner gehörten wohl der Militäraristokratie an", vermutet Archäologe Georg Breitner (39) aufgrund von Kleinfunden wie einem kostenbaren Gürtelbeschlag, der einem Offizier gehört haben dürfte.

Rätsel gibt ein in den spätantiken Estrich eingetieftes Grab auf. Das darin gefundene Skelett ist relativ gut erhalten. Weil datierbare Grabbeigaben fehlen, soll nun eine Spezialuntersuchung der Knochen Aufschluss über das Todesdatum bringen. Der oder die Tote vom Herz-Jesu-Garten war möglicherweise einer der letzten Bewohner. Nach der Römerzeit zerfielen die zwei- bis dreistöckigen Häuser; anschließend wurde das Areal bis in die Neuzeit agrarisch genutzt.

Viele seiner Geheimnisse wird das Herz-Jesu-Areal behalten. Das Landesmuseum gräbt lediglich auf zwei jeweils knapp 1100 Quadratmeter großen Teilflächen, auf denen Bodeneingriffe für mehrstöckige Häuser notwendig werden. Die künftigen Reihenhäuser an Weidegasse und Nikolausstraße werden ohne Keller gebaut.

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