Vielfalt als Bereicherung empfinden

Trier · Ein friedliches Miteinander unabhängig von der Religionszugehörigkeit: Wie das gelingen kann, ist Thema einer Podiumsdiskussion an der Universität Trier gewesen.

 Bischof Stephan Ackermann, der Präses des Zentralrats der Juden, Daniel Botmann, Pfarrer Stefan Mendling und der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, suchen nach Lösungsansätzen für die großen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Foto: Bistum Trier

Bischof Stephan Ackermann, der Präses des Zentralrats der Juden, Daniel Botmann, Pfarrer Stefan Mendling und der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, suchen nach Lösungsansätzen für die großen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Foto: Bistum Trier

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Trier. Terror, flüchtende Menschen und ein Aufschwung populistischer Bewegungen: Das sind nur einige der gesellschaftspolitischen Herausforderungen, denen die Welt sich aktuell zu stellen hat. Wo positionieren sich Religionsgemeinschaften in diesem Diskurs? Welche Lösungsansätze können sie bieten? Das haben Bischof Dr. Stephan Ackermann, Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, und der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden, Daniel Botmann, an der Universität Trier diskutiert. Veranstalter war das Ökumenische Institut für interreligiösen Dialog an der Uni Trier. Pfarrer Stefan Mendling moderierte die Veranstaltung. "Die Integration von Menschen in unsere Gesellschaft ist eine Mammutaufgabe, der sich alle stellen müssen - Staat und Zivilgesellschaft", sagte Botmann. Ein Erstarken des Rechtspopulismus helfe bei dieser Aufgabe nicht. Die Wahl von Donald Trump als nächstem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika habe dem Populismus Aufschwung verliehen.
"Dass Populisten in Europa angesichts des Wahlergebnisses jubeln, kann uns nicht kaltlassen", sagte Ackermann. "Da ist Verheerendes passiert", ergänzte Rekowski, "dass ganze Menschengruppen aufgrund ihrer Nationalität, Sexualität oder ihres Geschlechts im Wahlkampf diskriminiert wurden, ist nicht einfach wieder gutzumachen." Trotzdem plädierte Ackermann dafür, in Deutschland nicht in "unnötige Hysterie" zu verfallen. Gelassenheit gepaart mit Aufmerksamkeit laute die Devise.
Nichtsdestotrotz müsse man die Sorgen der Menschen ernst nehmen. "Die Globalisierung sorgt dafür, dass die Karten weltweit neu gemischt werden", sagte Rekowski. Die Menschen seien verunsichert, von wem die Macht ausgehe. "Sorge ist eine normale Reaktion auf diese Ungewissheiten." Gerade im Wahljahr 2017 müsse auf die Menschen eingegangen werden, die sich abgehängt und von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen fühlten. "Besonders Jugendliche dürfen nicht aufs Abstellgleis gestellt werden", sagte Botmann. Zu groß sei die Gefahr eines Abdriftens hin zu extremistischen Gruppen. Er forderte hier ein entschiedeneres Engagement von muslimischen Verbänden, von denen an diesem Abend kein Vertreter an der Diskussion teilnehmen konnte.
Mendling erinnerte daran, dass Religion selbst oft als Wurzel von Krieg und Terror wahrgenommen würde. "Wir dürfen Religionsfreiheit nicht nur für uns in Anspruch nehmen", sagte Rekowski. "Für ein friedliches Miteinander müssen wir sie auch allen anderen Religionsgemeinschaften zugestehen." Eine offene Gesellschaft geprägt von Vielfalt und Solidarität sei anstrengend, ergänzte Ackermann. "Uns diese Offenheit und eine gute Streitkultur zu bewahren, bedeutet Arbeit." Aber die Arbeit würde sich lohnen. "Ich bin zuversichtlich, dass wir einen Weg finden, Vielfalt als Bereicherung zu empfinden", sagte Rekowski. Auch Botmann blickte optimistisch in die Zukunft: "Angesichts der vielen positiven Entwicklungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte sollte die Hoffnung auf eine gute Zukunft zuletzt sterben." red

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