Viez-Jupp: Die Rückkehr der Vermissten

Zu meinen Stammtischbrüdern zählt Franz. Netter Kerl, arbeitet beim Stadtwerke-Verkehrsbetrieb. In den vergangenen Monaten hatte er sich sehr rar gemacht.

Beim geselligen Porzenstemmen fehlte er meist, auch beim letzten Eintracht-Heimspiel sah ich ihn nur von weitem. Er machte offensichtlich einen großen Bogen um mich. Jetzt tauchte er wieder am Stammtisch auf, richtig gut gelaunt. Das fand ich höchst verdächtig. Nach gutem psychosozialen Zureden meinerseits und der vierten 0,4-Liter-Portion unseres heiß geliebten Kaltgetränks taute er auf. Er habe sich geschämt. Und keinen Bock darauf gehabt, von mir wieder mit Häme übergossen zu werden. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren. Franz war für mich immer der nächstbeste Sündenbock, wenn es mal wieder nicht rund lief beim Stadtbusverkehr. Und in letzter Zeit lief es ja oft ziemlich unrund. Verspätungen, Ausfälle. Einmal hat mich ein Busfahrer doch glatt an der Haltestelle stehen lassen. Auch damit hab ich Franz aufgezogen. Irgendwie verständlich, dass er sich lange nicht hat blicken lassen.
Jetzt ist die Schämphase also vorbei. Aber warum bloß? Tja, meinte Franz, bald werde es wieder das elektronische Fahrgastinformationssystem an den Haupt-Haltestellen geben. Stimmt, so was gab es früher einmal. Bis die Tafeln erst falsche Infos anzeigten und im Herbst 2012 komplett den Geist aufgaben. Seit Frühjahr 2013 kündigen die Stadtwerke alle paar Wochen den Neustart an. Jetzt soll es so weit sein? Ja, ja, versicherte Franz, wir nehmen nach umfangreicher Modernisierung die Infotafeln nach und nach wieder in Betrieb. Ist ja zugegebenermaßen einerseits gut, wenn die peinliche Desinformationsposse endlich vorbei ist. Andererseits schlecht für mich: Ein Thema weniger, über das ich maulen kann. Prost!

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