Viezjupp schreibt über die Konstantin-Disco

Trier mag das älteste katholische Bistum Deutschlands sein. Doch am Reformationstag haben die Protestanten gezeigt, wie es gehen kann. Die haben aus der Konstantin-Basilika eine richtige Disco gemacht. So mit buntem Licht und tollen Effekten. Womit bewiesen wäre, dass eine Kirche mehr sein kann als mein Warteraum vor dem sonntäglichen Viez-Frühschoppen.

Die Katholiken tun sich mit ihren Kirchen etwas schwerer. Von denen haben sie in der Stadt inzwischen zu viele angesichts der Zahl der Pastöre und der Gottesdienstbesucher. Die Pfarrkirche Christi Himmelfahrt in Ehrang ist profaniert, ebenso wie Maria-Königin in Pallien. Paulus ist marode, Heiligkreuz wohl ein teurer Sanierungsfall und so weiter. Was aus den Kirchengebäuden werden soll, weiß niemand so recht. Da ist die Idee mit der Disco doch gar nicht so schlecht. Um die Würde des Raums zu gewährleisten, kann das Bistum ja die Betreiber verpflichten, stündlich einen gregorianischen Choral zu spielen. Maria Magdalena von Sandra für die Oldie-Disco tut's auch zur Not. Oder aus dem Gotteshaus wird ein Genusstempel. Zwingender Bestandteil der Speisekarte sind dann Jakobsmuscheln und Christstollen.Wie, umnutzen geht nicht? Und schon gar nicht in Trier? Sicher doch! St. Maximin beispielsweise war früher eine Abteikirche und dient heute unter anderem als Turnhalle. St. Gervasius in der Neustraße ist Aula des Angela-Merici-Gymnasiums. Und was ist mit der Porta Nigra? Zwischendurch war das einmal eine Doppelkirche, St. Simeon genannt. Und heute? Touristenmagnet. Wenn man da jetzt noch ein paar Lampen und Lautsprecher aufhängt, wäre die Disco perfekt. Und ich müsste keine Angst haben, dass mir irgendjemand mal meinen Warteraum vor dem sonntäglichen Viez-Frühschoppen unterm Hintern umnutzt.

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