Villa Abenteuer

TRIER/BRAUNSHAUSEN. "Aktivferienfreizeit" im Turnerheim des Saarländischen Turnerbundes in Braunshausen: 32 Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren fuhren mit acht Betreuern für fünf Tage weg. Für die Teilnehmer, die in der Villa Kunterbunt in Trier betreut werden, standen Klettern, Kanu fahren, Sommerrodeln und Mountainbiken auf dem Programm.

Das klingt alles normal. Doch in einem Punkt unterschied sich die Gruppe von anderen. Jeder Teilnehmer leidet an einer chronischen Krankheit: Viele haben Diabetes, einige Mukoviszidose und Asthma, andere Stoffwechsel-Erkrankungen oder Rheuma, oder sie hatten Krebs. Betreut werden sie in der Villa Kunterbunt der Krankenanstalt Mutterhaus der Borromäerinnen. Und sie alle wollten, ihren Handycaps zum Trotz, auf dieser Freizeit genauso viel Spaß haben, wie "gesunde” junge Menschen. Am ersten Tag suchten die Jugendlichen mit Forstwirtschaftsmeister "Andi” im nahen Wald nach Tierspuren und lernten, Laubhütten zu bauen und Feuer anzufachen. Nach einer unruhigen Nacht ging es im Hochseilgarten in Theley weiter. Drei Trainer vom Erlebnispädagogischen Zentrum Saar (EPZ) hatten dort vier Kletterhighlights aufgebaut. Von den angehenden Kletterern war viel Mut und Geschicklichkeit gefordert: Es galt, meterhohe Leitern zu erklimmen, klaffende Abgründe zu überqueren und vor allem, beim Sprung in den "Pamper Pole” der Sicherungsmannschaft das eigene Leben anzuvertrauen. Am Abend mobilisierte die Gruppe ihre letzten Kräfte für eine Nachtwanderung, die mit unheimlichen Gruselgeschichten endete. Ihren dritten Tag verbrachten die Teilnehmer auf dem Bostalsee in Kanus oder Kajaks. Vor allem bei der 5,5 Kilometer langen Seerundfahrt waren erneut Kraft und Geschicklichkeit gefragt. Den Abend ließen die erschöpften Seefahrer gemütlich am Lagerfeuer ausklingen. Erholung und Spaß versprach der Donnerstag dem Teil der Gruppe, der das Schaumbergbad in Tholey besuchte - Fun und Action denen, die lieber Mountainbiken gingen. Bei der Rückfahrt sah man genau, wer was unternommen hatte - die Radfahrer waren alle müde, die Schwimmer hingegen ausgeruht und völlig entspannt. Das abendliche Grillen genossen jedoch alle in vollen Zügen. Die Mitglieder des Vereins "Von Betroffenen für Betroffene" aus Burgen bei Bernkastel-Kues, deren finanzielle Unterstützung das Projekt erst möglich machte, waren eingeladen. Nach der Abschlussrunde mit EPZ-Trainer Christoph Paul saß die Gruppe zum letzten Mal gemütlich am Lagerfeuer zusammen - und einigen gefiel es dort so gut, dass sie die Nacht mit Schlafsack und Isomatte am Feuer verbrachten. Nach diesem Höhepunkt fiel es allen umso schwerer, sich am letzten Tag voneinander zu verabschieden und ins "normale” Leben zurückzukehren. Mirjam Eiswirth aus Schönecken ist 14 Jahre alt. Mit fünfeinhalb Jahren wurde bei ihr die Diagnose Diabetes gestellt. In der Villa Kunterbunt finden sie und ihre Familie seitdem Unterstützung und Betreuung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort