Villa Mentis: Bauherrin meldet Insolvenz an

Schweich/Trier · Andreas Knaf, Vorstandschef der Wohnungsbaugenossenschaft Villa Mentis, hat für seine Firma Insolvenz angemeldet. Handwerker, die an einer Wohnanlage für Senioren in Schweich mitgebaut haben, machen Forderungen von fast einer Million Euro geltend.

 Die Wohnanlage Villa Mentis in Schweich mit ihren fünf Gebäuden (rechte Bildhälfte) ist größtenteils fertiggestellt. Nun hat die Baugenossenschaft Insolvenz angemeldet. TV-Foto: Portaflug Föhren

Die Wohnanlage Villa Mentis in Schweich mit ihren fünf Gebäuden (rechte Bildhälfte) ist größtenteils fertiggestellt. Nun hat die Baugenossenschaft Insolvenz angemeldet. TV-Foto: Portaflug Föhren

Foto: (h_tl )

Schweich/Trier. Bis vor Kurzem schien alles in bester Ordnung zu sein. Die barrierefreien Eigentumswohnungen am Rande des Schweicher Neubaugebiets Ermesgraben ließen sich bereits in der Bauphase blendend vermarkten. Und das trotz der hohen Schweicher Immobilienpreise. Als der TV vor wenigen Wochen den Initiator des Projekts und Vorstandsvorsitzenden der Wohnungsbaugenossenschaft Villa Mentis eG, Andreas Knaf, bei einem Rundgang durch die Anlage begleitete, dozierte der gebürtige Eifeler über seine Firmenphilosophie. Der Slogan heißt "Miteinander leben - Füreinander da sein." Man wolle dem veränderten Anspruch an Wohnbedarf und Lebensqualität im Alter Rechnung tragen, sagte Knaf. Am vergangenen Montag folgte dann der Gang zum Amtsgericht Trier. Dieses hat gestern Rechtsanwältin Christine Frosch aus Trier zur vorläufigen Insolvenzverwalterin bestellt.

Die Insolvenz hatte sich abgezeichnet. Knaf bestellte am Mittwoch vergangener Woche die Handwerksfirmen - sie kommen überwiegend aus Trier und der Region Schweich - zu einem Treffen und schlug einen Schuldenschnitt vor. Die Firmen sollten auf 70 Prozent ihrer Forderungen verzichten. Dann könne er möglicherweise eine Insolvenz abwenden, so Knaf. Bis zu diesem Zeitpunkt lagen der Wohnungsbaugenossenschaft Handwerkerrechnungen über 928 000 Euro vor. Einem Estrichleger stehen noch 55 000 Euro zu, einer Fensterfirma 65 000 Euro, einem Malerbetrieb 43 000 Euro. Zwei Dachdeckerfirmen schuldet die Bauherrin über 100 000 Euro.

Nur wenige Firmen hätten dem Schuldenschnitt und damit der Aussicht, eventuell noch 30 Prozent ihrer Forderungen zu bekommen, zugestimmt. Das sagt ein betroffener Firmenchef, der namentlich nicht genannt werden möchte. "Einige Handwerker ließ man bis auf den letzten Tag schaffen, das war kein feiner Zug", ärgert sich der Mann. Dass die Bank nicht mehr mitspiele, sei absehbar gewesen. Zwei Firmenchefs legten Knaf schriftlich dar, warum sie den Schuldenschnitt nicht mitgemacht haben: Die Bauherrin lege keinen Zahlungsplan offen, auch gebe es keinen Abwicklungsplan für die Rest arbeiten. Wie solle die Gläubigergemeinschaft mit den gleichen Personen vertrauensvoll weiterarbeiten, die diese missliche Lage herbeigeführt haben, heißt es in dem Brief. Ein anderer Firmeninhaber moniert, dass die Käufer der Wohnungen nicht ins Boot genommen werden. Wenn diese einen Aufschlag zahlten, könnte die Quote für die Handwerker verbessert werden.

Er habe das Ziel, weiterzubauen und das Projekt fertigzustellen, sagt Knaf. Die Bank sei bereit, "Geld in die Hand zu nehmen". Die Wohnungskäufer will der Investor "von Konsequenzen freihalten". Dass dauernde Änderungswünsche Knafs und der Einsatz höherwertiger Materialien für die prekäre Finanzsituation mitverantwortlich seien, wie einige Handwerker behaupten, weist der Beschuldigte von sich. "Die Dinge sind am Anfang falsch gemacht worden, mehr kann ich dazu jetzt nicht sagen."Extra

 Andreas Knaf, Vorstandschef der Baugenossenschaft Villa Mentis, vor der Wohnanlage in Schweich. TV-Foto: Albert Follmann

Andreas Knaf, Vorstandschef der Baugenossenschaft Villa Mentis, vor der Wohnanlage in Schweich. TV-Foto: Albert Follmann

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Die Baugenossenschaft mit Sitz in Trier wurde 2010 eigens zur Realisierung einer Wohnanlage in Schweich gegründet. Die Anlage mit 45 seniorengerechten Eigentumswohnungen von 47 bis 109 Quadratmetern Größe soll elf Millionen Euro kosten. Ein Gebäude für neun Mietwohnungen und eine Wohngemeinschaft, in der acht Menschen mit erhöhtem Betreuungsbedarf leben sollen, gehört Vorstandschef Andreas Knaf selbst. Es soll drei Millionen Euro kosten. Andreas Knaf ist auch an Gesellschaften der Windkraft- und Energiebranche beteiligt. In der Phase der Projektumsetzung tritt die Villa Mentis Wohnungsbaugenossenschaft als Bauherrin auf. Ihr obliegen die Vorfinanzierung des Projekts und der Verkauf der Wohnungen. Sie tritt als Vertreterin der Wohnungseigentümergemeinschaft auf und ist Gewährleisterin für eventuelle Baumängel. In den ersten drei Jahren ist die eG auch Wohnungsverwalterin. alf

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