Virtuos, souverän, schillernd

TRIER-SÜD. (red) Mit einem nicht alltäglichen Programm gastierten die Organisten Slawomir Kaminski, Professor für Orgel an der Musikakademie in Poznan (Polen), und der Mettlacher Kirchenmusiker Krystian Skoczowski. Eingeladen hatten der Orgelbauverein Herz Jesu und die Deutsch-Polnische Gesellschaft Trier in der Trierer Herz-Jesu-Kirche.

Eingerahmt wurde das Konzert von den Brandenburgischen Konzerten Nr. 2 und 3 von Johann Sebastian Bach nach der Bearbeitung für Klavier zu vier Händen von Max Reger. Durch die transparent-klare Registrierung und die technisch souveräne und musikalisch lebendige Interpretation des Duos wurden beide Werke zu einem unbekümmert-frohsinnigen Hörerlebnis an diesem Abend. Und auch die beiden Mozart-Werke (Variationen G-Dur und Adagio h-Moll) versprühten bei aller künstlerischen Ernsthaftigkeit eine ungetrübte Freude am Zusammenspiel der beiden Organisten. Im Zentrum des Abends aber stand das Konzert Nr. 2 in a-moll des polnischen Komponisten Feliks Nowowiejski (1877-1946). Slawomir Kaminski zeigte sich als hoch virtuoser Gestalter, der durch eine differenziert-farbige Registrierung die zuweilen eigenwillige, durch altertümliche Kanten geprägte Klangästhetik dieses hier zu Lande noch wenig bekannten Komponisten hervorragend auf die Sebald-Orgel der Herz-Jesu-Kirche zu übertragen verstand. Nicht die "scholastische" Polyphonie eines Max Reger stand bei diesem Werk Pate, sondern die französische Sinfonik eines Louis Vierne mit ihrer orchestralen Klanglichkeit, die von schillernden Farbkontrasten ebenso lebt wie von dynamischen Entwicklungen. Insgesamt war es ein qualitativ hochwertiger Orgelabend, der sich allein schon durch die Programmzusammenstellung wohltuend vom ansonsten gängigen Repertoire abhob. Auch der erneut ins beste Licht gerückte Klangcharakter der großen Sebald-Orgel zeigte, dass die angestrebte Renovierung dieses Instrumentes ein lohnenswertes Projekt für die Trierer Orgellandschaft ist. Darüber hinaus ist sie unverzichtbar für die kulturelle Belebung des Stadtteils.

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