Völlig von der Rolle

Popcorn, eine Limo, ein gemütlicher Sessel, und schon kann er losgehen, der Kinofilm. Aber wie kommt der Film auf die Leinwand? Lucky hat sich das im Cinemaxx in Trier mal genauer angeschaut.

Trier. Ein kleines Fenster ist in jedem Kinosaal. Doch das Fenster führt nicht nach draußen, sondern in einen großen Raum hinter dem Kino: den Vorführraum. Hinter jedem Kinosaal im Trierer Cinemaxx ist ein solcher Raum.

Ein riesiger Apparat mit vielen Rollen und Spulen steht dort vor dem rechteckigen Fenster: der Filmprojektor. Ohne ihn könnte kein Film zu sehen sein. Denn im Kino werden nicht einfach DVDs in einen Player geschoben, sondern die Filme kommen von großen Filmrollen aus Plastik. Die muss sich das Kino von einem Filmverleih borgen, denn kau fen wäre zu teuer. Die haben ganz viele Kopien von Filmen, die sie an die Kinos verleihen. Das ist nicht kostenlos. Das Kino muss ungefähr die Hälfte vom Preis aller für den Film verkauften Eintrittskarten dafür bezahlen.

Meterlange Rollen und ein Tellerturm



In großen Kartons werden die Filme zum Kino geliefert. In jedem sind mehrere runde Dosen mit einem Stück Filmrolle drin. Man nennt die einzelnen Stücke "Akt". Jeder Akt dauert 22 Minuten, und die Filmrolle ist etwa 600 Meter lang.

Der Film ist also noch nicht fertig, wenn er zum Kino kommt. Deshalb gibt es im Cinemaxx Steffen Grießl. Er ist von Beruf Filmvorführer. Seine Arbeit ist es, unter anderem Kinofilme zusammenzuschneiden. Oder besser gesagt zu kleben. Denn die einzelnen Akte werden mit Klebeband in einer speziellen Maschine zusammengeklebt. Dabei muss Steffen Grießl genau aufpassen, dass er die Filmstücke an der richtigen Stelle zusammensetzt. Gar nicht so einfach.

Aber das war noch lange nicht alles. Schließlich fehlen noch Werbung und Vorschau. Die gehört ja im Kino dazu wie Popcorn. Auch die muss der Filmvorführer sorgsam zusammensetzen. Und in einer bestimmten Reihenfolge. Zuerst die Werbung, dann die Vorschau und zum Schluss der Film.

Fertig? Nein, noch lange nicht. Denn der Film muss ja noch irgendwie auf die Leinwand. Dafür wird er auf einen großen Turm gelegt. Dieser besteht aus riesigen Tellern, die im Abstand von knapp einem Meter übereinandergestapelt sind. Steffen Grießl legt eine Halterung auf den oberen und den mittleren Teller. Auf den oberen Teller kommt dann die riesige fertige Filmrolle. Vorsichtig zieht er den Anfang des Films über verschiedene Rollen bis hin zu einem großen Kasten - dem Projektor. Der sorgt dafür, dass der Film später im Kinosaal zu sehen ist. Und dann wird es kompliziert. Steffen Grießl muss den Film durch Rollen mit Zahnrädern fädeln, damit er richtig abgespielt wird. Und damit später nicht das ganze Band auf dem Boden liegt, klemmt er den Anfang der Rolle auf eine Spule auf dem zweiten Teller. Dort wird der Film wieder aufgewickelt, damit er bei der nächsten Vorstellung wieder angeschaut werden kann.

Jetzt geht es los. Ein Knopfdruck, und der große Projektor fängt an zu brummen. Die Spulen setzen sich in Bewegung. Rasend schnell läuft das Filmband über die Rollen. Eine riesige Glühbirne am Projektor strahlt den vorbeilaufenden Film an. Ihr Lichtschein fällt durch das Fenster in den Kinosaal. Und schwupps! flimmern die ersten Bilder wie von Zauberhand über die Leinwand. Extra Das Wort Kino kommt von "Kinematograph", das ist ein Filmapparat. Den haben zwei Franzosen 1892 erfunden, die Brüder Lumière. Dieser Apparat konnte einzelne Bilder aufnehmen und sie nacheinander wiedergeben. Bald wurden noch andere Vorführapparate gebaut. Und die ersten Filme wurden produziert, verkauft und zum Beispiel auf Jahrmärkten gezeigt. Diese Filme waren sehr kurz, in Schwarz-Weiß und ohne Ton. Denn der Tonfilm war noch nicht erfunden. Um immer neue Filme zu zeigen, wurden die Filme nicht mehr verkauft, sondern verliehen. So kam es dazu, dass 1906 die ersten richtigen Kinos entstanden. Sie hießen Ladenkinos. In diesen konnten viele verschiedene Filme gezeigt werden. Im Laufe der Zeit wurden die Filme immer länger und die Kinos immer größer, so wie wir es heute kennen. (cju)

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