Vogel trifft Ameisenbär

Sie sind rund, bunt und irgendwie nicht von dieser Welt: Seit über zehn Jahren entstehen im Atelier Frauke Güntzel kunstvolle Keramikfiguren. Das Material ist kein Zufall - nirgendwo sonst ließen sich Elemente der Plastik und der Malerei besser in Einklang bringen, sagt Güntzel

 Humoreske Figuren: Im Atelier von Frauke Güntzel entsteht kunstvolle Keramik. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Humoreske Figuren: Im Atelier von Frauke Güntzel entsteht kunstvolle Keramik. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Trier. Manche Menschen haben sprichwörtlich eine Leiche im Keller, sie hat dort einen Brennofen für Keramik: Die Figuren von Frauke Güntzel entstehen komplett in Handarbeit, von der ersten groben Modellierung des nassen Tons bis hin zum Ausbrennen und Bemalen. Rundlich und bunt sind sie, die Figuren, ob Vogel, Schildkröte oder Ameisenbär. "Der Stil hat sich im Laufe der Jahre so entwickelt", sagt die gebürtige Triererin über ihre Arbeiten. Ausgebildet wurde sie an Keramikfachschulen in Luxemburg und Höhr-Grenzhausen, anschließend studierte sie in England Kunst. Vier Jahre betrieb sie nach dem Studium ein eigenes Atelier in der englischen Grafschaft Surrey, danach zog es sie zurück in ihre Geburtsstadt. Seit 1994 betreibt sie ihr helles Atelier in der Speestraße in Trier-Süd.

"Keramik ist unkompliziert, man kann sehr leicht plastisch arbeiten und durch den Farbauftrag auch Elemente der Malerei integrieren", sagt Frauke Güntzel. Knallig bunt sollen ihre Skulpturen aber nicht sein, sie schätzt mehr die erdig-pastelligen Farben. "Die humoresken Aspekte der Figuren spielen eine wichtige Rolle, sie sind aber nicht zentral", sagt sie über die Heerschar an Fischen, Vögeln und Ameisenbären, die in ihrem Atelier stehen. Wenige Tage braucht sie für eine kleine Arbeit, ein größeres Werk kann schon mal mehr als eine Woche Arbeit bedeuten. "Die Fertigung erfolgt aber Stück für Stück, ich arbeite also immer nur an einer Skulptur."

Nebenbei entsteht im Atelier von Frauke Güntzel auch Gebrauchskeramik - Tassen, Schalen, Gefäße. Die Skulpturen hingegen sind zwar hohl, eine Funktion haben sie aber nicht. "Sie sind zur Dekoration gedacht, egal, ob draußen oder drinnen", sagt sie.

In mehreren Ausstellungen konnte sie ihre Werke schon zeigen, besonders während der Landesgartenschau in Trier vor fünf Jahren und im Rahmen einer Gruppenausstellung in der Trierer Tuchfabrik vor wenigen Monaten. Dennoch: "Es ist im Moment nicht einfach, als Künstler zu leben. Die Wirtschaftskrise hat auch den Effekt, dass die Menschen weniger für Kunst ausgeben."

Der Fröhlichkeit ihrer Figuren tut das keinen Abbruch, regelmäßig steigen neue Wesen aus der Tierwelt aus dem Brennofen im Untergeschoss und warten auf ihr buntes Kleid.

Das Atelier in der Speestraße 15 in Trier kann nach Voranmeldung besichtigt werden: Telefon 0651/45854. Am 26. Juli findet darüber hinaus von 14 bis 19 Uhr ein Tag der offenen Tür statt.

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