Volksfest ohne Chance

Trotz allerlei Wetterunbilden und manchen Lästereien gehörte das Europa-Volksfest im Frühjahr zu den fest etablierten Veranstaltungen im Kalender der Stadt Trier. Jetzt ist seine Zukunft ungewiss.

 In der Zwickmühle: Riesenräder verstoßen gegen Auflagen, sind aber fürs Schausteller-Geschäft unentbehrlich. Foto: TV-Archiv/Roland Morgen

In der Zwickmühle: Riesenräder verstoßen gegen Auflagen, sind aber fürs Schausteller-Geschäft unentbehrlich. Foto: TV-Archiv/Roland Morgen

Trier. "Ein großes Volksfest mit überregionaler Ausstrahlung" - das erhoffte sich der damalige Oberbürgermeister Helmut Schröer, als man im Herbst 1993 im neu angelegten Messepark in den Moselauen zum ersten Mal das "Europa-Volksfest" startete. Weit über 200 000 Besucher kamen zur Premiere, und sie blieben für ein paar Jahre als Stammpublikum, auch als man auf das Frühjahr wechselte. Später halbierte sich die Besucherzahl etappenweise, und immer mal wieder stöhnten die Betreiber der Fahrgeschäfte über zurückgehende Umsätze. Regelmäßige Proteste

Dazu kamen regelmäßige Proteste benachbarter Anlieger wegen Lärmbelästigung. "Immer wieder wurden unsere Aktivitäten durch Einsprüche erschwert", heißt es beim Schausteller-Unternehmen Bruch. Im Vorfeld der Veranstaltung 2008 seien nun "erneute Forderungen erhoben sowie rechtliche Schritte eingeleitet worden". Müsse man sich an die entsprechenden Auflagen halten, sei "ein Volksfest mit überregionaler Ausstrahlung unmöglich". Konsequenz: Die Bruchs steigen aus.Zum Bedauern der Stadt, wie Ralf Frühauf vom Presseamt versichert. Man habe "über viele Jahre vertrauensvoll zusammengearbeitet". Aber die Stadt habe nach schalltechnischen Untersuchungen aufgrund von Beschwerden aus der nahe gelegenen Lambertistraße die bisherige Aufstellung vor allem der großen Fahrgeschäfte moniert. Diese "geänderten Rahmenbedingungen" habe der Veranstalter nicht akzeptiert. Beide Seiten sind sichtlich bemüht, kein Öl ins Feuer zu gießen. Immerhin muss man ja beim erfolgreichen Weihnachtsmarkt weiterhin kooperieren. Aber ohne angemessen präsentierte Achterbahnen, Riesenräder oder Wildwasserbahnen ist, daran lässt Bruch keinen Zweifel, das bisherige Konzept des Jahrmarkts nicht mehr zu halten. Die Bruchs haben sich sogar bereit erklärt, "aufgrund der jahrzehntelangen Zusammenarbeit mit der Stadt" einem möglichen Nachfolger beratend zur Seite zu stehen. Freilich werde dem nichts anderes übrig bleiben, als die Veranstaltung neu zu konzipieren. So sieht das auch Frühauf. Es gebe einen Interessenten, der mit einer "etwas veränderten Ausgestaltung eventuell einspringen will". Das klingt eher vage - zumal angesichts der Kürze der verbleibenden Zeit bis zum vorgesehenen Start-Termin am 1. Mai, der in allen überregionalen Veranstaltungskalendern groß angekündigt wird. Die Ära der großen Volksfeste scheint in Trier fürs Erste vorbei. Meinung Notlösungen bringen nichts Egal wie einem das Europa-Volksfest in den letzten Jahren gefallen hat: Es wäre traurig und provinziell, wenn große, außenwirksame Veranstaltungen in Trier künftig an Lärmschutz-Einwänden scheitern würden. Das Altstadtfest könnte als nächstes dran sein. Klar ist aber auch: Das Europa-Volksfest in den Moselauen hat nur einen Sinn, wenn es keine Peter-und-Paul-Messe wird. Ohne große, spektakuläre Fahrgeschäfte wird sich für einen Rummelplatz in diesem nüchternen Ambiente niemand interessieren. Dann lässt man es besser ganz.Das aber wäre fatal für den ohnehin angeschlagenen Messepark, dem nach der Moselland-Ausstellung nun das zweite Aushängeschild abhanden kommt.Bei der MA ist es bislang nicht gelungen, mit "Notlösungen" neue Akzente zu setzen. Hoffentlich wird das Volksfest nicht ebenfalls zu einer Dauer-Baustelle. Die Stadt muss handeln. d.lintz@volksfreund.de

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