Vollblut-Boxer und Stehauf-Männchen

Der Boxsport hat Peter Stockreiser gelehrt, sich im Leben niemals geschlagen zu geben. Seinen ersten Amateur-Kampf bestritt er mit 13 Jahren. Es folgten weitere 167 Fights und zahlreiche Titel. Heute leitet der 48-Jährige die Boxabteilung des Trierer Polizei-Sportvereins und arbeitet dort als Trainer.

 25 Jahre Boxen: Im Training gibt Ex-Boxer Peter Stockreiser (rechts), hier beim Sparring mit Schüler Yangos Sivitanidis, seine Erfahrungen an die nächste Generation weiter. TV-Foto: Christa Weber

25 Jahre Boxen: Im Training gibt Ex-Boxer Peter Stockreiser (rechts), hier beim Sparring mit Schüler Yangos Sivitanidis, seine Erfahrungen an die nächste Generation weiter. TV-Foto: Christa Weber

Trier. Schon als kleiner Junge träumte Peter Stockreiser vom Ring. Er wollte boxen wie sein Vater Nikolaus und die Trierer Legende Jupp Frankreiter. "Mit elf nahm mein Vater mich zum ersten Mal mit zum Training", erzählt Stockreiser.

Von da an fuhr der junge Boxer dreimal pro Woche mit dem Fahrrad von Longuich nach Trier zum Polizei-Sportverein (PSV). "Das Training war hart", erinnert er sich, "drei Stunden Vollgas pro Abend." Der Lohn: Schon im zweiten Amateur-Kampf wird Stockreiser Rheinland-Meister im Halbmittelgewicht. Diesen Titel erkämpft er weitere 17 Mal, wird mehrfach Südwest-Meister. 1988 feiert er seinen größten Erfolg: Deutscher Meister im Schwergewicht.

Schicksal: Erst Auto-Unfall, dann Schlaganfall



Das Boxen hat Peter Stockreiser nicht nur sportliche Erfolge beschert. Nach einem schweren Autounfall 1981 lautete die Diagnose des Arztes: Nie wieder Boxen. Davon habe er sich aber nicht entmutigen lassen. "Ich wollte nicht aufgegeben." Schon ein Jahr später stand das "Stehauf-Männchen" wieder im Ring. Noch als aktiver Boxer begann Stockreiser seine Trainer-Laufbahn beim PSV. Bis 1996 boxte er weiter. Den Ring verließ er mit 38 Jahren und 120 Siegen, davon 98 durch K.O.

Im Sommer 2002 erlitt der Boxer einen Schlagfall und stürzte in eine schwere Krise. Doch das Boxen gab ihm neue Lebenskraft. "Mein Sport hat mir da raus geholfen", sagt er heute. Beim Boxen habe er "allen Frust raus gelassen". Seit 2004 leitet Stockreiser Anti-Aggressions-Trainings mit Suchtpatienten, Mobbing-Opfern und hyperaktiven Kindern aus dem Trierer Mutterhaus. "Das Boxen hilft den Patienten, genauso wie es mir damals geholfen hat."

Will seinem Sport "etwas zurückgeben"



Derzeit baut Stockreiser eine neue Wettkampf-Staffel auf. So hart wie er damals trainiere heute jedoch kaum ein Boxer: "Es fehlt ihnen oft der Ehrgeiz, sich durchzubeißen." Das Boxen werde in der Region nicht genug gefördert, klagt er.

Zu seiner aktiven Zeit trainierte Stockreiser mit Sven Ottke, traf die Klitschkos beim Länderkampf in Konz. "Die waren alle hier als Amateure", betont er. Für solche Wettkämpfe fehlten heute die Sponsoren, die Zuschüsse für den Verband seien "viel zu gering". "Ich stecke all mein Taschengeld und meine Energie in den Verein", erklärt der Boxer. Schließlich wolle er seinem Sport "etwas von dem zurückzugeben", was er ihm selbst verdankt.

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