Volle Kraft voraus

Trier · Mit der Kanalisierung der Mosel vor 50 Jahren begann eine neue Ära für die Schifffahrt

Der 17. Oktober 1956 war ein denkwürdiger Tag für die Moselschifffahrt. Die Bundesrepublik Deutschland, Luxemburg und Frankreich unterzeichneten in Luxemburg das internationale Abkommen über den Ausbau der Mosel zur Großschifffahrtsstraße. Acht Jahre später waren die Arbeiten abgeschlossen, und Großherzogin Charlotte von Luxemburg, Staatspräsident Charles de Gaulle und Bundespräsident Heinrich Lübke gaben die Mosel für den Verkehr frei.

Schon frühzeitig hatte das einzige Schiffbauunternehmen an der Mosel, die Schiffswerft Boost in Trier, auf die veränderten Bedingungen reagiert. Insbesondere als Frankreich 1950 begann, sich verstärkt für die Kanalisierung einzusetzen, entschloss sich Hans Boost, am heutigen Standort im Trierer Norden eine neue Werft zu bauen. Dreißig Jahre zuvor, im Jahre 1920, hatte Boost das Unternehmen als Schlosserei im Süden von Trier gegründet. Einige Jahre später gliederte er dort eine kleine Schiffswerft an, und bis 1949 wurden hier insgesamt 27 Moselfähren, Kies- und Fährnachen und im weiteren Motorboote und Baggermaschinen gebaut. Mit Beginn der Kanalisierungsarbeiten1956 konnten somit auch erforderliche große Reparaturen an den Schiffen und Spezialgeräten vor Ort durchgeführt werden. Seit der Fertigstellung des Moselausbaus im Jahre 1964 wurden bis heute insgesamt über 3500 Schiffe am Zurmaiener Ufer repariert und umgebaut.

Mehr als 650 Wasserfahrzeuge aller Art entstanden seitdem „Made in Trier“, wobei über 80 Prozent der Schiffe weltweit exportiert werden.

Sicherung des Standortes Trier

Die Sicherung des Produktionsstandortes Trier, insbesondere während der Werftenkrise Anfang der 90er-Jahre war für die Schiffsbauingenieure Ernst-Eugen Boost und seinen Sohn Rüdiger immer ein zentrales Anliegen. Mit einer hohen international konkurrenzfähigen Schiffbauqualität und dem Maschinen- und Stahlbau als zweiten Unternehmensschwerpunkt hatten sie hier die Voraussetzungen für den unternehmerischen Erfolg geschaffen. Der Stapellauf des Binnenmotorgüterschiffes „Lutin“ im Jahr 2005, mit einer Länge von 135 Metern das größte bisher in Deutschland gebaute Schiff dieser Art, dokumentiert dieses eindrucksvoll.

Die Überführung eines Schiffes mit solchen Abmessungen wäre bis zur Kanalisierung der Mosel undenkbar gewesen, und auch der allgemeine Schiffsverkehr konnte bis dahin nur in beschränktem Umfang stattfinden.

Die starken Schwankungen des Wasserstandes und die unausgeglichene Strömung ließen nur kleinere Frachtschiffe mit geringem Tiefgang zu, und diese mussten zudem stromaufwärts getreidelt werden. Immerhin war seit dem 15. Dezember 1839 ein regelmäßiger Schiffsverkehr eingerichtet worden und als erstes Dampfschiff, das je die Mosel befahren hatte, legte an dem Tag die „Ville de Metz“ in Trier an. Es war eines von drei Schiffen, welches die Herren Landorney, Bastien und Rivet in Metz bauen ließen und mit denen sie die Schifffahrtsverbindung zwischen Metz und Trier eröffneten. In ihrer Nachfolge übernahm die Gesellschaft „De Bonnaire und Comp.“ die Strecke und erhielt dafür am 4. April 1841 von der preußischen Regierung auf sechs Jahre eine Konzession. Zeitgleich mit der ersten Fahrt eines Dampfschiffes auf der Mosel hatte sich am 11. Dezember 1839 in Trier die Mosel-Dampfschifffahrts-Gesellschaft gegründet. Im März 1840 wurde diese von staatlicher Seite autorisiert, die Mosel von Trier nach Koblenz zu befahren.

Im März begann die Dampfschifffahrt-Saison

Die Gesellschaft, die als Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von 150 000 Thalern ausgestattet war, hatte in Rotterdam zwei Dampfschiffe mit je 60 PS bauen lassen, und im März 1845 erhielt sie die Erlaubnis, auch die Saar zwischen Saarlouis und Saarbrücken zu befahren.

In der Regel begannen die Dampfschiffe ihren Dienst auf der Mosel im März eines jeden Jahres. Zuerst fuhren sie nur einmal wöchentlich, später täglich, wobei die Strecke von Trier nach Koblenz sowie von Trier nach Metz und zurück jeweils in einem Tag zurückgelegt wurde. Für die Rückfahrt von Koblenz nach Trier musste der Reisende zwei Tage mit einer Übernachtung in Traben-Trarbach einplanen.

Der Stellenwert des Schiffsverkehrs auf der Mosel wurde von der preußischen Regierung anfangs hoch angesetzt und sie verwendete seit 1839 „ auf die Correcturen der Mosel und der Saar die bedeutende Summe von 450 000 Thalern“. Durch die veränderten politischen Verhältnisse nach dem Krieg 1870/71 und mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Trier- Koblenz verlor die Moselschifffahrt jedoch im Laufe der Jahre immer mehr an Bedeutung. Erst mit der Kanalisierung wurden hier wieder neue wirtschaftliche Impulse gegeben, und mit dem Bau des Trierer Hafens im Jahre 1965 wurden Handel und Industrie in der Region weiter gestärkt.

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