Vom Badeparadies zum "Schandfleck"
Auf der Sauerinsel vor Langsur tummelten sich schon Badehungrige und Kühe. Heute darf das kleine Eiland nicht mehr betreten werden und ist zum Leidwesen vieler Anwohner übersät mit Unrat und Ästen - angeschwemmten Überbleibseln von Hochwassern.
Langsur. Jetzt, wo die Bäume ausgetrieben sind, sieht die Sauerinsel vor Langsur geradezu idyllisch aus. Nähert man sich ihr und schaut hinter das Blattwerk, kommt zentnerweise Unrat zum Vorschein: Abfall, Plastikteile, Bretter und Äste liegen kreuz und quer übereinander - angeschwemmt im Laufe der Jahre vom Hochwasser. Für Ordnung entlang der Sauer sorgte einmal die Strommeisterei Echternacherbrück, doch die führt längst keine Räumungsaktionen mehr durch; die Unterabteilung des Wasserwirtschaftsamtes besteht nicht mehr.
Für Ulf Bracker ist vor Langsur ein "Schandfleck" entstanden, der schleunigst beseitigt werden müsse. So wie er denken viele Langsurer. Nicht wenige im Ort verbinden mit der etwa 300 Meter langen und bis zu 50 Meter breiten Insel schöne Jugenderinnerungen, so wie Bracker: "Das war im Sommer unsere Liegewiese. Wir sind in die Sauer gesprungen und haben uns stromabwärts treiben lassen." Nach der Schule bauten die Jugendlichen Bretterhütten auf der Insel oder Boote aus Schilf.
Die Sauerinsel wurde auch als Weideland genutzt. Die Familie Thull hatte den Flecken nach dem Krieg für 20 Jahre vom Wasserwirtschaftsamt gepachtet und trieb seine Kühe über eine Furt dorthin. Klara Braun, geborene Thull (74), kann sich noch gut erinnern: "Ich habe die Rinder von meinen Eltern und von Onkel und Tante gehütet, wenn ich um eins aus der Schule kam."
Eine Renaissance als Weide- oder Badeinsel wird es wohl nicht mehr geben. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord hat den Zutritt untersagt, aus Sicherheits- und Naturschutzgründen. Die naturnahe Entwicklung habe Vorrang, sagt Holger Kugel, bei der SGD Referent für Wasserhaushalt und Grundwasserschutz. Rheinland-Pfalz weise gezielt Gewässer zum Baden aus, Flüsse würden wegen "Restverunreinigungen" als hygienisch bedenklich eingestuft. Um eine möglichst naturnahe Entwicklung zu gewährleisten, würden Flüsse auch nicht mehr von Anlandungen gesäubert. Kugel schließt aber nicht aus, dass in Langsur eine Ausnahme gemacht wird: "Es gibt Überlegungen, beim Hochwasserschutz-Projekt (siehe "Extra) in Absprache mit Luxemburg tätig zu werden." Dass die Insel tatsächlich geräumt wird, daran glaubt Erwin Weber nicht. Der Langsurer Heimatforscher hat schon 2002 in einem Brief an die SGD angemahnt, dass die zirka 30 Meter hohen Pappeln das Treibgut festhalten und mit ihren flachen Wurzeln nicht standfest genug sind. Sie könnten vom Hochwasser mitgerissen werden und die Langsurer Brücke gefährden. Extra Hochwasserschutz Langsur: Geplant ist eine 650 Meter lange Schutzmauer. Zusammen mit mobilen Elementen und Deichen soll der Ort auf einer Länge von gut einem Kilometer abgeschottet werden. Die Arbeiten sollen 2010 beginnen; Kosten: rund sechs Millionen Euro. (alf)