Vom Bauchkribbeln in der Ostkurve

Trier · Er ist mit Leib und Seele Eintracht-Trier-Fan, er würde sein letztes Hemd für den Verein geben und ist Fanbeauftragter: Thomas Metzger. Vom immerwährenden Bauchkribbeln, wenn der Ball rollt, und warum Trier für ihn die schönste Stadt Deutschlands ist, davon erzählt der 43-jährige Junggeselle in unserer Serie.

Trier. Genau vor 35 Jahren hat mich das Eintracht-Virus voll erwischt: Mein Onkel Günther hatte mich und meinen Cousin Marco im Jahr 1976 zum Aufstiegsspiel der Eintracht ins Stadion mitgenommen. Ich habe nur noch gestaunt: Da waren unglaublich viele Menschen, es war wahnsinnig laut und vor allem spannend. Dieses Bauchkribbeln von damals spüre ich noch immer bei jedem Spiel.
Ob zu Hause oder auswärts: Ich bin dabei! Nur meine Arbeit als Koch im Penta-Hotel in Trier hat Vorrang. Aber keine Krankheit und kein Muttertag könnten mich abhalten, in der Ostkurve unsere Jungs anzufeuern. Ich habe schon viele Höhen und Tiefen miterlebt und die ganze Gefühlspalette durchlebt: Trunken vor Freude beim Aufstieg in die zweite Liga und tief traurig beim Abstieg. In Saarbrücken, als das 1:1 den Abschied aus der 2. Liga besiegelt hatte, habe ich Rotz und Wasser geheult. Ich schäme mich dieser Tränen nicht! Ich war nicht der Einzige, der geflennt hat. Es war eine einzige Heulerei auf der Rückfahrt im Fanbus bis Trier.
Auch wütend werde ich, wenn die Spieler nicht das Letzte aus sich rausgeholt haben. Das sehe ich dann als Affront gegen meinen Verein, der mir alles bedeutet. Und dann werd\' ich sauer. Aber ich würde niemals einem Fußballer gegenüber persönlich werden und Kraftausdrücke verwenden. Da muss man die Grenzen kennen! Zurzeit gibt es rund 300 organisierte Fans.
Ich gehöre zwei Clubs an: den "Römern", deren Gründer ich bin, und den "Jannessen". Außerdem bin ich seit zwölf Jahren Fanbeauftragter. Das heißt: Ich vermittle zwischen Eintrachtfans, Verein und Polizei. Etwa 50 Anhänger sind etwas problematisch. Ich gehöre auch dem Gremium "Stadionverbot" an. Das heißt: Bevor ein Stadionverbot, das dann bundesweit bis zur Regionalliga gilt, ausgesprochen wird, wird über das, was vorgefallen ist, gesprochen und diskutiert. Das finde ich sehr gut. Dem Gremium gehören noch ein Jugendpfarrer, ein Mitarbeiter des Jugendamtes, der Geschäftsführer der Eintracht, noch ein Vorstandsmitglied und ein Mitarbeiter des Trierer Ex-Hauses an. Das Ex-Haus führt ein spezielles Fan-Projekt durch, das junge Fußballbegeisterte anspricht und sich für den Erhalt einer positiven Fankultur einsetzt.
Und seit drei Monaten verbringe ich noch mehr Zeit, insgesamt etwa 30 Stunden in der Woche, im Moselstadion: Ich kümmere mich um das Catering. Das mache ich alles ehrenamtlich - für meinen Verein. Ich würde mein letztes Hemd für den Verein geben! Ich bin auch ein riesiger Fan von Trier: Trier ist meine Heimat, am Weidengraben aufgewachsen und jetzt in Kürenz wohnend, kann ich nur sagen: Die schönste Stadt Deutschlands! Da kann ich auch mitreden, denn sowohl in Ulm, Leipzig als auch Rostock habe ich eine Zeit lang gearbeitet. Nichts ist schöner, als die Bitburger runterzufahren, und man schaut ins Tal und sieht das wunderschöne Trier. "Oh, guck mal wie schön, Trier, herrlich", hört man aus allen Ecken des Fanbusses, wenn wir von einem Auswärtsspiel wieder nach Hause kommen. Die Trierer sind zwar ein bisschen stur, und das Glas ist immer halb leer, nie halb voll, aber sie sind unheimlich liebenswert. Mein Lieblingsbauwerk ist die Porta Nigra, weil sie Teil unseres Eintracht-Wappens ist.
Auch vor dem Fernseher sitze ich gerne, natürlich nur, wenn der Ball rollt. Meine Leidenschaft für die Eintracht hätte ich auch in vier Zeilen ausdrücken können. Mit dem Refrain vom Eintracht-Lied, das die Leiendecker Bloas komponiert hat: "Mir senn daobei ganz egal wat passeert, heut ganz genau su wie friehjao. Mir senn daobei, mir bleiwen emmao treu, für uns geddet nur Eintracht Trier." ( "Wir sind dabei, ganz egal was passiert, heute ganz genauso wie früher. Wir sind dabei, wir bleiben immer treu. Für uns gibt es nur Eintracht Trier.")

Aufgezeichnet von Katja Bernardy

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