Vom Ein-Mann-Betrieb zum wichtigsten Bauentwickler für Trier: EGP hat unter Jan Eitel Stadtgeschichte gemacht

Trier · Geschäftsführer Jan Eitel verlässt die EGP, um sich selbstständig zu machen (der TV berichtete am Mittwoch). Der 47-Jährige hat in den vergangenen 15 Jahren mit der Umwandlung von Brachen in blühende Wohn- und Geschäftsviertel die Trierer Stadtentwicklung entscheidend vorangebracht.

 Jan H. Eitel leitete 15 Jahre lang die EGP. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Jan H. Eitel leitete 15 Jahre lang die EGP. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

 ... das sich in den Folgejahren zu Triers Top-Wohnadresse entwickelte.

... das sich in den Folgejahren zu Triers Top-Wohnadresse entwickelte.

Foto: Albrecht Haag (h_st )
 Auch des Konversionsgeländes Castelnau nahm sich die EGP an.

Auch des Konversionsgeländes Castelnau nahm sich die EGP an.

Foto: (h_st )
 Zurzeit läuft auch die Entwicklung der Industriebrache Bobinet. TV-Foto: Hans Krämer, Fotos (3): EGP

Zurzeit läuft auch die Entwicklung der Industriebrache Bobinet. TV-Foto: Hans Krämer, Fotos (3): EGP

Foto: Albrecht Haag (h_st )
 David Becker. TV-Foto: Christiane Wolff

David Becker. TV-Foto: Christiane Wolff

Foto: (h_st )

750.000 Quadratmeter leeres Land lagen vor ihm, als Jan H. Eitel von der neu gegründeten Trierer Entwicklungsgesellschaft Petrisberg 2002 als erster und einziger Mitarbeiter nach Trier geholt wurde. Binnen zehn Jahren verwandelte die städtische Gesellschaft (siehe Extra) - unter Geschäftsführung Eitels und mit wachsendem Mitarbeiterstamm - das ehemalige Konversionsgelände in Triers erste Wohn- und Geschäftsadresse. Hunderte Wohnungen entstanden, 200 Unternehmen siedelten sich an, rund 1350 Arbeitsplätze wurden geschaffen.
Nicht alle gönnten Eitel den Erfolg. "Den Petrisberg hätte ich genauso gut entwickeln können - mit auf dem Rücken festgebundenen Händen und Augenbinde", ätzte damals ein an der Uni beschäftigter Stadtentwickler angesichts der vielen öffentlichen Fördermittel, die in den Petrisberg flossen.

Doch die EGP bewies sich und verwandelt ab 2012 das Ex-Militärgelände Castelnau in Trier-Feyen ebenfalls in ein blühendes Quartier.
Andere Interessenten, die dem Bund das rund 34 Hektar große Areal abkaufen wollten, zogen den Kürzeren.
Um die Sanierung alter Bausubstanz samt Ergänzung durch moderne Neubauten geht es auch beim dritten EGP-Hauptprojekt, der Entwicklung Ex-Industriebrache Bobinet seit 2010. Zunehmend agiert die Gesellschaft dabei nicht nur als Entwickler, sondern auch als Bauträger.

Warum Eitel die EGP verlässt? "Es gab und gibt keinen Dissens zwischen mir und den Gesellschaftern", betont der 47-Jährige. "Ich schmeiße auch nicht hin oder so was", sagt Eitel, "aber in meinem Alter fragt man sich halt, ob man nicht noch was anderes machen möchte, bevor die Rente ansteht."
Mit den Gesellschaftern der EGP hatte Eitel 2010 ausgehandelt, zehn Prozent der Unternehmeranteile übernehmen zu dürfen und einer Nebentätigkeit nachgehen zu dürfen. "Ich habe dann zum Beispiel in eine Gesellschaft investiert, die 2013 die 40 Hektar große ehemalige Westerwaldkaserne in Montabaur erworben hat." Dort entstehe zurzeit ebenfalls ein neuer Stadtteil, "an dessen Konzeption ich maßgeblich mitgewirkt habe", sagt Eitel.

Als "investierender Unternehmer" will er sich nach seinem Ausscheiden aus der EGP zum 30. Juni komplett selbstständig machen. "Fest steht, dass ich dann weder als Berater für die EGP auftreten und auch nicht mit einer anderen Gesellschaft in Konkurrenz zur EGP treten werde." Seinen Unternehmensanteil behält der Familienvater, der mit Frau und seinen zwei Töchtern weiter in Trier wohnen bleiben möchte. Nach seinem Ausscheiden als Geschäftsführer wechselt der gebürtige Hesse im Juli in den Aufsichtsrat der EGP. "Und bei den vierteljährlichen Gesellschafterversammlungen werde ich mich auch einbringen."

Triers Baudezernent Andreas Ludwig, qua Amt Vorsitzender des Aufsichtsrats der EGP, lobte den scheidenden Geschäftsführer beim Pressegespräch am Mittwochabend: "Die EGP hat Trier unglaublich nach vorne gebracht - und das Ganze trägt einen Namen: Jan Eitel."

Extra Die EGP

Die EGP GmbH hat ein Stammkapital von einer Million Euro. Gesellschafter sind die Stadt Trier (35 Prozent), die halböffentliche Saarbrücker Giu mbH (20 Prozent), die Sparkasse Trier (20 Prozent), die Stadtwerke Trier AöR (zehn Prozent), der bisherige Geschäftsführer Jan Eitel (zehn Prozent) und die private Stuttgarter Beraterfirma Drees und Sommer (fünf Prozent).
In den vergangenen 15 Jahren hat die EGP GmbH rund 325 Millionen Euro in ihr Kerngeschäft Standortentwicklung investiert und rund 75 Millionen Euro als Bauträger. Das Unternehmen hat heute 18 festangestellte Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 20 Millionen Euro bei einer Eigenkapitalquote von mehr als 35 Prozent. woc

Extra Zur Person

David Becker (37) übernimmt auf einstimmigen Beschluss der Gesellschafter ab 30. Juni die EGP-Geschäftsführung. Der studierte Geograf und dreifache Familienvater hat 2004 als Aushilfe bei der EGP angefangen und ist seit 2007 fest dort beschäftigt. 2010 übernahm er die Leitung des Projekts Bobinet, seit Dezember 2015 ist er Prokurist und kaufmännischer Geschäftsleiter. "Ich bin mit der EGP groß geworden und habe die vergangenen zehn Jahre Hand in Hand mit Herrn Eitel gearbeitet. Die interne Lösung, für die sich mit mir als Nachfolger entschieden wurde, steht für Kontinuität, einen radikalen Umbruch wird es unter mir nicht geben, das Unternehmen ist sehr gut aufgestellt, das gilt es vernünftig fortzuführen - darauf haben das Team und ich große Lust", sagt Becker. woc

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