Vom Erntekindergarten zur modernen Kindertagesstätte

Kasel · Ob pädagogisch, politisch oder baulich - so manches hat sich verändert, seit die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) im Sommer 1937 in Kasel einen sogenannten Erntekindergarten eingerichtet hatte. Nun wurde Geburtstag gefeiert.

 Gar nicht so einfach: Am Geburtstagsfest des Kaseler Kindergartens fischt der Nachwuchs blaue Quietscheentchen mit einem großen Küchensieb aus dem kühlen Nass. TV-Foto: Anja Fait

Gar nicht so einfach: Am Geburtstagsfest des Kaseler Kindergartens fischt der Nachwuchs blaue Quietscheentchen mit einem großen Küchensieb aus dem kühlen Nass. TV-Foto: Anja Fait

Kasel. Mit der Einrichtung eines Erntekindergartens sollten die Kaseler Landwirte und Winzer 1937 erstmals Entlastung durch staatliche Kinderbetreuung erfahren, geht aus der Chronik zum 75. Geburtstag der Kindertagesstätte St. Nikolaus hervor. Beherbergt war der Nachwuchs im Wohnhaus des Weinguts Bergweiler/Wehlen Auf der Lann, wissen Hermann Jakobs und Oswald Junk. Ihren Recherchen ist zu entnehmen, dass das Haus ein Jahr später erweitert wurde und somit der erste Dauerkindergarten in Kasel (seinerzeit für 42 Kinder) entstanden war. Später kamen die Kleinen im ehemaligen Hitlerjugend-Heim in der heutigen Schulstraße unter, das Pastor Alois Winkel für die Pfarrgemeinde angepachtet hatte. Auf die Schließung aus Kostengründen 1949 folgte die Wiedereröffnung der Kita im Oktober 1953. Hauseigentümer war die Gemeinde Kasel. Es folgten etliche Umbau- und Renovierungsmaßnahmen. Die letzte große Aktion wurde im November 2011 abgeschlossen. Durch Umbaumaßnahmen und Anbau im Erdgeschoss wurden eine weitere Gruppe, Förder-, Schlafräume, ein Personalraum und eine Küche geschaffen. Die Kosten beliefen sich auf rund 390 000 Euro.
Heute steht in der Kaseler Schulstraße eine moderne Kita, die Halb- wie Ganztagsbetreuung, Mittagstisch und pädagogisch wertvolle Arbeit für insgesamt 65 Kinder im Alter von einem bis sechs Jahren anbietet. Bauträger ist die Ortsgemeinde, Betriebsträger die Kita gGmbH.
Den Kindern ist\'s einerlei. Den Jubiläumstag mit Gratulanten aus Politik, Pädagogik, Kirche und Bauwesen nutzten sie zum Toben und Spielen. Während die Ruwertaler Winzerkapelle Kasel und der Männergesangverein Eintracht 1910 das Fest musikalisch umrahmen, rutschen Lars und Justin (beide 6) auf ihren Hintern den Hang draußen hinab. Justin: "Meine Lieblingsspiele sind das Maulwurf- und das Essenskönigspiel, aber am allerschönsten ist der Hang." Bürgermeister Bernhard Busch sagte: "Hier wurden auch vor 75 Jahren schon Kinder erzogen, aber ganz anders. Es kommt vor allen Dingen auf den richtigen Geist an." anf
Extra

In der Verbandsgemeinde Ruwer gibt es insgesamt elf Kindergarten-Standorte: Gusterath, Gutweiler, Holzerath, Kasel, Mertesdorf, Morscheid, Lorscheid, Osburg, Pluwig, Thomm und Waldrach. Aufgrund des ab 2013 geltenden Rechtsanspruchs auf Krippenplätze für unter Dreijährige müssen an allen Einrichtungen bauliche Maßnahmen vorgenommen werden. Ortsgemeinden und Kreis werden bis zur endgültigen Fertigstellung insgesamt 10 Millionen Euro investiert haben. anf

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