viezjupp Vom Müssen

Schaahaatz“, flötete meine Bärbel mir gestern ins Ohr. Ich war sofort hellwach. Ein langgezogenes aaahaa in der Mitte von Schatz – das konnte nur bedeuten, dass sie Pläne hatte, in denen mir eine Rolle zugedacht war, von der sie wusste, dass ich diese nicht mögen würde.

Vom Müssen schreibt viezjupp am 16. Januar
Foto: TV/Werhan, Michael

Und so war es auch: „Schaahaatz, wir müssen nach Luxemburg. Ich muss mir unbedingt eine neue Hose holen“, säuselte Bärbel. „Wegen deiner Corona-Kilos?“, fragte ich. „Welche Corona-Kilos?“, gab Bärbel Unwissenheit heuchelnd zurück und stemmte sich von der Couch hoch. „Nein, meine alten Hosen sind alle im Trockner eingelaufen. Jetzt muss eine neue her. Und in Luxemburg haben die Geschäfte wieder auf!“

Naja. Was muss, das muss wohl, sagte ich mir. Und gestritten wird ja eh schon mehr als genug überall. Ich lud also Bärbel ins Auto und ab ging’s ins Ländchen.

Im Auto war’s kalt, der zweite Frühstückskaffee war in der Blase angekommen, der Bund der im Trockner eingelaufenen Hose – haha – drückte. Und so kam es, wie es kommen musste: Kaum in Luxemburg angekommen, musste Bärbel. Aufs Klo. Das Problem: Es gab keins. Nicht im Parkhaus. Und auch nicht in den Geschäften, die zwar ihre Verkaufsräume offen, aber entweder erst gar keine sanitären Anlagen hatten oder diese wegen Corona abgesperrt ließen. Und die Cafés und Restaurants rund um den Place d’Armes, in denen wir bei Luxemburg-Touren sonst immer ein Kaffee- und Pinkelpäuschen einlegen, sind alle noch im Lockdown.

Das war’s dann mit dem vermeintlich gemütlichen Einkaufsbummel. Schneller als die Luxemburger Polizei erlaubt, ging es zurück nach Trier. Knapp schafften wir es bis zur Raststätte Markusberg. „Kleine Sünden bestraft der liebe Gott eben sofort“, sagte ich meiner erleichterten Bärbel. Denn wer muss schon unbedingt nach Luxemburg zum Shoppen, wo doch eigentlich bei allen mehr als genug in den Schränken hängt und man derzeit ohnehin kaum Gelegenheit hat, die neue Klamotte auszuführen.

Von der Corona-Ansteckungsgefahr für sich und andere mal ganz abgesehen. Also: Bleibt zu Hause und gesund, trinkt 'nen Viez und verzichtet auf den Shopping-Tourismus, rät euch euer Jupp.

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